Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Wie abstillen ohne der Bindung zu schaden?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Wie abstillen ohne der Bindung zu schaden?

Mamakastaniebaum

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Guten Tag Herr Dr. Nohr, mein Sohn ist 21 Monate alt. Er isst bei uns mit, die Menge ist sehr übersichtlich. Daher stille ich noch immer häufig Tag u Nacht. Das kann und möchte ich nicht mehr. Nun versuche ich das stillen im ersten Schritt zu reduzieren, aber je mehr ich es versuche , umso mehr fordert er es ein. Er isst nun seit drei Tagen gar nichts mehr und will quasi rund um die Uhr stündlich stillen. Wenn ich ihm erkläre, dass er doch essen kann, wird er so verzweifelt und ruft „Mama nein“. Er weint so bitterlich als ginge es um sein Leben. Ich kann das nicht aushalten und gebe nach. Denn sein weinen macht mich unglaublich wütend und aggressiv. Ich fühle mich als Versagerin, die es nicht schafft „durchzugreifen „. In dieser Situation geduldig zu bleiben, verlangt mir alles ab. Ich habe große Angst ihm und unsere Bindung zu schaden. Er wird bis jetzt nur von mir und meinem Mann betreut und die Bindung zu uns ist sehr gut. Kinderarzt ist keine Hilfe, denn er rät nur zum radikalen Entzug der Brust. Was raten Sie hinsichtlich der Entwicklung und Bindung unseres Sohnes? Radikaler Schritt weil sonst nie ein Ende? Nochmals zurück auf Anfang und dem Essen keine Bedeutung schenken und meine Bedürfnisse zurück stellen? Ich bin einfach nur verzweifelt und will nichts falsch machen, was ihn „brechen „ könnte. (Schnuller/Flasche wird nicht angenommen). Danke für Ihre Zeit und Arbeit hier.


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Gute und sichere Bindung entsteht in diesem Alter nicht nur durch Wunscherfüllung, sondern auch durch die Erfahrung, miteinander schwierige Situationen zu meistern. Frustrationen werden immer wieder stattfinden. Ein schrittweises Abstillen (immer mal wieder geht es ja) mit 21 Monaten mag für Ihren Sohn frustrierend sein, aber wenn er es im Kontakt erlebt, mit Ihrer verständnisvollen Unterstützung bei sachlicher Klarheit (z.B. ich weiß, dass du jetzt am liebsten die Brust hättest aber das geht leider nicht mehr und wenn du Hunger hast.....) wird er gerade erleben, dass sie diese schmerzliche Erfahrung nicht trennt. Mit dieser Ihrer Einsicht ist es auch etwas leichter, den bitterlichen Schmerz, den ihr Sohn in dem Moment erlebt, miteinander zu überstehen. Aber es ist ein Trennungsschritt, für beide. Es könnte auch gut sein, dass in solchen Situationen was Besonderes mit dem Vater reizvoll ist, und damit dessen Rolle auch gestärkt wird. Dr.Ludger Nohr


AnnaC

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Hallo Kastanienbaum, ich kann Dir nur aus meiner Erfahrung schreiben: ich habe meine erste schrittweise abgestillt (erst nicht mehr tagsüber, dann nur noch morgens und abends zum Einschlafen), bis sie drei war. Das ging gut. Die zweite konnte das überhaupt nicht akzeptieren und hat die Nächte nur geschrieen. Erst, als ich sie dann völlig abstillte (ich war schwanger und es tat wirklich weh), hat sie es innerhalb kurzer Zeit akzeptieren können. Vielleicht ist es tatsächlich schwer für Deinen Sohn, mal ja mal nein zu erleben. Kannst Du mit ihm feste Zeiten ausmachen? Eben z. B. abends zum Einschlafen nur noch. Ausserhalb wird nicht gestillt. Wenn er dann weint, bist Du oder Dein Mann liebevoll für ihn da, aber eben ohne Brust. Ich wünsche Dir alles Gute. Der Bindung wird es nicht schaden.


Bärenmama2016

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Hallo M, falls ihr im Moment "immer und überall" stillt, wäre es vielleicht ein erster Schritt, das nur noch in einem bestimmten Zimmer und in bestimmten Zusammenhängen zu tun. Also zb nur noch nach den Mahlzeiten oder nur noch vorm Schlafen. Vielleicht kannst du so die "Verlockung zwischendurch" etwas verhindern. Ich habe so abgestillt, indem ich am Ende meinen Sohn einfach in einem anderen Zimmer ins Bett brachte als das, in dem ich ihn vorher in den Schlaf gestillt hatte. Das klappte gut. Ansonsten möchte ich noch grundsätzlich sagen dass jede Veränderung, die nicht vom Kind ausgeht, etwas anstrengend sein kann. Aber auch deine Bedürfnisse sind sehr wichtig und dein Kind wird die neue Situation sicherlich viel schneller akzeptieren als du jetzt glaubst - wenn du nur dahinter stehst und es konsequent durchziehst. Liebe Grüße und viel Erfolg!


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