Esmeralda
Hallo, meine Tochter (fast 5) ist gegenüber anderen Kindern schüchtern, ängstlich. Sie ist kleiner als der Durchschnitt. Sie hat z.B. in der Öffentl. Angst, vermutete Regeln zu übertreten. Zuhaus mir gegenüber hat sie viel eigenen Willen und Ideen und diskutiert viel und wortreich. Unter Kindern lässt sie sich alles wegnehmen oder lässt andere vor. Kann sich auf Geburtstagen nicht so weit reindrängeln, dass sie das Interessanteste mitmachen könnte. Verweigert sich ggf. sogar, wenn die Gastmutter sie extra vorholen möchte. Aber oft ist doch ihre innere Enttäuschung und Frustration groß – dann überträgt sie die Situation auf mich. Ich hab angeblich irgendwas falsch gemacht oder ich bin angeblich direkt an der Situation mit dem anderen Kind schuld (ich hätte das Spielzeug kaputt gemacht. Das glaubt sie wirklich!). Sie weint, ist scheinbar traurig und wütend zugleich und kratzt, haut und tritt mich, auch in der Öffentlichkeit. (Manchmal bei Abholung aus dem KiGa.) Sie lässt sich dann weder verbal noch körperlich trösten, hält es aber auch nicht aus, wenn ich wegen des Hauens zurückweiche oder aus der Situation gehen will. Inzwischen wehrt sie sich dann gegen alles, auch wenn ich sie nur aus der überfordernden oder für sie unangenehmen Situation nach Hause bringen möchte. Reden hilft weder in der Situation noch später in ruhigen Minuten. Sie fühlt sich von mir oft ungerecht behandelt wenn ich sie rüge. Selbst wenn sie sich für das Hauen entschuldigt, und auch „privat“ oft kooperiert oder süß ist, am nächsten Tag geht es wieder so weiter. Mir nimmt das inzwischen eine Teil Lebensfreude. Heute meinte sie, durch das Hauen fühlt sie sich stärker. Aber das kann nicht die Strategie bleiben, was tun?
Guten Tag, Ihre Tochter scheint unbewusst von Ihnen eine deutliche Grenze einzufordern. Deshalb provoziert sie solche Situationen auch immer wieder. Sie brauchen nicht zurückzuweichen oder aus der Situation zu gehen, wenn Ihre Tochter Sie angreift. Gehen Sie auf sie zu und zeigen Sie Ihrer Tochter, dass Sie mit diesen Situationen fertigwerden und ihr gewachsen sind. Nehmen Sie sie an der Hand und bringen Sie sie rasch aus der Situation. Wenn Ihre Tochter vor Frustration oder Wut orientierungslos ist, braucht sie Sie, um die Situation zu strukturieren und ihr Orientierung zu geben. Wenn Sie Ihrer Tochter signalisieren "das lasse ich mit mir nicht machen", erlebt sie Ihre Stärke und kann beginnen, diese in Konflikten mit anderen Kindern zu übernehmen. Erklärungen oder Ermahnungen sind in diesem Alter oft noch nicht hilfreich, weil sie das Kind im Affekt nicht erreichen. Eine klare und eindeutige Handlung ist für ein Kind viel hilfreicher. Bleiben Sie dabei möglichst ruhig und gelassen. Das betont für Ihre Tochter Ihre Souveränität. Wenn Ihre Tochter Sie für etwas verantwortlich macht, können Sie ihr sagen "das wäre schön, wenn ich das schuld wäre. Dann hättest du nichts damit zu tun. Aber wir wissen doch beide, dass ich das nicht war". Fünfjährige können noch nicht gut für ihr Verhalten einstehen. Das ist ganz in Ordnung, denn sie können die dazugehörigen Affekte wie Scham oder Schuldbewusstsein noch nicht ertragen. Wenn Ihre Tochter Ihr beharrliches Durchhalten verinnerlicht hat, wird sie ihr Verhalten aufgeben können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Esmeralda
Im Alltag, manchmal möchte sie kuscheln, aber wird wütend, wenn ich sie falsch berühre oder so. Das Kind einer Bekannten weint auch oft oder wird wütend, aber drückt sich dann an die Mama, wird gestreichelt und dann geht es wieder zu den anderen ins Spiel hinein. Still bei meiner schreienden Tochter zu stehen, hilft nicht, das zieht viel Aufmerksamkeit Dritter und Erklärungswünsche auf uns. Dass die Situationen auftreten, wäre ok, wenn das Ganze nicht so lange (20 - 30 min) anhalten würde, ich (oder sie selbst, aber sie schafft es nicht) das deeskalieren könnte und wir nicht so viel verpassen oder abbrechen müssten. Wenn wenigstens ein friedlicher Abbruch möglich wäre, der ihr schnell helfen würde. :(
