Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Ist das noch normales Verhalten?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Ist das noch normales Verhalten?

Juji

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Sehr geehrte Frau Henkes, ich bin Mama eines 20 Monate alten Sohnes. Von Beginn an war unser Kind etwas herausfordernder, als andere Kinder. Bis zum Alter von einem Jahr musste ich neben ihm im Bett bleiben, wenn er schlief. Sonst ist er sofort aufgewacht. Autofahren, Kinderwagen und die ersten 5 Monate war auch die Trage verhasst. Autofahren geht nun etwa 30 Minuten an einem guten Tag, Buggy ab und an mal länger als 10 Minuten.  Er wird noch zuhause betreut von meinem Mann und mir abwechselnd oder auch gemeinsam, Großeltern leben leider nicht in der Nähe, er hat aber einen guten Kontakt zu ihnen.  Seit einigen Wochen hat sich sein eh intensives Verhalten (evtl gefühlsstark) noch verstärkt. Er kreischt quasi den ganzen Tag. Und wirklich kreischen, dass es einem in den Ohren klingelt. Es kommt aus dem Nichts und ist nicht unbedingt mit einem Wutanfall gleichzeitig. Es kann auch einfach kommen, wenn man mit ihm auf dem Sofa sitzt und liest. Plötzlich kreischt er los, nimmt das Buch und schmeißt es weg.  Auch wirkt er schon morgens nach dem aufstehen komplett überdreht und überfordert, schon beim Frühstück. Das verstärkt sich den ganzen Tag über und abends kann er teilweise stundenlang nicht einschlafen und haut sich selbst beim Einschlafprozess oder zieht sich an den Haaren oder er möchte mich kneifen. Ich stille ihn noch zum einschlafen und nachts, sowie zum Mittagsschlaf. Wir waren schon bei einer bindungsorientierten Schlafberatung, die hatte an seinen Wach und Schlafzeiten nichts auszusetzen und auch unser Abendritual ist immer gleichbleibend und wir achten auf Ruhepausen den Tag über und auf viel Bewegung an der frischen Luft. Dort ist er immer am glücklichsten. Auf dem Spielplatz und im Park oder wenn er selber spazieren geht. Darum ermöglichen wir es ihm so oft es geht am Tag. Einen Schnuller lehnt er ab als Beruhigungshilfe. Inzwischen ist er auch auf dem Spielplatz aggressiv zu anderen Kindern. Er rennt auf sie zu und schubst sie oder kneift sie. Ohne vorherigen offensichtlichen Grund. Mich erschreckt das sehr, Gewalt kennt er von zuhause aus nicht und wir erziehen ihn bindungsorientiert, mit viel Verständnis und wenig "Strafen" und wir versuchen so gut es geht eine Ja Umgebung zu schaffen.  Solangsam bin ich wirklich mit meinem Latein am Ende, mein Mann ist Pädagoge für kleine Kinder und auch er fragt sich, was eigentlich los ist. Unser Sohn fängt gerade an zu sprechen, die ersten Worte kommen. Könnte es ihn frustrieren, dass er sich noch nicht so mitteilen kann? Sollten wir zum Kinderarzt oder zu einem Kinderpsychologen oder ist das eine Form von normal? Herzliche Grüße und Danke im Voraus!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, vermutlich kommt Ihr Sohn allmählich in die sogenannte Trotzphase. Kinder lernen jetzt ihren Willen kennen und stellen fest, dass sie damit etwas bei den Eltern bewirken können. Beim Kreischen gelingt das besonders gut. In diesem Alter ist es sehr wichtig, dass Kinder dieses Gefühl des Bewirkenkönnens erleben. Sie machen aber jetzt auch erste Erfahrungen mit Grenzen. Sie sind nun nicht mehr so auf die umfassende rasche Bedürfnisbefriedigung der ersten Zeit angewiesen und müssen ein "nein" akzeptieren lernen. Eltern benötigen dann viel Geduld, um dem Kind den Weg zu weisen. Ihr Sohn wird das Kreischen sicher nicht bewusst steuern können. Er darf aber ruhig merken, dass z.B. das Vorlesen beendet ist, wenn er kreischt, weil Ihnen das zu laut ist. Das aggressive Verhalten Ihres Sohnes ist ganz normal in dieser Altersphase. Auch hier geht es darum, durch das eigene dominante Verhalten etwas erreichen zu können, um sich selbst als stark und wirkmächtig zu erleben. Das ist für Kleinkinder sehr wichtig. Sie können Ihrem Sohn dabei helfen, dieses Bestreben in sozial verträgliche Formen umzuwandeln. Ich vermute nicht, dass das Verhalten Ihres Sohnes etwas mit der Sprachentwicklung zu tun hat. Auch scheint es mir nicht notwendig, wegen des beschriebenen Verhaltens kinderärztlichen oder -psychologischen Rat einzuholen. Es ist jedoch eine gute Möglichkeit, Ihnen Beruhigung zu verschaffen.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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