DanielaR
Guten Tag Frau Henkes, meine Tochter ist 13 Monate alt und schläft seit dem ersten Tag nachts praktisch nur auf mir liegend. Abends nach dem Einschlafen (was bis heute ausschließlich an der Brust funktioniert) kann ich sie meistens noch ablegen, dann wird sie nach spätestens 3 Stunden das erste Mal wach, muss gestillt werden und lässt sich dann meistens nicht mehr ablegen. So geht es dann die ganze Nacht weiter, nicht selten schläft sie auch mal auf mir liegend über Stunden gar nicht mehr ein. Ein Schnuller ist absolut keine Option für sie, wir versuchen es bis heute immer wieder, sie lehnt ihn rigoros ab. Ich möchte zum einen gerne demnächst abstillen und zum anderen kann ich den Schlafmangel sowie die sehr unbequeme Schlafposition immer schlechter wegstecken, so dass nachts eine Änderung her muss. Gleichzeitig scheint sie aber einfach ein so extremes Nähebedürfnis zu haben, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie es gehen soll, wenn sie ohne Brust bzw überhaupt ohne mich schlafen soll, was mich bisher zögern lässt, das Ganze wirklich anzugehen. Dass es immer irgendwie geht, wenn man konsequent bleibt, weiß ich, die Umsetzung an sich ist bei der ganzen Sache auch nicht das Problem für mich. Selbstverständlich würde ich sie dabei auch nicht alleine schreien lassen - ohne Schreien wird es ja nicht gehen. Kann man generell sagen, dass Abstillen sowie auch der nächtliche Entzug von Körperkontakt (in der bisherigen Form) für ein Kind mit 13 Monaten zumutbar ist, oder wäre es tatsächlich möglich, dass ihr das langfristig schadet (ich bin kein Freund der Verwendung des Begriffes "Trauma")? Diese Sorge ist glaube ich das, was mich aktuell noch davon abhält. Vielen Dank im Voraus!
Guten Tag, ich denke, da können Sie unbesorgt sein. Das Abstillen ist in diesem Alter zumutbar. Stillen dient ja dazu, Kinder, die noch nichts anderes zu sich nehmen können, zu ernähren. Die dabei nötige körperliche Nähe fördert obendrein die Bindung an die Mutter und verschafft dem Säugling das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Zur Ernährung benötigt Ihre Tochter mit einem Jahr das Stillen nicht mehr. Sie kann schon andere Kost zu sich nehmen. Die Bindung lässt sich ebenfalls auf anderem Wege vertiefen. In der psychischen Entwicklung gibt es in jeder Phase neue Entwicklungsaufgaben, die auch ein Kleinkind schon bewältigen muss. Das geht nicht immer ohne Schwierigkeiten. Die gilt es dann zu bewältigen. Das Abgestillt werden ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Autonomie, da sich so die Abhängigkeit von der Mutter verringert. Für Ihre Tochter gehören Sie auch körperlich noch ganz zu ihr. Das gilt vor allem für die Brust. Mit einem Jahr kann sie erfahren, dass Sie zwei getrennte Wesen sind und dass Ihre Brust nicht ihr gehört. Das mag eine unangenehme Erfahrung sein. Sie ist jedoch für die Entwicklung notwendig. Für das Gelingen des Abstillens ist es sicher nötig, in kleinen Schritten vorzugehen. Wenn Ihre Tochter abends eine Flasche bekommt, kann Sie beim Trinken nicht auf Ihrem Bauch liegen. Sie wird neben Ihnen liegen. Das können Sie ihr eine Weile gewähren. Dann können Sie sich zunehmend mehr lösen, sobald Ihre Tochter im Tiefschlaf ist. Vielleicht wird Ihre Tochter zum Abendessen Brei bekommen. Der sättigt, so dass oft die Schlafphasen tiefer und länger werden können. Sie können auch ein T-shirt, das nach Ihnen riecht, neben Ihre schlafende Tochter legen. Möglicherweise nimmt sie nach dem Abstillen auch eher einen Schnuller. Schaffen Sie viele Situationen, in denen Ihrer Tochter Ihre körperliche Nähe erhalten bleibt. Sie sollten Sie auch bei nächtlichem Weinen zu sich nehmen. Sie kann dann neben Ihnen liegen und nicht auf Ihnen. In dieser Phase kann sich auch der Vater stärker als Bezugsperson ins Spiel bringen. Wenn Sie eine klare Entscheidung getroffen haben, wird das Abstillen gelingen. Sie sehen das meines Erachtens sehr richtig. Auch wenn Ihrer Tochter das nicht gefällt und sie ihren Unmut kundtut, ist das Abgestillt werden keine traumatische Erfahrung. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes