Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Aggressivität und Ängste

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Aggressivität und Ängste

schalfan

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Hallo, meine Tochter ist 7 Jahre und Einzelkind. Sie hat große Probleme mit angemessenem Verhalten. In der Schule wird sie anderen Kindern gegenüber aggresiv, z.B. hat sie ihren besten Freund geschlagen, als er mit ihr mal nicht spielen wollte oder sie tritt nach Kindern, die ihr zu Nahe kommen. Auch ihre Lehrer hat sie schon gehauen, wenn die etwas sagen, das ihr nicht passt. Uns Eltern gegenüber war sie auch lange körperlich aggressiv, das ist aber schon deutlich besser geworden. (Leider nur mit der Motivation, dass sie sich "Bestimmertage" mit gutem Benehmen erarbeiten kann) Ihr Verhalten war auch schon im Kindergarten ab und an Thema (generell das Miteinander, sie ist sehr unruhig, erkennt keine Grenzen und merkt nicht, wann sie stoppen sollte). Wir haben schon viel versucht: Erziehungsberatung (die sagte wir wären auf einem guten Weg und schickte uns weg); sie geht seit 2 Jahren zum asiatischen Kampfsport um Disziplin zu lernen; wir haben sie ein Jahr lang zu einer Verhaltenstherapeutin geschickt, die ihr ADHS bescheinigte und eine Angststörung, ein Besuch beim Kinderpsychiater ergab dann sie hätte kein ADHS (allerdings rein anhand eines Tests den sie ausfüllen musste) dafür vielleicht Autismus. Der Kinderarzt will abwarten - das ist nur mit den Rückmeldungen zur Aggressivität schwierig. Meine Tochter ist leider sehr unsicher und hat viele Ängste, das hat auch Gründe (sie ist aus einem privaten Kindergarten geflogen, weil sie die Erzieherin gehauen hat; mein Mann hatte eine depressive Phase) - ich weiß nur nicht, wie wir ihr noch helfen können. Auf jeden Schritt vor folgen 2 zurück. Sie traut sich immer weniger zu. Die Verhaltenstherapie hat hier nichts gebracht. Sie blockt zudem jedes Gespräch ab - für ihr Verhalten kann sie nichts, ihre Wut bestimmt über sie, dann redet sie sich schlecht oder hat Angst. Übungen lehnt sie komplett ab. Sie erzählt von sich aus selten etwas. Ich muss zugeben, ich weiß inzwischen auch nicht mehr, wie ich einfühlsam auf sie eingehen soll, da ich das Gefühl habe, dass meine Tochter gelernt hat, dass sie aus jeder unangenehmen Situation raus kommt, weil sie dann "Angst" hat. Entspannte Gespräche mag sie nicht führen, auch nicht beim gemeinsamen Lesen oder ähnlichem. Sie ist getestet hochbegabt - der Kontakt mit anderen hochbegabten Kinder ist auch der unkomplizierteste - bei allen anderen Kindern müssen wir fortwährend aufpassen, dass sie nicht eskaliert. Welche Optionen haben wir denn noch unserer Tochter zu helfen? Und was wäre das richtige Stichwort um auch Hilfe für uns Eltern zu bekommen - ich fürchte dass wir unbewusst sie in ihrem Verhalten manchmal unterstützen.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie stellen in Ihrem Schreiben die Ängste Ihrer Tochter in den Vordergrund. Das scheint mir sinnvoll, da Ängste aggressives Verhalten auslösen können. Zudem erspüren Kinder depressive Verstimmungen bei Ihren Eltern, was zu unbewussten Ängsten führen kann. Sie haben bereits viel unternommen, um Ihrer Tochter zu helfen, was bisher jedoch keine Veränderungen bewirkt hat. Möglicherweise wäre eine analytische Kindertherapie für Ihre Tochter sinnvoll. Bei dieser Therapieform wird versucht, die psychischen Ursachen problematischen Verhaltens herauszufinden und entsprechend zu behandeln. Eine intensive Elternarbeit gehört zum Behandlungskonzept. Eine weitere genauere Diagnostik bezgl. ADHS oder Autismus scheint mir derzeit nur lohnend, wenn Sie gleichzeitig erfahren, was Sie aufgrund einer eventuellen Diagnose machen können. Solche Diagnostiken nehmen sozialpädiatrische oder Frühförderzentren vor. Dort wird in der Regel mehr als ein Test durchgeführt. Siebenjährige verweigern häufig Gespräche über ihr Verhalten, weil das Thema sehr schambesetzt ist. Sie wissen oft auch noch nicht, was sie anders machen können, weil sie sich ihren Gefühlen noch ausgeliefert fühlen. Zudem hat Ihre Tochter gelernt, wie sie sich der Verantwortung für ihr Verhalten entziehen kann. (Ängstliche Siebenjährige haben noch kaum Verantwortung für ihr Verhalten. Ihre Tochter hat jedoch bereits einen ungünstigen Umgang mit Konflikthemen kennengelernt, der sich nicht verfestigen sollte.) Erklären Sie Ihrer Tochter, was Sie von ihr erwarten und setzen Sie ihr deutliche Grenzen. Sie können eine Siebenjährige noch aktiv daran hindern, Sie aggressiv anzugehen oder zu schlagen. Ihre Tochter muss noch lernen zu akzeptieren, dass Sie als Erwachsene die "Bestimmer" sind und sie als Kind sich daran anzupassen hat. Das bietet ihr Orientierung und Schutz, was wiederum der Minderung von Ängsten dient. Die "Bestimmertage" könnten vielleicht in "Wunschtage" umgewandelt werden. Je nachdem welchen Stellenwert Sie der Hochbegabung beimessen möchten, können Sie sich auch an eine Organisation für Hochbegabte wenden, um dort Empfehlungen für den Umgang mit dem Verhalten Ihrer Tochter zu bekommen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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