Vijo
Sehr geehrte Frau Henkes, nach ihrer letzten, wirklich sehr hilfreichen und guten Antwort würde ich gerne eine neue Frage stellen. Mein 17 Monate alter Sohn war schon immer sehr Mama anhänglich, teilweise so stark, dass ich nicht alleine auf Toilette gehen konnte oder er, wenn er bei meinem Mann bleiben sollte, kurz geweint hat. Seit ca. 9 Wochen geht er nun in die Kita. Aufgrund von Krankheit musste er immer wieder für 1-2 Wochen zu Hause bleiben, sodass wir immer noch in der Eingewöhnung sind. Die Kita hat ihm von Anfang an gut gefallen, er war sehr neugierig und hat sich nach meinem Erachten sehr wohl gefühlt. Teilweise hat er am Anfang kurz gebraucht um sich zu akklimatisieren und ist in meiner Nähe geblieben, dann habe ich ihn aber die übrige Zeit nicht mehr gesehen, weil er mit den anderen Kindern gespielt hat und in anderen Räumen unterwegs war. Die ersten Trennungen nach ca. 2 Wochen verliefen ebenfalls „gut“, er hat sich kurz beschwert oder auch mal geweint, hat sich aber nach 1-2 Minuten beruhigen lassen und ist zuletzt bis 45 Minuten alleine geblieben. Nach seiner letzten Krankheit und einer Woche Abwesenheit war die Eingewöhnung plötzlich sehr schlecht. Zu dem Zeitpunkt hat er zusätzlich noch Backenzähne bekommen und der 75 Wochen Schub hat begonnen. Er hat Schübe schon immer sehr stark „erlebt“, hat schlecht geschlafen, war noch anhänglicher und quengelig. Ich sage immer, er ist nicht mit sich im Reinen. Zu Hause hat sich dieser Schub so geäußert, dass er geweint hat, wenn ich das Zimmer verlassen habe, er bei meinen Mann geweint hat und teilweise nicht mehr bei meinem Mann bleiben wollte etc. In der Kita hat es sich so gezeigt, dass er beim abgeben plötzlich geweint und geschrien hat und drei Tage die gesamte Zeit in der Kita (ca. 15-20 Minuten) geweint oder immer wieder angefangen hat zu weinen. Ich war mir sicher, dass es "nur" mit dem Schub zusammenhängt und nicht an der Kita selber hängt, hatte aber auch Zweifel ob es richtig ist ihn trotzdem abzugeben. Am 4. Tag hat er auch zunächst geweint, hat sich dann aber plötzlich beruhigt, gelacht und gespielt. Parallel hat sich auch die Situation zu Hause wieder beruhigt. Leider weint und schreit er weiterhin beim Abgeben, beruhigt sich aber immer schneller und spielt dann fröhlich. Was mir nun aufgefallen ist, dass er beim abholen sich nicht wirklich freut, sich teilweise an der Kita Erzieherin festhält und von mir wegschaut. Kann das mit der oben genannten schwierigen Phase zusammenhängen? War es doch falsch ihn in der Kita in dieser Zeit abzugeben? Hat unsere Bindung Schaden genommen? Leider schaffe ich es auch nicht immer solche Phasen vor allem in der Nacht entspannt und gelassen hinzunehmen und „schimpfe“ ihn selten mal wenn er mich in mehreren Nächten infolge 15 mal pro Nacht weckt. Es tut mir dann total leid und ich möchte das nicht. aber ich bin auch nur ein Mensch der mit seinen Kräften irgendwann am Ende ist. vieleb Dank. mit freundlichen Grüßen vijo
Guten Tag, vermutlich hat ihr Sohn in den letzten Wochen die Wiederannäherungskrise erlebt. Sein Verhalten lässt eher auf psychische Entwicklungsprozesse als auf Körperwachstum schließen. In der Wiederannäherungskrise entdeckt ein Kind, dass nicht nur es selbst autonomer von der Mutter wird und sich von ihr entfernen kann, sondern es wird ihm auch bewusst, dass die Mutter dasselbe machen könnte. Das löst vorübergehende, u.U. starke Verlassenheitsängste aus. Wenn Mütter ihr Kind in dieser Phase liebe- und verständnisvoll begleiten und ihm vermitteln, dass sie weiter für es da sind, überwinden Kinder diese Ängste innerhalb weniger Wochen. So scheint es auch bei Ihrem Sohn zu sein. Möglicherweise haben auch die krankheitsbedingten häufigen Wechsel zwischen Kita und zu Hause bleiben, eine Verunsicherung ausgelöst. Ihrer Bindung hat das nicht geschadet. Es war auch nicht falsch, Ihren Sohn trotz seiner plötzlichen Trennungsschwierigkeiten in der Kita abzugeben. Ihr Sohn hat dabei die Erfahrung gemacht, dass er eine Trennung von Ihnen trotz einer vorübergehenden Verunsicherung bewältigt und in der Kita gut aufgehoben ist. Für Ihren Sohn ist es sicher nicht schädlich, wenn Sie nachts manchmal mit ihm schimpfen, weil Sie zu erschöpft sind. Es ist allerdings auch nicht hilfreich, weil Ihr Sohn trotzdem sein Verhalten nicht ändern kann. Mit siebzehn Monaten benötigt er noch intensiv Ihre Unterstützung, um seine Ängste und Verunsicherungen zu bewältigen. Sie können Ihren Sohn bei sich schlafen lassen, bis diese Phase überwunden ist. So bekommen vermutlich alle mehr Schlaf. Der Vater sollte zudem versuchen, sich stärker einzubringen, damit Ihr Sohn zunehmend Beruhigung durch den Vater akzeptieren lernt. Das trägt zu Ihrer Entlastung bei. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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