Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Sohn (3,3) mag Papa lieber als Mama

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Sohn (3,3) mag Papa lieber als Mama

Diana-Shiva

Beitrag melden

Hallo, unser Sohn Linus (3,3) hat Papa lieber als mich. Mein Mann und ich sind gleich viel mit ihm zusammen, da er im Home Office ist und dann quasi zu Hause (am Schreibtisch) ist wenn ich Linus vom Kindergarten abhole und nach Hause komme. Nach dem Kindergarten beschäftige ich mich immer mit ihm, bis Papa fertig ist und ich das Abendessen richte. Ich kann mir das nicht erklären und mein Mann auch nicht. Ständig will er zu ihm und nur auf seinen Arm. Nichts kann ich richtig machen und erhebt seine Stimme mir gegenüber, wenn ich etwas nicht exakt so mache, wie er sich das vorstellt. Dabei haben wir unseren Sohn NIE angeschrien. Weder ich noch mein Mann. „Mama ist blöd“ kommt dann manchmal auch ohne Grund aus dem Nichts, als Begründung weshalb er lieber mit Papa Hände waschen geht als mit mir. Mich darüber zu freuen, dass Papa auch mal dran ist, kann ich nicht mehr. Dafür dauert die Phase zu lange. Rituale zu gleichen Teilen haben wir auch schon. Papa bringt ihn zum Kindergarten, Mama holt ihn ab. Ins Bett bringen und vorlesen wechseln wir uns jeden Abend ab. Das ist dann auch ok für ihn. Aber grundsätzlich bin ich zweite Wahl wenn der Papa da ist. Ich weiß so langsam nicht mehr wie ich/wir damit umgehen sollen. Mich normal verhalten und darauf warten, dass es vorbei geht, fällt mir sehr schwer. Ich liebe ihn wirklich sehr und hatte eigentlich nicht das Gefühl, ihm das zu wenig zu zeigen. Ohne mich würde organisatorisch auch einiges schief laufen. LG, Diana


Beitrag melden

Hallo, das ist sicher keine angenehme Situation für Sie. Aber der Fehler, den die Eltern oft machen ist, dass sie das bevorzugende Verhalten des Kindes aus der Erwachsenenperspektive betrachten. Wenn es wesentlich ist, sind beide Eltern wichtig und nötig. Bevorzugung ist auch nur möglich, wenn man die "zurückgewiesene" Person als sehr sicher erlebt (das kann man gut bei getrennten Eltern sehen, wo der seltene Papa viel mehr betrauert wird, als die die häufig anwesende Mutter). Wenn Sie also davon ausgehen können, dass auf einer grundsätzlicheren Ebene Ihr Kind Sie mindestens genauso liebt wie den Vater, dann müssen Sie Ihr Verhalten nicht so vom vordergründigen Verhalten abhängig machen. Dann können Sie Ihre Liebe zeigen, ohne direkt etwas zurück zu erwarten, sie tatsächlich schenken. (Ich finde diese Bibelstelle des Paulus-Briefs über die Liebe beeindruckend. Da heißt es u.a. "Liebe zählt nicht", sie rechnet also nicht auf.) Wenn es Ihnen also gelingt, vom Vordergründigen zu abstrahieren und die tiefere Ebene zu spüren, dann werden Sie häufig merken, wie wichtig Sie für Ihr Kind sind. Da habe ich keinerlei Zweifel. Ich fände es schön, wenn Sie mal schreiben könnten, ob und wie Sie jetzt damit umgehen können. Dr.Ludger Nohr


Mörchen17

Beitrag melden

Hallo, lustig, exakt dasselbe Posting wie Deins könnte mein Mann verfassen. Unser Sohn war und ist schon immer Mamakind, obwohl er vom ersten Lebenstag an beide Eltern nahezu gleichberechtigt "zur Verfügung" hatte, mit denselben Ausprägungen, wie Du sie beschreibst. Mein Mann trägt es mit Fassung. Er sagt, er sei selbst so ein Mamakind gewesen. Aber schön ist es für ihn wirklich nicht und ich für meinen Teil weiß nicht so richtig, was ich machen könnte, um die Situation zu ändern, ich würde es meinem Mann wirklich gönnen. Ich sage unserem Sohnemann schon immer mal, dass er Papa nicht beschimpfen soll, v.a. wenn er eigentlich gerade im Clinch mit mir liegt (selbst dann fallen Sätze wie "ich habe Papa nicht lieb"), ich signalisiere ihm immer wieder, dass ich seinen Papa sehr lieb habe, und wir Eltern achten darauf, dass er uns nicht gegeneinander ausspielt, und zum Kuscheln und Liebhaben steht ohnehin jeder von uns für unseren Sohn zur Verfügung. Tja. Es bleibt halt zu hoffen, dass es mit der Zeit besser wird. Lieb hat unser Sohn trotzdem auch seinen Papa, es ist nicht so, dass er ihn ablehnt, nur Mama wird halt bevorzugt. Du siehst, Du bist jedenfalls nicht allein. Es scheint wirklich Kinder zu geben, die sich aus objektiv nicht nachvollziehbaren Gründen total an einen Elternteil anlehnen und beim anderen Zurückhaltung üben.


