Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kind 4 Jahre Trennungsangst / Unsicherheit

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kind 4 Jahre Trennungsangst / Unsicherheit

Dohach

Sehr geehrte Frau Henkes, unsere Tochter ist vor ein paar Tagen 4 Jahre alt geworden. Sie war schon immer sehr auf mich als Mama bezogen, was mit einigen Erlebnissen in der Vergangenheit zu tun hatten ( 3x Rettungsdienst wegen Allergiereaktion und Fieberkrampf). Da war natürlich immer ich mit ihr im KKH. Sie hat schon immer bei uns im Elternbett geschlafen,was für uns alle okay war. Mit ca 2,5 Jahren wollte sie dann in ihrem Kinderzimmer schlafen, aber nur mit mir. War auch kein Problem. Wir legten eine große Matratze in ihr Zimmer und ich schlief mit ihr dort. Mit 3,5 Jahren wollte sie dann ein richtiges Kinderbett und sie durfte sich ein tolles aussuchen. Ich schlief die Anfangszeit vor diesem Kinderbett, bis wir dann soweit waren, dass ich nur noch zum Einschlafen bei ihr war und sie in der Nacht wenn sie wach wurde, dann zu uns ins Elternbett kommen durfte. Im Dezember/ Januar war sie dann dauerhaft krank, mit Pseudokrupp, weshalb sie ab da dann nur noch bei uns schlafen will. Seit sie 3 ist, versuchen wir das Kinderturnen. Zuvor waren wir im Mutter Kind Turnen, was ihr mega Spaß gemacht hat. Dann mussten wir wegen dem Alter zum Kinderturnen wechseln, wo die Mamas nicht in der Halle sein dürfen. Seitdem ist es jedesmal mit weinen verbunden, wenn ich die Halle verlassen soll. Die Turnlehrerin hat bei uns immer eine Ausnahme gemacht und ich durfte dann doch wieder in die Halle, wenn sie sich nicht beruhigen konnte. Mein Eindruck: sie fasst in dieser Gruppe nicht richtig Fuß. Sie kennt die Kinder kaum, weil da zwischen 20 und 30 Kinder dort sind und immer wieder andere Turnhelfer.  Nun ist sie zu einem Kindergeburtstag eingeladen, will da aber ohne mich nicht alleine bleiben. Auch bei den Großeltern will sie nicht übernachten. Ihre Aussage, "das mache ich, wenn ich älter bin. Jetzt bin ich noch zu klein". Somit ist das für mich abgehakt und auch völlig in Ordnung. Auch mit der Einschlafsituation zu Hause ist es schwierig. Wenn ich da bin, darf nur ich sie ins Bett bringen. Bin ich abends weg, funktioniert es auch dass mein Mann sie ins Bett bringen kann.   Nun zu unserem Problem und unseren Fragen. Mein Mann und ich sind mittlerweile etwas unterschiedlicher Meinung. Er findet, dass sie viel zu sehr auf mich fixiert sei und sie sich jetzt mal "abnabeln" solle. Wir würden ja schließlich nicht wollen, dass sie sich in Zukunft nichts zutraut und nur piensen würde. Wir müssten sie halt einfach in die Situationen bringen, damit sie es lernt, auch alleine damit fertig zu werden. Er beschreibt dies mit Trennungsangst. Ich sehe es anders. Schließlich habe ich jede Woche versucht, aus der Turnhalle zu gehen. Aber sie scheint sich dort einfach verloren zu fühlen. Also für mich keine Trennungsangst, denn sie weiß ja, dass ich da bin. Sie fühlt sich meiner Meinung nach da nur nicht wohl. Deshalb werde ich da jetzt mit ihr nicht wieder hingehen. Mit dem Opa geht sie übrigens auch in eine Turngruppe, die kleiner ist und wo die Eltern dabei bleiben dürfen. Das macht ihr Spaß. Sie ist auch sonst mutig. Im Schwimmkurs taucht sie und springt ins Wasser, wo andere Kinder sich gar nicht trauen. Tür Schlafsituation will mein Mann nun, dass sie wieder im Kinderzimmer schläft. Sie sagt dazu ganz klar, sie wolle nicht alleine schlafen. Das nächtliche rüberlaufen zu uns nerve sie. Ich würde es nun wieder so handhaben, dass ich zum Einschlafen mit ihr dort bin, und sie wenn sie nachts wach wird zu uns rüberkommen kann. Nervt es sie, kann sie ja für sich entscheiden ob sie in ihrem Bett bleibt und dort weiterschläft oder sie dann doch zu uns rüber kommt. Meine Fragen: 1. Was sagen Sie zu dem Ganzen. Ich finde für ihr Alter ist da nichts ungewöhnliches, oder? 2. Was sagen Sie zur Schlafsituation? Welches Vorgehen raten Sie uns? 3. Kindergeburtstag. Da es ungern gesehen wird, dass die Mama dort bleibt, bin ich der Ansicht, dass sie im Vorfeld entscheiden soll, ob sie alleine hingehen will oder halt nicht und dann den ganzen Spaß verpasst. Ein Zwischending finde ich für das Geburtstagskind auch doof, also z.b. wir stehen an der Tür und dann will meine Tochter doch nicht bleiben. Wie sehen Sie das? 4. Ich finde, dass von Kindern in dem Alter in der heutigen Zeit soviel erwartet und verlangt wird. Sie sagt ja schon ganz klar, was sie sich zutraut und was nicht. Sie versucht ja auch mit den Situationen klar zu kommen und wenn nicht, helfe ich ihr da raus. Müssen wir jetzt auf Teufel komm raus, Sachen fordern, die sie noch nicht kann? Also  alleine zum Turnen, Geburtstag... Besteht die Gefahr, dass sie sich so nie was zutrauen wird und ein Pienser wird ( um es böse zu sagen). Wie sehen Sie das?   