Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Ablehnung

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Ablehnung

Maus16

Guten Tag, meine 25-Monate alte Tochter geht seit Sommer in die Kita. Wir haben die Eingewöhnung sehr langsam über ca. 8 Wochen gezogen und halten die Betreuungszeiten kurz (3-4 Std) an zwei Tagen die Wochen leider 6 Stunden. Tochter war sehr neugierig und spielfreudig während der Eingewöhnung, die Trennung viel ihr schwer und sie hat gesagt, dass sie nicht in den Kindergarten sondern bei Mama bleiben möchte. Im Kindergarten spielt sie frei und kreativ, ist kontaktfreudig gegenüber Kindern, mittlerweile behauptet sie sich selbst und setzt ihre eigenen Bedürfnisse durch. Folgendes bereitet mir Sorgen: Seitdem meine Tochter im Kindergarten ist, zeigt sie keine Wiedersehensfreude. Sie kommt sofort mit uns nach Hause, zeigt aber keinerlei emotionale Regung. Erst wenn wir auf dem Nachhause-Weg sind, fängt sie an zu sprechen, singen etc. Darüber hinaus ist es nun so, dass meine Tochter sich immer mir oder meinem Mann gegenüber in Wiedersehenssituationen ablehnend verhält. Komme ich also mit meiner Tochter nach Hause, will sie meinem Mann nicht hallo sagen, nicht mit ihm Hände waschen und macht dies durch starkes Weinen deutlich. Nun gehe ich wieder arbeiten und bin an zwei Tagen 8 Std. aus dem Haus, welche sie im Kindergarten und teils mit meinem Mann verbringt. Als ich nach Hause gekommen bin, hat sich ihre Laune schlagartig von unbeschwert fröhlich in weinend und belastet verändert. Sie hat jeglichen Kontakt zu mir über 30 Minuten heftig abgelehnt (weint, "ich will nich zu Mama, ich will zu Papa"). Danach nimmt sie wieder Kontakt mit mir auf und fängt an zu weinen, wenn ich den Raum verlasse. Mich verletzt dieses Verhalten und ich sehe auch, dass es meiner Tochter in den Situationen nicht gut geht und sie überfordert wirkt. Können Sie mir dieses Verhalten genauer erklären und sagen, wie wir ihr helfen können? Grundsätzlich bin ich mir sehr sicher, dass ich eine sehr gute Bindung zu meiner Tochter habe. Sie wurde ein Jahr gestillt, viel getragen, ich habe sie überwiegend (mit meinen Mann, wenn nicht bei der Arbeit) allein betreut. Mein Mann hat ebenfalls eine sehr gute Beziehung zu meiner Tochter. Ich wurde von ihr überwiegend bevorzugt, seit ein paar Wochen fordert sie lieber meinen Mann ein. Meistens fordert sie uns beide auf, mit ihr zu spielen etc. ("ich will mit beiden kuscheln, spielen" etc.) Sie ist sprachlich weit und ansonsten altersgemäß entwickelt. Vielen Dank im Voraus  


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, das Verhalten Ihrer Tochter ist kein Anzeichen für eine nicht gelungene Bindung. Beim Abholen aus der Kita fällt es Ihrer Tochter vermutlich noch schwer, sich umzustellen. Solche Situationswechsel, die für ein Kind ja immer überraschend kommen, fallen Kindern oft schwer. Ihre Tochter braucht dann etwas Zeit, um sich Ihnen zuzuwenden. Das sollten Sie akzeptieren. Zeigen Sie Ihrer Tochter, wie sehr Sie sich freuen Sie wiederzusehen. Auch die Situation, wenn Sie von der Arbeit kommen, lässt sich so erklären. Ihre Tochter war über einige Stunden mit dem Vater zusammen und möchte ihn nun nicht teilen. Umgekehrt gilt das genauso. Zweijährige sind psychisch mit der Triangulierung beschäftigt. Sie merken deutlicher, dass sie in der Familie zu dritt sind. Sie probieren aus, sich mal mehr dem einen oder dem anderen Elternteil zuzuwenden. Das ist eine wichtige Erfahrung, die die grundsätzlich gute Beziehung zu beiden Eltern nicht in Frage stellt. Ihre Tochter braucht in solchen Situationen die Sicherheit, dass Sie ihre Hinwendung zum Vater gut ertragen können und sie weiterlieben. Das ist eine wichtige Grundlage, damit Ihre Tochter später akzeptieren kann, dass Sie nicht nur in Beziehung zu ihr stehen sondern auch eine Paarbeziehung haben, in der sie außen bleibt.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Maus16

Ergänzung: Ist der Elternteil, der beim Wiedersehen abgelehnt wird, nicht da, spricht meine Tochter trotzdem positiv von diesem. Auch im Kindergarten sagt sie kurz vor dem Abholen freudig "gleich holt xy" mich ab.


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