Frage: Ist das noch normales Verhalten?

Sehr geehrte Frau Henkes, ich bin Mama eines 20 Monate alten Sohnes. Von Beginn an war unser Kind etwas herausfordernder, als andere Kinder. Bis zum Alter von einem Jahr musste ich neben ihm im Bett bleiben, wenn er schlief. Sonst ist er sofort aufgewacht. Autofahren, Kinderwagen und die ersten 5 Monate war auch die Trage verhasst. Autofahren geht nun etwa 30 Minuten an einem guten Tag, Buggy ab und an mal länger als 10 Minuten.  Er wird noch zuhause betreut von meinem Mann und mir abwechselnd oder auch gemeinsam, Großeltern leben leider nicht in der Nähe, er hat aber einen guten Kontakt zu ihnen.  Seit einigen Wochen hat sich sein eh intensives Verhalten (evtl gefühlsstark) noch verstärkt. Er kreischt quasi den ganzen Tag. Und wirklich kreischen, dass es einem in den Ohren klingelt. Es kommt aus dem Nichts und ist nicht unbedingt mit einem Wutanfall gleichzeitig. Es kann auch einfach kommen, wenn man mit ihm auf dem Sofa sitzt und liest. Plötzlich kreischt er los, nimmt das Buch und schmeißt es weg.  Auch wirkt er schon morgens nach dem aufstehen komplett überdreht und überfordert, schon beim Frühstück. Das verstärkt sich den ganzen Tag über und abends kann er teilweise stundenlang nicht einschlafen und haut sich selbst beim Einschlafprozess oder zieht sich an den Haaren oder er möchte mich kneifen. Ich stille ihn noch zum einschlafen und nachts, sowie zum Mittagsschlaf. Wir waren schon bei einer bindungsorientierten Schlafberatung, die hatte an seinen Wach und Schlafzeiten nichts auszusetzen und auch unser Abendritual ist immer gleichbleibend und wir achten auf Ruhepausen den Tag über und auf viel Bewegung an der frischen Luft. Dort ist er immer am glücklichsten. Auf dem Spielplatz und im Park oder wenn er selber spazieren geht. Darum ermöglichen wir es ihm so oft es geht am Tag. Einen Schnuller lehnt er ab als Beruhigungshilfe. Inzwischen ist er auch auf dem Spielplatz aggressiv zu anderen Kindern. Er rennt auf sie zu und schubst sie oder kneift sie. Ohne vorherigen offensichtlichen Grund. Mich erschreckt das sehr, Gewalt kennt er von zuhause aus nicht und wir erziehen ihn bindungsorientiert, mit viel Verständnis und wenig "Strafen" und wir versuchen so gut es geht eine Ja Umgebung zu schaffen.  Solangsam bin ich wirklich mit meinem Latein am Ende, mein Mann ist Pädagoge für kleine Kinder und auch er fragt sich, was eigentlich los ist. Unser Sohn fängt gerade an zu sprechen, die ersten Worte kommen. Könnte es ihn frustrieren, dass er sich noch nicht so mitteilen kann? Sollten wir zum Kinderarzt oder zu einem Kinderpsychologen oder ist das eine Form von normal? Herzliche Grüße und Danke im Voraus!

von Juji am 10.10.2022, 17:37



Antwort auf: Ist das noch normales Verhalten?

Guten Tag, vermutlich kommt Ihr Sohn allmählich in die sogenannte Trotzphase. Kinder lernen jetzt ihren Willen kennen und stellen fest, dass sie damit etwas bei den Eltern bewirken können. Beim Kreischen gelingt das besonders gut. In diesem Alter ist es sehr wichtig, dass Kinder dieses Gefühl des Bewirkenkönnens erleben. Sie machen aber jetzt auch erste Erfahrungen mit Grenzen. Sie sind nun nicht mehr so auf die umfassende rasche Bedürfnisbefriedigung der ersten Zeit angewiesen und müssen ein "nein" akzeptieren lernen. Eltern benötigen dann viel Geduld, um dem Kind den Weg zu weisen. Ihr Sohn wird das Kreischen sicher nicht bewusst steuern können. Er darf aber ruhig merken, dass z.B. das Vorlesen beendet ist, wenn er kreischt, weil Ihnen das zu laut ist. Das aggressive Verhalten Ihres Sohnes ist ganz normal in dieser Altersphase. Auch hier geht es darum, durch das eigene dominante Verhalten etwas erreichen zu können, um sich selbst als stark und wirkmächtig zu erleben. Das ist für Kleinkinder sehr wichtig. Sie können Ihrem Sohn dabei helfen, dieses Bestreben in sozial verträgliche Formen umzuwandeln. Ich vermute nicht, dass das Verhalten Ihres Sohnes etwas mit der Sprachentwicklung zu tun hat. Auch scheint es mir nicht notwendig, wegen des beschriebenen Verhaltens kinderärztlichen oder -psychologischen Rat einzuholen. Es ist jedoch eine gute Möglichkeit, Ihnen Beruhigung zu verschaffen.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 11.10.2022



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Komplett anderes Verhalten in der Kita.