Diana-Shiva

Beitrag melden

Sehr geehrte Herr Dr. Nohr, vielen Dank für Ihre Antwort. Das klingt sehr schön und einleuchtend für mich. Ich bin unheimlich erleichtert das zu lesen. Falls es Ihrer Meinung nach aber nur einen „begrenzten Zeitraum“ so sein sollte, lassen Sie es mich wissen. Jegliches vornehmen ihm nicht meine unendliche Liebe zu schenken, wäre ohnehin einfach nicht möglich gewesen. Interessant wie Kleinkinder mit manchen Dingen und Gefühlen umgehen und sie zum Ausdruck bringen. Liebe Grüße, Diana


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo! Ich habe vorher schon geschrieben, aber leider noch eine Frage vergessen.... Seit kurzem will unsere Tochter (16 Monate) nicht mehr, dass mein Mann mich in den Arm nimmt, oder übers Gesicht streichelt etc.. Das geht soweit, dass sie dann zu uns kommt und seine Hand wegnimmt. Warum macht sie das? Möchte sie Ihren Papa ganz für sich alle ...

guten morgen, unser sohn, 2 jahre, forumsgerecht erzogen, sicher gebunden, sehr gute loslösung. mama darf nach ritual sohn ins bett bringen, singen, gute nacht sagen und aus dem zimmer gehen, sohn schläft ruhig ohne zu weinen ein (seit ca 2 wochen so, bis dahin gewartet, bis geschlafen). vater muss immer noch warten, einschlafen dauert deutlich ...

Hallo Herr Posth! Folgendes Problem: Unsere Tochter (1,5 Jahre) war schon immer eine schlechte (Ein-)Schläferin. Seit ca. 2 Monaten müssen wir sie nicht mehr auf dem Arm schaukeln, sondern sie schläft mit Händchen halten im Liegen ein. Seit ca. 1 Woche geht das bei mir gar nicht mehr, sie schreit sich richtig in Rage, es geht gar nichts. Geht aber ...

1. Unser Sohn. 2 ¼, schläft bei uns im Familienbett. Wir müssen uns zu ihm legen, bis er einschläft u rausschleichen. Sein Einschlafen dauert teilweise lange (bis 1 Std.). Ist ein Umstieg auf ein kurzes Abendritual (singen, vorlesen, Gutenachtkuss, rausgehen) noch zu früh? Falls es schon ok ist. Was tun wir wenn er anfangs weint? Meine Nachbarin le ...

Lieber Dr. Posth, meine Tochter geht ab Oktober in den Kindergarten, sie ist dann genau 3 j. Ist es in Ordnung wenn Papa sie eingewöhnt od besser ich als primäre Bezugsperson? Sie war bis jetzt daheim bei mir od Oma, keine Fremdbetreeuung. Loslösung läuft, nach kurzer Regression wg Geburt des Brüderchens im April, nun supergut, besser als vorher. ...

Hallo Herr Dr. Posth, unsere Tochter (22 Monate) bestimmt schon seit längerem wer (Mama oder Papa) was (z.B Zähne putzen, Wickeln usw...) mit ihr machen soll (wir lassen das zu und machen es so wie sie will). Allerdings möchte sie z.B. auch, dass einer von uns sofort aufsteht und mit ihr spielt wenn sie fertig ist mit frühstücken. Ich und mein M ...

Tochter (12 Mo, noch gestillt, Familienbett, stark gefremdelt schon mit 3 Mo), wird seit 1.9 bei Tagesmutter eingewöhnt. Sehr enge Bindung zu mir (Mama) u auch gute zu Papa. Schlafen legen funkt. aber zB nur mit mir, mit Papa gar nicht. Will aber in letzter Zeit häufig zu Papa auf Arm (scheint beginnende Loslösung zu sein?). Zur Eingewöhnung: entw. ...

Liebe Frau Henkes, ich habe eine Frage zum Verhältnis zwischen meinem Sohn (22 Monate) und mir. Als er ein Baby war, hat er gerade nachts ganz viel Körperkontakt gebraucht und da ich durch eine alte Verletzung Probleme in der Schulter habe, wurde er die meiste Zeit von meinem Mann getragen und schlief auch nachts auf ihm. Auch heute ist mein M ...

Sehr geehrte Frau Henkes,   haben Sie vielen Dank für Ihre Beantwortung der Fragen in diesem Forum.   Nun zu meiner Frage: Meine Tochter ist 9 Monate alt und sehr häufig ein quengeliges Baby. Sie ist sehr auf mich bezogen und hat mal mehr, mal weniger starke Phasen des Fremdelns. Leider gibt es nunmal auch Momente, in denen sie vom ...

Liebe Frau Henkes Vielen Dank für Ihre Arbeit in diesem Forum. Mich beschäftigt schon länger etwas, mal mehr, mal weniger.  Unsere Tochter ist 12 Monate alt und die ersten 10 Monate war ich Vollzeit mit ihr zu Hause. Sie ist ein total fröhliches Kind, schläft gut, isst gut (und nahezu alles) und läuft seitdem sie 10 Monate alt ist. Ein rich ...