Sehr geehrter Prof. Dr. Costa,
meine Frau hat extreme Angst sich mit Toxoplasmose oder Listeriose
anzustecken. Erschwerend kommt hinzu, dass sie eine chronische Erkrankung hat
und daher generell vorsichtiger in Bezug auf Hygiene ist.
Sie befürchtet, dass die normalen Verhaltensgrundsätze in der
Schwangerschaft nicht ausreichend sind, da das Immunsystem nicht zu
100% arbeitet. Zu allem Übel kamen in der Vergangenheit auch
Angstzustände dazu.
Natürlich befolgen wir die üblichen Ratschläge, wie "Kein rohes Fleisch", "Brettchen nach
dem Gebrauch spülen", "Keine Mülltonne berühren in der sich Katzestreu befindet"
aber darüber hinaus kommt es immer wieder zu Situationen, in denen wir
uns uneinig sind, speziell bei der Frage nach einer Infektion durch
eine indirekte Berührung und ob der gesteigerte Drang sich die Hände
zu waschen gerechtfertigt ist.
Beispiel:
Ich esse zum Frühstück ein Brot mit Leberwurst und trinke währenddessen aus meiner
Kaffeetasse. Anschließend wasche ich mir die Hände, gehe aber mit der
gleichen Tasse an den PC.
Hier geht meine Frau davon aus, dass sowohl die Kaffeetasse, aber
auch die Tastatur Toxoplasmose übertragen können.
Im Grunde stellt sich uns die Frage, inwiefern Toxoplasmose von
einem Gegenstand auf einen anderen übertragen werden kann, bzw. sich
mehrfach über verschiedene Gegenstände verbreiten kann. Zum Beispiel Türklinken.
Unsere Wohnung ist nun voller potenzieller Gefahrenherde.
Wir waschen uns beide täglich sehr häufig die Hände.
Ich hoffe die Befürchtungen sind überzogen und Sie können uns die
Angst etwas nehmen, gerne auch mit einem Beispiel, wie viel Vorsicht
angebracht ist und ab wann es uns mehr schadet als hilft.
Vielen Dank
von
Papafragezeichen
am 16.07.2019, 08:49
Antwort auf:
Toxoplasmose/Listeriose
Die Angst Ihrer Frau, sich zu infizieren oder etwas falsches zu machen und so das ungeborene Kind zu gefährden, ist den meisten Schwangeren gemeinsam und zeigt nur die "übliche Sorge der Mütter", die eigentlich ein Instinkt ist. Wie Sie selbst vielleicht wissen, hört diese Sorge nach der Geburt nicht auf und viele, ja die meisten Mütter meinen, dass sie ihre Kinder bis ins hohe Alter beschützen müssen (...), weil diese Menschen immer "ihre Kinder" bleiben... Dagegen kann man nichts tun. Väter machen sich ja auch Sorgen, äußern diese nur nicht so oder verfügen über andere Verdrängungsmechanismen...
Wie dem auch sei, ganz normale Hygienemaßnahmen reichen völig aus, um sich keine Infektion in der Schwangerschaft zuzuziehen. Ich will wirklich nichts verharmlosen, aber die Hauptgefahr einer Toxoplasmose oder Listeriose ist eher im Internet zu finden... NIcht in der Realität. Einfach weil so gut wie jede Schwangere ein Immunsystem hat, welches sie gegen Infektionen schützt. Nur ein Teil des Immunsystems "tickt anders", um das Kind nicht als Fremd zu erkennen und so abzustoßen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Zu Ihrem Beispiel mit dem Leberwurstbrot zum Frühstück, Berühren der Kaffeetasse, danach Händewaschen und die anschließende Tätigkeit am PC stellt keine Gefahr dar. Ganz sicher. Weder die Kaffeetasse noch die Tastatur sind durch Toxoplasmen befallen.
Toxoplasmose wird nicht von einem Gegenstand auf einen anderen übertragen, das ist eine Lebensmittelerkrankung und eine Infektion entsteht nur durch das Essen infizierter Lebensmittel. Wir alle essen weder Kaffeetassen, noch Tastaturen noch Türklinken...
Wenn Sie sich beide täglich und sehr häufig die Hände waschen, reicht das völlig aus. Man muss in der Schwangerschaft nicht in einem sterilen Operationssaal leben, keine Sorge...
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 19.07.2019