Ich bin mit meinem Latein am Ende und suche Rat.    mein Sohn ist 5 und geht nun einige Jahre in die Kita. Seitdem er 1 1/2 ist. Anfangs war auch alles wunderbar. Er hatte eine absolut tolle Bezugserzieherin und er entwickelte sich prächtig. Leider wurde sie gekündigt und seitdem haben wir jahrelang nur Probleme.  Mein Sohnemann sei, laut vie...


Verhalten Baby 3M

Hallo Frau Henkes, mein Sohn ist jetzt 3 Monate alt und es ist sehr schwer mit ihm Auto zu fahren oder Spazieren zu gehen. Sobald er im Maxi Cosi sitzt geht das Geschrei los. Er schreit dann so lange bis ich ihn entweder raus nehme oder wenn das nicht geht bis er vor Erschöpfung einschläft. Das selbe gilt für den Kinderwagen. Ich dachte viellei...


Kind hat komisches Verhalten

Guten Tag Frau Henkes , ich mache mich sorgen um mein Kind. Er ist 11 Jahre alt aber habe seit viele  Jahre ein sehr komisches verhalten bei ihm gesehen .Wenn er spielt , er nimmt viele Spielzeuge und schüttelt die  dann versucht er zu hören ob das Spielzeug Geräusche macht als wäre er ein Baby..  Wenn er etwas interessant findet zb , ein Vi...


Verhalten 6jährige im Kiga

Hallo Frau Henkes, meine Tochter (6) hat jetzt das letzte Kigajahr. Seit September gibt es immer wieder mal tageweise/wochenweise Probleme im Kiga. Wenn 2 ihrer Freundinnen nicht da sind hat sie schon 1. überhaupt keine Lust zu gehen(kann ich nachvollziehen) 2. wenn wir dann im Kiga ankommen fängt sie an zu weinen, wird panisch (lautes weinen, her...


Soziales Verhalten

Hallo Frau Henkes; ich hatte heute ein Gespräch mit der Erzieherin meines Sohnes, in dem ich fragte, ob mein Sohn sich im Kindergarten einegelebt hat. Darauf hin erzählte sie mir, dass er noch sehr viel beobachtet, den anderen Kindern beim Spielen zuschaut und manchmal auch bis zu einer Stunde einfach da sitzt und guckt.  Zur allgemeinen Situa...


Verhalten Dreijähriger

Hallo, mein dreijähriger macht gerade einige Veränderungen durch. Zum einen hatte er sich sehr am Fuß verletzt und konnte nun zwei Wochen gar nicht laufen. Vor zwei Monaten ist er großer Bruder geworden und liebt das Baby sehr. Zudem geht er neuerdings in den Kindergarten. er ist eher sensibel und zurückhaltend. Nun ist es auch zu Hause imme...


Verhalten

Hallo mein Sohn ist im Januar 5 Jahre jung geworden. Ich hab beobachtet das er öfters am Tag einfach in die Leere schaut.. man muss ihn dann so 1-2 mal rufen dann reagiert er auch! Dem Kindergarten ist es auch aufgefallen, aber die finden das nicht so schlimm weil er ja dann reagiert. Nun meine Frage ist das er seit Anfang Dezember 2023 sich ir...


verändertes Verhalten

Guten Tag Frau Henkes, unser Sohn, 3 Jahre und 8 Monate, ist vor 8 Wochen großer Bruder geworden. In der ersten Zeit haben mein Mann und ich uns, soweit möglich, beide gleich viel um ihn gekümmert. Nach und nach durfte ich immer weniger machen, alles soll der Papa übernehmen. Auch als er jetzt krank war, verlangte er ausschließlich ihn. Es ist ...


Zwanghaftes Verhalten?

Guten Tag, Frau Henkes, mein Sohn ist 18 Monate alt und seit einiger Zeit sehr auf Türen aller Art fixiert. Zum einen muss er jede (Schrank-)Tür, die er sieht, sofort "bearbeiten", also nicht nur einmal öffnen und schließen, sondern in der Regel etliche Male hintereinander. Wenn man versucht, ihn von der jeweiligen Tür zu entfernen, reagiert er...


Verhalten Kleinkind(22M)

Guten Tag Frau Henkes, Ich habe da einige Anliegen bezüglich meiner Tochter(22M). Sie geht in die Krippe seit September, ich bin alleinerziehend und sie hat Kontakt zu ihrem Papa. Ich weiß nicht, ob folgende Verhaltensweisen vorkommen, weil sie meine Anspannung und Stress eventuell spürt: Sie hat sich letztens nach dem Kindergarten ein paar ...