Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Rasende Eifersucht

Rund ums Baby Adventskalender 2025
Frage: Rasende Eifersucht

Mitglied inaktiv

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Hallo Hr. Dr. Posth! Bitte mal um Ihren Rat wir wir uns am besten verhalten sollen. Unsere Tochter Pia wird jetzt 17 Monate alt. Wenn mein Mann und ich uns umarmen, kuscheln oder schmusen, kommt sie wie von der Tarantel gestochen angerast, drückt sich zwischen uns und will uns auseindanerbringen. Klappt das nicht direkt, fängt sie hysterisch an zu weinen. Wie wir meinen, ist sie wohl eher auf meinen Mann eifersüchtig. Mittlerweile "dürfen" wir noch nichtmal näher beianderstehen, dann kommt sie direkt angelaufen. Sie will dann direkt auf meinen Arm und Papa muss weggehen. Ich muss dazu sagen, daß sie von uns sehr viel Zärtlichkeit bekommt. Wir kuscheln und schmusen viel mit ihr... Mein Mann sagt schon: "Das kann doch nicht sein, daß wir uns vor der Kleinen nicht mehr in den Arm nehmen können!" Gemeinsame Umarmungen wären ja auch schön, aber das will sie auch nicht! Zum Papa hat sie übrigens auch ein sehr inniges, zärtliches Verhältnis. Wie sollen wir uns verhalten? Viele Grüsse, Silke


Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth

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Liebe Silke, Eifersuchtsverhalten auf eine Bezugsperson mag wohl einer der Gründe gewesen sein, mit denen man Libido und Triebhaftigkeit im frühen Kindesalter erklärt hat. Die Hauptthematik der Psychoanalyse. Aus der Sicht der Bindungstheorie gibt es meines Wissens nach hierzu bisher allerdings keine eindeutige Gegenposition. Aber klar ist, daß nicht libidinöse, sexuelle Impulse das Kind an die Mutter binden, sondern primär empfundene Abhängigkeiten und soziale Konzeptionen in der menschlichen Natur. Insofern müssen sich auch starke Eifersüchteleien im 2. Lebensjahr, die man desöfteren beobachtet, aber keineswegs immer, mit den Bindungsstrukturen erklären lassen. Diese Eifersucht muß noch mit der Trennungs- und Verlustangst zu tun haben, welche ja das ganze 2. Lebensjahr begleitet. Noch ist das Kind in seinem eigenen Bewußtsein ja nicht vollständig von der Mutter abgekoppelt, so daß eine überstarke Identifikation mit ihr phasenweise immer noch möglich ist. Auf der anderen Seite steht da der Vater, welcher dem Kind in der Loslösungsphase als Modell für seine angestrebte Autonomie zur Verfügung steht. Beide Personen spielen also eine entscheidende Rolle in der Selbstkonzeption. Erscheinen diese beiden Personen nun plötzlich "wie eine" vereint (z.B. in der Umarmung oder im Liebesspiel), gerät das Kind in einen unauflösbaren Konflikt. Es weiß nicht mehr "woher und wohin". Also versucht es diese Vereinigung der Bezugspersonen zu trennen und zu unterbinden, damit seine Welt wieder stimmt. Das erscheint uns Erwachsenen wie Eifersucht, weil wir solche Konflikt hauptsächlich im Zusammenhang mit Liebe empfinden. Daraufhin hat sich das Gefühl fokussiert. Also sollte man meines Erachtens in dieser Phase sein Kind nicht zu stark, d.h. nicht demonstrativ, mit solchen gegenseitigen Liebesbekundungen konfrontieren. Selbstverständlich lernt aber auch das Kind mit diesen Dingen bei seinen Eltern umzugehen. Übertriebene Vorsicht wäre ebenfalls falsch am Platze. Die Entwicklung zur Selbständigkeit geht beim Kind ja weiter. Viele Grüße


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sg


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