Esmeralda
Tja, Danke, für Ihren Versuch eines Ratschlags. Das mit dem an der Hand nehmen ist nicht praktikabel. Sowas hab ich natürlich längst versucht. Ich bin keine Wischi-Waschi-Mutter, alleine aus meinem Männerberuf heraus kann ich sehr gut mit Körperhaltung und Stimme eindeutig sein und Grenzen setzen. Ich sage immer erst ruhig Nein, schon seit vielen Wochen. Aber einfach "Souveränität" ausstrahlen, führt nicht dazu, dass meine Tochter sich an der Hand wegführen ließe. Die Eindeutigkeit und Entschlossenheit erreichen sie genauso wenig wie Worte, nimmt sie in den Momenten doch gar nicht wahr. Wenn ich sie an der Hand nehme, wirft wie sich zu Boden, haut und tritt und ich kann ihr ja nicht sehr weh tun oder das Handgelenk brechen, indem ich einfach anreiße und sie schleife. Sie ist nicht mehr drei und ich zierlich. Wenn meine Tochter sich nach Kräften wehrt, funktioniert das mit dem Tragen nicht lange. In der Praxis hab ich oft auch einen Rucksack oder es gibt Stufen. Sie zappelt und drückt gegen mich, windet sich, fällt mir dann fast runter, wirft meine Brille davon und sowas, oder hält sich z.B. unvorhersehbar am Treppengeländer fest, was mich schon fast zu Fall gebracht hätte. Und sie im Auto gegen ihren Willen anzuschnallen, das ist nicht mehr wirklich möglich, da müsste ich üble Gewalt anwenden und ihr weh tun. Außerdem müsste ich mich über sie beugen und sie hat schon mal so in mein Ohr geschrien, dass ich fast einen dauerhaften Schaden erlitten hätte. Bis ich sie aus der Situation habe, bin ich kurzatmig und nassgeschwitzt, das ist nicht sehr souverän. :( Das ist ja genau das Problem. Und auf der Autofahrt hätte sie Zeit, sich zu beruhigen, tut sie aber nicht. So ein Versuch des körperlich Überwältigens führt erst auch bei mir zur Wut, weil sie dann viel mehr eskaliert, mir der körperliche Kampf zuwider ist und es eben einfach nicht gut funktioniert. Sie hat ja keine Angst vor mir. Eltern, die ihre Kinder zuhause heimlich schlagen, die können auf dem Spielplatz mit ruhiger Stimme sagen, du kommst sofort mit und die Kinder funktionieren. Da sehe ich die Angst in den Augen der Kinder, die verstummen und zu Robotern werden. Sie hat auch mal gesagt, den Jungen, der ihr das eigentlich weggenommen hat, den würde sie nicht schlagen, der könnte ihr ja wehtun. Sie weiß, dass ich das nicht mache. Ich hab mich noch nie kommentar- oder widerstandslos schlagen lassen! Ich fliehe auch nicht ängstlich vor ihr. Ich weiche nur eine Handbreit zurück, so dass ich aus ihrer Faust-Reichweite bin und dann rückt sie i.d.R. auch nicht nach. Dann weint und schreit sie ohne Hauen. Wenn ich ihre Hände festhalte, wird sie noch sehr viel wütender und sie geht mich körperlich mehr an. Ich möchte mit ihr zusammen aus der Situation gehen, nicht allein. Sie beruhigt sich aber einfach nicht. Ich habe ihr schon oft vorgemacht, dass man für sich einstehen muss. Hab am Spielplatz Schwächere verteidigt. Oder mich ruhig gegen eine wütende Verkehrsteilnehmerin behauptet. Geh mir ihr zum Kinderturnen, da stehen alle an, auch wenn gedrängelt wird, muss sie aushalten, bis sie an der Reihe ist und muss auf die Leiterin hören. Sie weint m.E. vor Angst und weil sie selbst Situationen ohne Hilfe bewältigen möchte, es aber nicht schafft. Sie von sich selbst enttäuscht ist. Und dann kann sie nicht mehr auftauchen aus dem Gefühlschaos, und bisher konnte ihr nichts dabei helfen. :(
Guten Tag, es tut mir leid, wenn ich mit meinen Ausführungen keinen Beitrag zur Lösung Ihres Problems geben konnte. Wenn die Konflikte wie zuletzt beschrieben ablaufen, könnte es sinnvoll sein, sich vor Ort Hilfe zu suchen. Dort würde man Ihre Tochter persönlich kennenlernen und könnte so die Problematik angemessener einschätzen. Alles Gute Ingrid Henkes
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