Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Wieder Frage zu Trotzphase

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Wieder Frage zu Trotzphase

AS306

Sehr geehrter Herr Nohr, ich kenne bereits ihre Beiträge und Artikel zur Trotzphase und verstehe auch, was mein Sohn gerade "durch macht". Nichts desto trotz weiß ich nicht weiter: Mein Problem ist, dass ich nicht weiß was ich machen soll, wenn mein Sohn um alles in der Welt seinen Dickkopf durchsetzen möchte. Er macht dann einfach absichtlich das, was ich nicht möchte. Wenn er z.B. im Blumenbeet steht und ich sage "kommst du bitte da raus, ich möchte nicht dass die Blumen kaputt gehen" dann schaut er mich an und zertrampelt absichtlich die Blumen. Ich sage dann "letzte Warnung, sonst gehen wir rein" - er macht weiter. Dann nehme ich ihn und wir gehen rein. Und das ist nur ein Beispiel, das geht von morgens bis abends so. Irgendwo hoch klettern, Dinge die Treppe runter werfen, mit irgendwas die Küchenfronten zerkratzen und und und. Ich habe das Gefühl, er will wirklich einen Machtkampf anzetteln. Aufgezeigte Alternativen interessieren ihn nicht und auch die Konsequenzen nimmt er reaktionslos hin. Das ist auch Situationsunabhängig - also selbst dann, wenn wir eigentlich gerade "was schönes" zusammen machen. Dass er durch sein Verhalten diese Aktivität beendet scheint ihm egal zu sein. Meine Eltern passen auch nicht mehr auf ihn auf, weil denen das "zu anstrengend" ist, dass er "nicht hört". Vielen Dank


Hallo, Ihr Sohn scheint das ganze Programm abzuspielen, jede Testform zu nutzen. Ich fand immer hilfreich mir die Situation so zu erklären: Er provoziert alles Mögliche aber eigentlich ist es gar nicht nur Machtkampf und Stärkedemonstration (die ist es natürlich auch und es macht auch Spaß, sich so stark zu fühlen), sondern auch die wichtige Frage, "magst du mich auch noch, wenn ich so böse/frech/gemein usw. bin?". Wenn man diese Hintergrundfrage im Kopf behält, kann man leichter auch konsequent korrigieren und liebevoll klar sein, ohne dass man in diese emotionale Heftigkeit rutscht. Es ist dann eine "besondere Frageform" des Kindes, auf die man anders reagieren kann. Dann wird er aus dem Beet geholt, das Spiel ist zu Ende......, aber es entsteht nicht so eine "du bist böse" Haltung. Eine klare Haltung ohne persönliche und emotionale Distanzierung wäre das. Erwarten Sie in dieser Phase weder verstehen noch (für Erwachsene) sinnvolles Handeln. Aber Sie überstehen solche Situationen besser mit dieser Haltung, weil Sie das Geschehen nicht so "anfasst". Versuchen Sie es mal. Dr.Ludger Nohr


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