Larus
Sehr geehrte Fr. Henkes, vorab: Danke, dass Sie so eine wertvolle Arbeit leisten! Mein Anliegen besteht im Grunde aus 2 Teilen. Zum einen geht es um das Verhalten meines Sohnes (fast 11 Mon.) ggü. Anderen/ Fremden. Zum anderen darum, wie er sich uns als Eltern und primäre Bezugspersonen -aber insbesondere mir, als Mutter- ggü. verhält. Das Fremdeln scheint ja ein sehr wichtiger Entwicklungsschritt zu sein. Und auch die Bindungsqualität zu repräsentieren.. Auch unser Kinderarzt fragt immer danach. Gibt aber keine Antwort zu meinen Einschätzungen.. Soweit ich es einschätzen kann, hat er noch nicht gefremdelt. Es kam (ca. mit 8 Mon.) zwei, drei Mal vor, dass er bei Begegnungen mit anderen kurz regungslos schaute. Kurz darauf lächelte und "flirtete" er aber schon. Zunehmend geht er sehr offen auf andere zu. Lacht sofort. Streckt sogar die Arme entgegen & kuschelt mit Menschen, die er das erste Mal sieht. Ich wurde beruhigt, dass das doch nur sei, weil er sich meiner so sicher wär. Aber dieses Argument kann ich schlecht annehmen. Zumal es im Umkehrschluss ja auch bedeuten würde, dass fremdelnde Babys sich ihrer Bezugspersonen nicht so sicher seien..!? Er sucht kaum meine Nähe, meinen Schutz oder meinen Trost. Vergleiche sind nie hilfreich. Aber leider komm ich manchmal nicht umhin. Ich sehe, dass andere Babys anhänglich sind. Sich an der Mama festklammern, das Gesicht in ihnen verstecken. Weinen, sobald sie abgelegt werden. Oder die Mama sich etwas entfernt. Mein Baby dagegen hatte damit nie ein Problem. Ich empfinde ihn immer schon als ziemlich autonom. Er war auch nie ein „körperliches“ Baby. Eher interessiert an allem, was um ihn herum passiert. Forderte seinen Freiraum zum erkunden. Krabbelt umher & auch zu anderen Personen. Ich will noch erwähnen, dass er seit einer Woche ab & zu kuscheln kommt. Eine andere Mama, der der Freiheitsgeist meines Sohnes wohl auffiel, sagte mal salopp, dass mein Kind mich wohl nicht so leiden kann, da er immer von mir wegkrabbelt. Und später aus Ernst, dass unsere Bindung vielleicht gestört sei. Das hat mich sehr getroffen. Ich bin der Ansicht, dass ich immer so gut es ging, versuchte & versuche, seine Bedürfnisse zu erfüllen. Dazu zähle ich auch, ihn nicht zu Körperkontakt zu zwingen. Komisch, das im Bezug auf ein Baby zu formulieren. Da die ja auf Nähe angewiesen sind. Aber Sie verstehen sicher, wie ich es meine.. Es war für mich auch eher ein Prozess, es annehmen zu können, dass mein Sohn seit Beginn unabhängiger als andere Babys zu sein scheint & oft eher Freiraum als Nähe einforderte. Nun fühle ich mich wieder irritiert & verunsichert. Wie würden Sie die Dinge einschätzen? Mache ich/wir etwas falsch? LG
Guten Tag, ich denke nicht, dass Sie etwas falsch machen. Das Fremdeln an sich sagt nichts über die Bindungsqualität aus. Es beruht darauf, dass ein Kind fremd und vertraut unterscheiden kann. "Vertraut" sagt aber noch nicht, wie gut die Bindung ist. Die Intensität des Fremdelns kann auch immer eine Frage des Temperaments und des Charakters sein und ist daher bei jedem Kind anders. Ein unsicher gebundenes Kind könnte gar nicht den Unternehmungsgeist und die Neugier Ihres Sohnes entwickeln. Wie Sie die Beziehung zu Ihrem Sohn schildern, dürfen Sie darauf vertrauen, dass Sie das richtige tun und er sich gut entwickelt. Solche unqualifizierten und kränkenden Bemerkungen sollten Sie sich verbitten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Krabbelbär123
Meine Kleine (jetzt 2) war genauso. Sie fremdelt erst so seit dem sie so ca 14 Monate alt war. Sie wollte im ersten Lebensjahr auch nie kuscheln und ich dachte wirklich immer sie liebt mich nicht oder könnte mich als Mama gegen jeden austauschen. Das hat sich im zweiten Jahr wirklich alles geändert, jetzt versteckt sie sich bei mir vor fremden, kuschelt, saugt meine Liebe und Nähe förmlich auf. Sie ist aber weiterhin ein offener Typ bei vertrauten Personen. Stillst du dein Kind? Weil darüber holen sich die Kleinen ja oft einfach genug Nähe. So war es bei uns auch. Mit dem abstillen wurde dann alles "körperliche" wichtiger. ich hoffe du leidest nicht so sehr drunter wie ich damals. Ich glaube nicht, dass du irgendwas falsch gemacht hast.
Larus
Es ist schön, dass sich die Situation bei euch gewendet hat! Ich wusste nicht, dass das Fremdeln auch so zeit"versetzt" sein kann. Überall lese, höre und sehe ich ab 8 Monaten plus.. Aber es ermutigt mich! Ich hoffe, dass mein Kleiner es dann auch einfach noch nachholt.. Was die Nähe durch Stillen angeht.. Ich stille schon seit dem 3. Monat nicht mehr. Ich musste seit Beginn zufüttern. Leider hat er meine Brust dann nicht mehr genommen. Ein Thema über das ich auch heute noch oft trauere.. Aber wir schlafen im Familienbett- häufig aneinanderliegend. Und auch tagsüber liege ich noch neben ihm. Möglicherweise holt er sich seine Nähe in dieser Zeit.. Hab vielen Dank für deine Antwort!
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