Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Verarbeitung 4jährigen nach adoption der schwester

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Verarbeitung 4jährigen nach adoption der schwester

Anuschka87

Hallo,   Es geht darum dass ich vor 2 Wochen entbunden habe und bei der Geburt kam raus dass unsere Tochter trisomie 21, Herzfehler und Sauerstoff Probleme hat.  Wir sind grad im Prozess einer adoptionsfreigabe.  Unser 4 jähriger Sohn wurde die komplette Schwangerschaft sehr drauf vorbereitet dass er bald großer Bruder wird.    Wir haben ihn bisher nur erzählt dass sie krank ist und schlecht Luft bekommt. Haven ihn ein Foto gezeigt wo sie mit Schläuchen im Bett schläft. Ich erzählte ihm auch dass Mama und Papa deswegen ganz traurig sind. Er hat es gut aufgenommen und wenn jemand fragt sagt er dass sie im Krankenhaus liegt und krank ist.  Er ist wie immer von daher denken wir dass er es versteht.   Aber nun wissen wir nicht wie wir ihm erklären sollen dass sie garnicht mehr zu uns kommen wird.  Es wird eine offene Adoption. Also werde ich auch in Zukunft noch hier und da Infos erhalten. Ist es gut wenn man ihn immer daran erinnert? Wie erkläre ich ihm dass sie nicht zu uns kommen wird?  Soll ich aktiv ihn ansprechen oder nur antworten wenn er nachfragt ? 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Ihre Frage ist so komplex, dass ich sie Ihnen aus der Distanz nicht beantworten kann. Dazu ist das Babyforum auch nicht das geeignete Medium. Falls Sie nicht schon aufgrund der Adoptionspläne in einem Beratungsprozess sind, wäre es sicher sehr hilfreich, sich vor Ort beraten zu lassen. Ich kann Ihnen hier nur einige Gedanken zur Verfügung stellen. Sie werden sicherlich gute Gründe für diese radikale Entscheidung haben. Dennoch wird sie alle Familienmitglieder noch lange beschäftigen und ihren psychischen Niederschlag finden. Es wird schwierig, Ihrem Sohn die Adoption zu verschweigen. Dann entsteht ein Familiengeheimnis, das Kinder unbewusst sehr belasten kann. Wenn Sie Ihren Sohn über die Adoption informieren, kann das unbewusste Ängste vor Verlassenwerden in ihm auslösen. Sie sehen , aus meiner Sicht gibt es keine einfache Lösung für Ihre Frage. Daher scheint mir ein intensiver Beratungsprozess, in dem sie diese bedeutsamen Fragen klären können, am sinnvollsten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


frau_e_2017

So eine Entscheidung trifft man sicher nicht leichtfertig, aber sie ist dennoch sehr radikal. Ich halte es für sehr wichtig, dem 4jährigen zu erklären, dass ihn nicht das gleiche Schicksal ereilen wird, wenn er mal krank ist. Ihr habt ihm erklärt, dass sie nicht nach Hause "darf", weil sie krank ist. Woher er soll er denn wissen, dass ihm das auch nicht "passiert"? Er wird sicherlich Fragen stellen, auch wenn er älter ist. 


NuNun

Hallo Ich bin völlig fassungslos, dass so etwas rechtlich möglich ist. Ich möchte diese Mutter nicht verurteilen, aber ich möchte schon betonen, dass ich es furchtbar finde und ich sehr hoffe, dass das Baby liebevolle Adoptionseltern findet. Mein besonderes Mitgefühl gilt auch dem Bruder. Ehrlich, in welchem Staat ist so etwas rechtlich möglich? Ich hoffe sehr, dass diese Frau keine weiteren Kinder mehr bekommt und der Sohn in der Familie psychisch begleitet wird. Denn wie sollte das Kind so was verkraften?


Griz

@ NuNun Wenn man niemanden verurteilen möchte, dann wünscht man auch niemanden, dass er keine Kinder mehr bekommen kann. Auch ich muss schlucken, wenn ich das lese, aber niemand kennt die ganze Geschichte, also sollte es einem auch nicht zustehen, zu urteilen. 


NuNun

Es bestehen für mich erhebliche Zweifel, dass Kinder in dieser Familie gut aufgehoben sind. Wenn keine Adoptiveltern gefunden werden, müsste das Kind in ein Heim. Das müsste von der Allgemeinheit getragen werden. Man muss echt nicht für alles Verständnis haben! 


Griz

@NuNun Ich denke, das zu beurteilen, liegt nicht in ihrem Kompetenzbereich, sondern ist Aufgabe der involvierten Jungendämtern. Zumal eine Ferndiagnose dieser Art, selbst für eine versierte Familientherapeut*in erstaunlich wäre. Mann muss nicht für alles Verständnis haben, aber auch nicht überall seinen Senf dazu geben. 


NuNun

Ich erlaube mir, meine Meinung zu sagen. Genauso wie Sie sich das Recht nehmen, mich zu kommentieren, nehme ich mir das Recht.


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