Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Starke Trennungsangst

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Starke Trennungsangst

Ranjali

Sehr geehrte Experten, Unsere Tochter Mila ist 13 Monate und ich hatte das letzte Jahr Elternzeit. Mein Mann ist selbstständig, liebt seine Tochter, sieht sie unter der Woche jedoch kaum. Wir sehen eigentlich täglich Freunde/andere Kinder. Mit 10,5 Monaten fing sie extrem zu fremdeln an. Ich muss jedoch ab Februar wieder 3T./Wo. arbeiten und in dieser Zeit soll sie von einer privaten Kinderfrau/manchmal Oma, die zu uns nach Hause kommen, betreut werden. Seit 2 Wochen ist die sehr liebe Nanny fast täglich für 2-3h bei uns. Das gemeinsame Spielen klappt gut, solange ich im Raum bin. Seit ein paar Tagen verlasse ich nun mit kurzem Abschied das Haus, komme nach 5min wieder. Mila lässt sich jedoch immer noch nicht beruhigen und schreit und weint exzessiv nach mir. Ich bin ratlos, wie wir das ganze fortführen. Leider gibt es nicht die Alternative, dass ich länger daheim bleibe. Ich habe bei der Nanny auch das Gefühl, dass Mila gut aufgehoben wäre, wenn sie sich nur erstmal beruhigen würde. Wir haben noch 4 Wochen - wie machen wir am besten weiter? Weiterhin kurze Trennungen versuchen und zeitnah wiederkommen? Wenn ich arbeite wird es so sein, dass ich bereits weg bin bevor Mila wach ist und sie dann vom Papa an die Nanny „übergeben“ wird - viell das jetzt schon üben? Schaden wir unserem Kind langfristig damit? Sie ist auch sonst ein Wirbelwind mit starken Emotionen, aber eigentlich unkompliziert … Ich will einfach nichts falsch machen :) Vielen Dank für ihre Tipps!


Hallo, ich glaube nicht, dass man Trennungen früh üben kann. Ich würde diese Zeit nutzen, um die Kinderfrau zunehmend vertrauter und sichernder werden zu lassen. Dann kann sie ja kleine Spaziergänge machen (also das Kind geht, nicht die Mutter), die je nach Lage kürzer oder länger sein können. Die Erfahrung des Zweierkontakts zur Kinderfrau in Sicherheit/Vertrautheit ist das Ziel, um sie spätere Trennungen besser gestalten zu lassen. Je sicherer und vertrauter der Kontakt ist, desto kürzer werden die Zeiten des Trennungsschmerz sein können und umso besser ist die Kinderfrau in der Lage, Ihre Tochter zu beruhigen. Es ist natürlich nicht einfach, wenn man eigentlich keine Wahl hat aber auch nichts falsch machen möchte. Letzteres setzt nämlich immer eine Wahlmöglichkeit voraus. Es ist übrigens auch wichtig, dass Sie ein gutes Gefühl haben und dieses auch ausstrahlen, da dies von den Kindern gemerkt wird. Dr.Ludger Nohr


Curcuma

Hallo, Ihr habt eine tolle Situation, nämlich eine 1:1-Betreuung Eurer Tochter! Nun gilt es, diese gut zu nutzen. Eine Trennung sollte erst dann vollzogen werden, wenn das Kind eine sichere Bindung zur Betreuerin aufgebaut hat; d. h. sie lässt sich von ihr trösten, wickeln etc. Das alles wird in Deinem passiven Beisein langsam aufgebaut (die Betreuerin sollte sich nicht aufdrängen, aber für den Kontakt anbieten). In einem Monat sollte das meist machbar sein. Solange Deine Tochter bei der Trennung weint, ist sie dafür noch nicht soweit. Da lässt sich nichts üben, sie hat einfach massive Verlustängste und kann in dem Alter noch nicht verstehen, dass Du ja wiederkommst. Ich empfehle dazu gerne ein meiner Meinung nach sehr hilfreiches Interview mit Dr. Rüdiger Posth zur „sanften Ablösung“. Da steht drin, was die Probleme bei der Fremdbetreuung sind, wie man vorgehen sollte etc. Ich hoffe, es kann Euch auch helfen: https://wienerin.at/richtig-eingewohnen-im-kindergarten Viele Grüße!


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