Hallo Dr. Posth! Mein Sohn, fast 4 J. war kürzlich im KH, es wurde ein Zugang gelegt und es mußte eine arterielle Blutabn. für eine Kultur gemacht werden. Ich wurde vom Arzt aus dem Zimmer geschickt. Ich habe minutenlang mit ihm diskutiert! Ich glaube nicht, dass man das verlangen DARF!? Sohn ist Herzkind, 8 Eingriffe im Herzzentrum, schwer traumatisiert, was Weißkittel angeht, jedoch weiß er genau, Mama bleibt bei mir - dies war nun aber nicht möglich, da der Arzt nicht anfing, bevor ich draußen war. Ich bin selbst Weißkittel, kann in schweren Situationen vollkommen medizinisch denken und Emotionen (fast) abschalten - ich störe Ärzte wirklich nicht! Es gab 6 Versuche, bis die notwendigen Gefäße getroffen waren, ich hörte die schlimmste Schreie "Mama soll zu mir kommen!" u.s.w. Jeden Abend ist das nun Thema.
Ich möchte der Chefärztin von dem indiskutablen Verhalten ihres OArztes berichten, haben Sie Tips für mich für das bevorstehende Gespräch?
von
BB0208
am 09.06.2014, 13:07
Antwort auf:
Trennung in der Klinik
Hallo, das Gespräch wird schwierig, und ich beneide Sie nicht darum. Grundsätzlich hat der Arzt das Recht, Eltern, egal ob diese selbst vom Fach sind oder nicht, bei einer medizinischen Verrichtung aus dem Zimmer zu schicken.Er braucht nur zu sagen, bei Anwesenheit der Eltern fühlt er sich so beobachtet, dass er nicht richtig arbeiten kann. Ob er damit eigene Unsicherheit kaschiert oder er einen prinzipiellen Standpunkt vertritt, tut nichts zur Sache. Oft kommt auch das Argument, dass Kinder in Anwesenheit der Eltern problematischer reagieren als allein. Mit solchen Ansichten werden Sie wohl konfrontiert werden.
Sie können nur dagegen halten, dass die Anwesenheit insgesamt gefestigter Eltern das Kind gut beruhigen und ablenken kann, so dass der Arzt freier in seiner Arbeit ist. Es ist auch kein Vertrauensbruch für die Kinder, wenn die Eltern solche ärztlichen Eingriffe zulassen, wenn genau erklärt worden ist, warum der Eingriff notwendig ist. Das geht bei einem 4-jährigen Kind schon ganz gut. Im Übrigen verhindern die Eltern ja auch dann den Eingriff nicht, wenn sie sich herausschicken lassen.
Es ist de facto genau umgekehrt, dass nämlich die Kinder einen emotionalen Gewinn davon haben, wenn die Eltern ihnen tapfer zur Seite stehen. Und diesen Gewinn sollte man nicht unnötig aufs Spiel setzen. Aber auf dem Ohr sind viele Ärztinnen und Ärzte taub. Leider ist das so, und als Eltern hat man dann die Aufgabe, hinterher das merh oder weniger traumatisierte Kind wieder in die Reihe zu bekommen. Ich kann nur allen Ärztinnen und Ärzten, die Kinder behandeln, empfehlen, immer die Eltern mit zuzulassen, wenn sie es selbst wollen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 11.06.2014