Iris_
Lieber Herr Dr. Nohr, der Kita-Start ist immer wieder Thema bei uns und mich würde sehr Ihre Meinung dazu interessieren. Ich habe zunächst 1,5 J Elternzeit beantragt und würde dann mit 20 Std in der Woche wieder arbeiten gehen. Unsere Tochter würde mit 1 J und 3 Mon die Eingewöhnung beginnen und dann mit 1,5 J. ca. 4 Std pro Tag in die Kita gehen. Einen Platz haben wir schon. Ich fühle mich aber eigentlich die ganze Zeit über schlecht deswegen. In meinen Augen ist sie dann einfach noch sehr klein und es würde mich sehr traurig machen, wenn sie schon jeden Tag mehr oder weniger verpflichtend "aus dem Haus" muss. Best. wäre es auch zum Teil ok für sie, aber es wird dann immer noch Tage geben, an denen sie schlecht geschlafen hat oder Zähne kommen, etc. Außerdem sind die Kleinen noch viel mehr auf Hilfe angewiesen als ein Kind mit 2,5 oder 3 Jahren. Das wäre ok für mich. Meine innere Stimme sagt mir einfach, dass die kindlichen Bedürfnisse in diesem Alter am besten zu Hause befriedigt werden können und es auch ok ist, wenn das Kind zw 2 und 3 Jahren in die Kita kommt. Oder liege ich komplett falsch? Ich möchte meinem Kind natürlich auch nichts nehmen. Finanziell könnten wir grade so noch ein Jahr ohne Einkommen von mir über die Runden kommen. Aber fraglich, ob wir noch mal einen Kita-Platz bekommen würden. Ich weiss nicht, was das beste für alle ist.
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo Iris, KinderärztInnen und KindertherapeutInnen befürworten eine Fremdbetreuung mehrheitlich ab dem 3 LJ. Das würde ja auch gut mit Ihrem Gefühl übereinstimmen, dass Ihre Tochter noch "viel zu klein" für KiTa ist. Das ist ein allgemeiner Vorschlag, von dem immer wieder auch Abweichungen möglich sind. Eine unzufriedene und unausgelastete Mutter ist weder für das Kind noch für sie selbst eine Hilfe. Es ist also wichtig, das nicht nur für das Kind zu machen, sondern auch selbst damit zufrieden sein zu können. Das nicht nur als fremdbestimmte Aufgabe, sondern als eigenen Wunsch und Bedürfnis zu sehen. Wenn beide das wollen, kann das eine sehr befriedigende und förderliche Zeit für Beide sein.(Und einen Platz finden Sie bei dieser Vorlaufzeit sicher) Wenn es nicht geht/so ist, gibt es vielleicht noch Zwischenlösungen i.S. von, bei Bedarf zu Hause bleiben (ist organisatorisch nicht immer leicht und macht oft Druck) und/oder es klappt so wie geplant. Eine Klarheit über die eigenen Wünsche, Gefühle und Motivation ist eine wichtige Voraussetzung für eine passende Entscheidung. Dr.Ludger Nohr
Pelzchen
Liebe Iris, dein Bauchgefühl ist mehr als richtig!!! Wenn du gerne noch Zeit mit ihr daheim verbringst, ist es das Beste was du in diesem Alter für sie tun kannst. Genieße es und lass dich nicht von gesellschaftlichen oder finanziellen (wenn machbar) Zwängen verunsichern. Liebe Grüße
Iris_
Danke schon mal für dein nettes Feedback. Ich bin wirklich keine Vollblut-Hausfrau und ein Jahr ganz ohne eigenes Geld und dann noch finanziell etwas einschränken ist wirklich nicht ganz so toll... Aber ich würde ihr einfach gerne dieses eine Jahr zu Hause noch schenken. Anders fühlt es sich einfach falsch an. Wenn sie dann einen müden Tag hat und kuscheln möchte, soll sie das einfach dürfen. Dafür ist sie ein Baby. Ich glaube ein Jahr später sind die Kleinen wirklich viel reifer und selbstständiger und vielleicht sogar etwas froh, dass sie mal ein paar Stunden am Tag was anderes sehen. Es fühlt sich aber halt immer so an als müsse man sich vor Kollegen oder anderen rechtfertigen, wenn man nun sagt, dass man sich schlecht dabei fühlt. Fast so als sei es die Norm, dass ein Kind mit einem Jahr in die Kita soll und man das Kind nicht so an sich binden soll. Aber ich nehme ihr doch nichts, wenn ich bis 2,5 Jahre warte, oder? Obwohl wir auch viele kennen, die es genau so gemacht haben. Werde natürlich weiterhin dafür sorgen, dass sie zwei oder drei mal die Woche mit anderen Kindern spielen kann.
