Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Verhalten Sohn 2 Jahre und 3 Monate

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Verhalten Sohn 2 Jahre und 3 Monate

Jasmin1234271

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Hallo Frau Henkes,  ich bitte um eine fachliche Einschätzung zu meinem Sohn. Er ist 2 Jahre und 3 Monate alt, Zwilling. Er benimmt sich seit einigen Wochen echt merkwürdig: Reißt Pflanzen in der Wohnung um, wirft Gegenstände und Möbelstücke umher, auch Geschirr, räumt den Tisch ab, räumt Schubladen aus. Dieses Verhalten kenne ich aus der Babyzeit. Damals habe ich es damit begründet, dass er alles erkunden muss. Er und sein Bruder sind auch sehr sehr -positiv ausgedrückt- experimentierfreudig. Was will er mit diesem Verhalten bbezwecken? Meine Reaktion? Das Problem ist, je deutlicher ich werde desto mehr verstärke ich sein Verhalten.  Er lacht mich dann aus, zumindest fühlt es sich so an und sein Bruder macht dann auch mit. Es macht mich wahnsinnig!!!!! Ich werde schrecklich wütend. Je wütender ich werde desto mehr feuere ich ihn an. Ich versuche ihn dann oft aus der Situation zu nehmen.  Das hilft nicht immer, aber ist immernoch am erfolgreichsten. Ich möchte aber verstehen was sein Verhalten bedeutet.  Können Sie mich da aufklären? Hinzu kommt, dass er sehr anhänglich ist zur Zeit, bei vielen Dingen, die er eigentlich kann, um Hilfe bittet und ständig nach mir ruft, wenn er mich nicht sieht, ich im anderen Raum bin. Mein Mann sagt, das Verhalten sei auffällig, er vergleicht das Verhalten mit seiner Nichte, die im selben Alter ist. Sie ist nicht so "provokativ". Danke im Voraus,  J.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, das Verhalten Ihres Sohnes ist in diesem Alter recht üblich. Ihr Sohn ist in der sogenannten Trotzphase und lernt seinen Willen kennen, den er dann auch umsetzen möchte. Diese Phase ist für die Entwicklung wichtig, weil Kleinkinder so merken, dass sie selber etwas wollen können und dass dieses sich von dem Wollen der Eltern unterscheidet. So erleben Kleinkinder erstmals die eigene Handlungsmächtigkeit und gelangen zu mehr Autonomie. Daher sollten Kinder in diesem Alter auch immer mal wieder ihren Willen durchsetzen können. Sie müssen jedoch zugleich lernen, dass es Grenzen gibt, an die sie sich anpassen müssen. Dazu brauchen sie starke Eltern, die in der Lage sind, ruhig und bestimmt die gesetzten Grenzen zu wahren. Vielleicht gelingt es ihnen, nicht so wütend zu werden, wenn Sie wissen, warum Ihr Sohn sich so verhält. Ihr Sohn will Sie mit seinem Verhalten nicht ärgern oder auslachen. Er stellt für sich fest, dass er "nur mal kurz eine Pflanze umwerfen muss" und schon kann er bei Ihnen eine so starke Reaktion auslösen. Das bestätigt ihn in der Wahrnehmung seiner gerade erwachten Wirkmächtigkeit. Ein solcher Erfolg drängt auf Wiederholung. Er bleibt damit ganz bei sich. In Ihre Lage kann er sich mit zwei Jahren noch nicht versetzen. Die Anhänglichkeit Ihres Sohnes beruht vermutlich darauf, die Sicherheit zu finden, dass Sie ihn trotz seines Verhaltens weiter lieben und ihm dieses Verhalten nicht übel nehmen. Diese Versicherung sollten Sie ihm geben. Das können Sie auch, selbst wenn Sie ihn gelegentlich aus der Situation entfernen müssen. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, die Wohnung noch kindersicherer zu machen, Pflanzen wegzustellen und Schubladen mit einer Kindersicherung zu verschließen. Das erspart Ihnen allen unnötigen Ärger. Mit zunehmendem Alter wächst die Einsichtsfähigkeit Ihrer Kinder und das Beachten von Regeln. Dann können Sie die Wohnung wieder anders gestalten. Setzen Sie zunächst wenige Grenzen, die Ihre Kinder nicht überfordern. Setzen Sie diese dann durch. Bei Zweijährigen empfehle ich eine eindeutige einschränkende Handlung der Eltern, die bei einem impulsgesteuerten Zweijährigen besser wirken als sprachliche Aufforderungen. Hindern Sie Ihren Sohn an unerlaubten Handlungen, indem Sie ihn festhalten oder von verbotenen Gegenständen entfernen. Sie können auch nach Möglichkeiten suchen, Verbotenes in etwas Erlaubtes umzuwandeln. So können Ihre Söhne Ihnen helfen, den Tisch abzudecken, indem Sie ihnen Dinge zum Tragen geben, die unproblematisch sind. Kinder helfen in der Regel den Eltern gern. Ich gehe nicht davon aus, dass Sie befürchten müssen, dass das Verhalten Ihres Sohnes auffällig im Sinne von problematisch ist. Wenn die Trotzphase mit Ihrer Unterstützung bewältigt ist, wird er dieses Verhalten ablegen können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Jasmin1234271

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...ja, das macht Sinn und ich kann es nachvollziehen. Danke sehr!


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