Ich hoffe, ich konnte unsere Situation und die unterschiedlichen Ansichten etwas verständlich rüber bringen. Insgesamt erziehen wir Bedürfnisorientiert. Unsere Tochter ist ein sehr sensibles, aber auch willensstarkes Kind. Sie war ein Schreibaby. Durch die Wutanfälle begleite im übrigen immer ich sie, da das Geschrei mein Mann nicht so gut aushält wie ich und er da ungeduldiger ist.   Vielen Dank für Ihren Rat. Viele Grüße Dohach 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, das Verhalten Ihrer Tochter ist nicht ungewöhnlich für Vierjährige. Kinderängste kommen häufig vor. Sie gehören zur Entwicklung, belasten ein Kind u. U. aber sehr. Vierjährige wissen, dass sie angesichts der "Anforderungen der Welt" klein und hilflos sind. Daher suchen sie noch die Nähe der Bezugspersonen, die ihnen Sicherheit und Halt gibt. Wenn sie sich sicher genug fühlen, erobern sie sich die Welt schon Stück für Stück. Für die Schlafsituation wäre es sicher wünschenswert, wenn Sie wieder zur Situation vor der Erkrankung Ihrer Tochter finden könnten. Vierjährige können in ihrem eigenen Bett einschlafen. Ich halte es für sinnvoll, wenn sie nachts zu den Eltern kommen können. In diesem Alter werden Kinder oft von heftigen Alpträumen geplagt. Da gibt die Nähe der Eltern die nötige Beruhigung. Die Aussage Ihrer Tochter, das Rüberlaufen nerve sie, ist hier nicht von Bedeutung. Es ist ein pseudoerwachsener Ausdruck dafür, dass Ihre Tochter möchte, dass Sie aktiv werden. Das kann sie aber mit vier Jahren schon selber. Wenn sie nachts Ihre Nähe sucht, kann sie sich diese Mühe schon machen. Sie darf auch allmählich lernen, dass Sie ebenfalls Bedürfnisse haben, hier die nach möglichst ungestörtem Schlaf. Im Laufe der Entwicklung und einer größeren Angstbewältigung lassen die nächtlichen Besuche bei den Eltern nach. Ihren Umgang mit dem anstehenden Kindergeburtstag halte ich für Ihre Tochter für sinnvoll. Sie sollte sich entscheiden, ob sie ohne Sie hingehen will oder gar nicht. Manchmal hilft das Kindern, eine Angst zu überwinden. Es kann auch hilfreich sein, wenn Ihre Tochter weiß, dass sie Sie anrufen darf und Sie sie holen kommen, wenn sie nicht mehr beim Geburtstag bleiben will. Es ist ebenfalls wichtig, dass Ihre Tochter sich nicht beschämt fühlen muss, wenn sie sich den Besuch noch nicht zutraut. Sie haben ganz recht. Von Kindern wird heute viel verlangt. Meist kommen sie damit gut zurecht, aber es ist nicht notwendig, dass Kinder dabei ihre Grenzen überschreiten. Wenn Ihre Tochter sich in der großen und fremden Turngruppe nicht wohlfühlt, muss sie m.E. nicht dort hin. Sie hat ja mit dem Opa bereits eine andere Lösung gefunden, die ihr guttut. Kinder reifen daran, ihre Ängste schrittweise zu überwinden. Sie werden nicht mutig, wenn ihre Ängste übergangen werden. Ein selbstsicheres Kind kann sich neuen Anforderungen in der Regel gut stellen und versuchen, sie zu bewältigen. Diese Selbstsicherheit entwickelt sich in diesem Alter jedoch erst allmählich in einem längeren Prozess. Dabei können Sie und Ihr Mann Ihre Tochter unterstützen, ohne sie zu überfordern. Zu diesen Themen sollten Sie unbedingt mit Ihrem Mann das Gespräch suchen. Er scheint ja zu wollen, dass Ihre Tochter auch zu ihm eine intensivere Beziehung bekommt. Das ist für die Entwicklung Ihrer Tochter sehr förderlich. So kann er beginnen, die Tochter bei Wutanfällen zu beruhigen, auch wenn er weniger Geduld hat. Ihre Tochter wird spüren, dass er sich bemüht ihr zu helfen. Dabei lernt sie auch, dass die Eltern unterschiedliche Herangehensweisen haben, die beide ihren Wert haben. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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