Pelzchen
Ich weiß genau was du meinst!! Hausfrau ist auch so ganz und gar nicht mein Ding. Aber ich schenke meiner kleinen Tochter auch diese Zeit und bin voll überzeugt, dass es so richtig ist für uns. Im Bekanntenkreis sehe ich oft wie sich Kinder verändern, die mit einem Jahr schon weggegeben werden. Völlig reizüberflutet und permanent krank schreien sie plötzlich in der Nacht...vollstes Verständnis, wenn man keine andere Lösung hat und sonst nicht über die Runden kommt. Aber wenn es auch anders geht ist es eine Zeit, die nie wieder so kommt und viel zu schnell vorbei ist... Den Kindern nimmt man in diesem Alter gar nichts, das kommt alles früh genug auf sie zu... Ich frage mich warum es staatlich gewollt ist heutzutage, dass Kinder in einer Phase in Kitas kommen, in der sie einfach noch nicht weit genug sind. Dazu kommt meiner Meinung nach das Problem, dass die Betreuungsqualität leider nicht immer so gut ist wie es nötig wäre. Ich stimme dir voll zu, dass es einem etwas komisch vorkommt, wenn man dem Kitatrend nicht folgt. Kindergesellschaft unter der Woche ist manchmal gar nicht so leicht. Der Spielplatz ist bei uns oft bei tollem Wetter einfach leer...die Leute schauen komisch, wenn ich sage, dass ich von Herzen gerne für meine Kleine da bin und alles andere noch warten kann... aber das stört mich nicht. Beruflich bedingt (Grundschullehrerin) hatte ich auch schon Kontakt zu einigen wirklich tollen Erziehern aus dem Kindergarten, die mir sagten, dass Eltern gar nicht wüssten wie sehr sich die jungen Kinder ( damit meinten sie unter drei Jahren) durch den Tag quälen müssten... Liebe Grüße
schneeziege08
Das sehe ich genau wie Pelzchen - und habe deshalb vor einiger Zeit meine Elternzeit trotz großen Gegendrucks von außen nachträglich verlängert - den Versuch der Eingewöhnung mit 14 Monaten brach ich ab, weil ich mein Kind in seinen Stressreaktionen gar nicht mehr wiedererkannt habe... Das war die beste Entscheidung für uns. Er ging dann mit 2 1/4 vormittags in den Kiga und das war immer noch eine große Herausforderung für ihn! Mit guter Eingewöhung hat es aber geklappt und trotz vielfacher Unkenrufe bekamen wir ein Jahr später als geplant sogar einen Platz im perfekten Wunschkindergarten. Hör auf DEIN Gefühl und lass dir von anderen nicht reinquatschen. Die Kinder werden so schnell groß und die Zeit kann dir keiner zurückgeben, wenn du sie verpasst. Ein anderes Argument war für mich auch noch, dass er mit 1 Jahr nicht nur wenig verstanden hätte, sondern auch selbst NICHTS hätte äußern können, was ihn dort bewegt hat oder ihm passiert ist. Für mich keine schöne Vorstellung...
Anniquita83
Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich wollte meine Tochter auch nicht in die KiTa geben, obwohl ich seit ihrem ersten Geburtstag wieder arbeite (als Lehrerin 4 Schulstunden die Woche) und seitdem sie 17 Monate alt ist, 12 Stunden. Glücklicherweise haben wir von Anfang die Oma als dritte Bezugsperson miteingebunden, welche sie dann betreut. Damit ersparen wir uns den Druck mit festen Aufstehzeiten etc. Allerdings merke ich jetzt, wo sie 2 wird, immer mehr, dass sie andere Kinder um sich braucht und dies auch oftmals einfordert. Wir Erwachsenen sind ihr allmählich wohl zu langweilig, auch wenn sie generell sehr anhänglich und auf mich fixiert ist. Gut, jetzt müssen wir noch vier Monate warten und viel auf den Spielplatz gehen...Trotzdem bin ich froh, ihr das eine Jahr zuhause geschenkt zu haben, auch wenn es manchmal nicht einfach war.
susisorglos123
Ich habe auch einen gescheiterten Berufswiedereinstieg im 1. LJ unseres Kindes hinter mir, im Nachhinein ärgert es mich, dass ich nicht vorher erkannt hatte, dass es zu früh war, es hat uns alle viele Nerven gekostet und im Arbeitsverhältnis natürlich auch mehr geschadet als genutzt. Ich finde es deshalb super, dass Du Dein Gefühl ernst nimmst, egal, was andere sagen. Die meisten sagen es vielleicht ja auch gar nicht aus objektiver Sicht auf die Bedürfnisse ihrer Kinder, sondern weil sie eben so früh wieder arbeiten müssen und sich insgeheim dafür rechtfertigen wollen, ihrem Kind das zuzumuten. Wer will sich schon eingestehen, aus finanziellen Gründen seinem Kind zu schaden, und das in einem so reichen Land. Da ist dann oft Angriff die beste Verteidigung, wie mir scheint. Unsere Gesellschaft muss vielleicht mal über ihre Prioritäten nachdenken, statt jetzt sogar schon über noch längere Kita-Öffnungszeiten...
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