Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Eigenen Willen und Wutausbrüche

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Eigenen Willen und Wutausbrüche

AndreaW..

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Hallo Frau Henkes,   Nach einem Gespräch mit einer Freundin habe ich einige Fragen im Bezug auf die kindliche Psyche. Wird der Willen gebrochen durch zu viel “Nein” sagen? Meine Tochter(18 Monate) ist momentan in der Autonomiephase und ich sage viel “Nein”, möchte das aber ändern. In den ersten 2 Lebensjahren(Vertrauensbildung) soll man ja überwiegend ja sagen und in der nächsten Phase(Willensbildung 2-4J) kommt dann das Nein häufiger. War das falsch von mir?  Auch habe ich gelesen, dass man den Willen des Kindes bricht wenn man es öfters einfach nimmt und macht was zu tun ist(z.B es hochnehmen und Schuhe anziehen, hochnehmen und Flasche geben usw.) anstatt dem Kind zu sagen "wir müssen jetzt Schuhe anziehen, kommst du bitte her?" Und zu warten bis das Kind dann eben kommt. Stimmt das? Wie reagiere ich da am besten? Wenn ich das bei jeder Aufgabe mache, sitze ich ja den ganzen Tag da und warte.. Wie wird ein Kind willensstark? Oder ist diese Eigenschaft “ab Geburt” bereits vorhanden? Ist es schädlich wenn ich mein Kind bei großen Gefühlen manchmal eher abgelenkt habe anstatt es zu trösten? Im Normalfall tröste ich sie.  Meine Tochter ist momentan total gegen alles was mit Körperpflege zu tun hat somit “ziehe” ich immer schnell das Programm durch. Kann sie davon einen Schaden bekommen? Wäre es besser mehr auf sie einzugehen? Wie kann ich mit Wutanfälle umgehen? Gerade hat sie einen Anfall nach dem anderen wegen den kleinsten Kleinigkeiten, wenn ich mich da jedes Mal eine halbe Stunde mit ihr hinsetze und erkläre, würde ich den ganzen Tag da sitzen. Ich versuche ihre Gefühle natürlich zu begleiten.   Liebe Grüße, Andrea 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, bei Kleinkindern gibt es viele Situationen, in denen Eltern mit einem Nein reagieren müssen. Das gilt z.B. für alle Gefahrensituationen, die aufgrund der kindlichen Neugier entstehen können. Das ist völlig in Ordnung und bricht den kindlichen Willen nicht. Sie können auch nicht warten, bis ein Kleinkind zum Schuheanziehen zu Ihnen kommt, wenn es gerade versucht, seinen Willen gegen Ihren zu setzen. Dann hilft eine klare und eindeutige Handlung. Erklären Sie Ihrer Tochter, was Sie machen müssen, und trösten Sie sie, weil sie das aushalten muss. Ein Kind kann willensstark werden, wenn es erlebt, dass sein Wille etwas bewirken kann. Für ein kleines, abhängiges Kind ist es eine sehr bedeutsame Erfahrung zu erleben, dass seine Willensbekundungen Wirkung zeigen. Das geht nicht immer, aber Sie werden Situationen finden, in denen das möglich ist. Das Temperament, mit dem die Willensbekundung geäußert wird, ist von Geburt an vorhanden. Kinder nehmen die Anlässe für ihre Willensäußerungen immer aus ihrem Alltag. Körperpflege gehört dazu. Seien Sie hier großzügig. Es ist nicht schlimm, wenn z.B. die Zähne einmal nicht geputzt werden. Lassen Sie Ihre Tochter vieles selber tun, auch wenn es dann nicht so gut gelingt. Sie können dann kurz "nacharbeiten". Oft hilft es auch, aus den Tätigkeiten ein Spiel zu machen. Einem anderthalbjährigen Kind können Sie nichts erklären, weil es das noch nicht versteht. Trösten Sie Ihr Kind, weil es diese Wut aushalten muss. Das ist für Kleinkinder schrecklich. Aber Sie müssen dem nicht zu große Bedeutung beimessen. Bieten Sie Ihrer Tochter Alternativen. Ich halte auch Ablenken für erlaubt. Es hilft einem Kind sich aus einer unangenehmen Stimmung leichter zu lösen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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