Nicht-Befolgung von einfachen Anweisungen - Konsequenz?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Nicht-Befolgung von einfachen Anweisungen - Konsequenz?

Hallo Frau Schuster, seit zwei Wochen haben wir erhebliche Probleme mit unserer 3,5 jährigen Tochter. Sie scheint sich in einer extremen Trotzphase zu befinden und ich bin momentan absolut ratlos, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass meine Tochter im August in den Kindergarten gekommen ist und sie noch eine 7 Monate alte Schwester hat. Zurzeit befolgt meine Tochter keinerlei Anweisungen. Sie tut wirklich nichts, was man ihr sagt. Ich reagiere darauf, indem ich die Anweisung ständig wiederhole (ich weiß, dass man das eigentlich nicht tun soll) und drohe letztendlich mit einer Konsequenz. Ich halte mich dann auch an diese Konsequenz, allerdings fruchtet das überhaupt nicht. Ein Beispiel - sie möchte sich abends nicht waschen (lassen) / auf Toilette gehen. Es folgt die Androhung, dass es keine Gute-Nacht-Geschichte gibt - sie kommt trotzdem nicht ins Bad. Also erklären wir ihr, dass es nun keine Geschichte gibt, weil sie sich nicht waschen lässt. Großes Gebrüll. Gewaschen werden muss sie aber so oder so, also artet das jedes mal in ein riesen Theater aus. Jeden Abend das gleiche Spiel. So läuft es auch beim Anziehen und in beliebig anderen Situationen. Die Konsequenzen passen ihr zwar nicht und sie bekommt teilweise Wutanfälle deswegen, aber sie lernt scheinbar gar nichts daraus. Was tue ich beispielsweise, wenn wir weg müssen und sie lässt sich nicht die Schuhe anziehen? Es interessiert sie dann auch nicht, wenn ich sage "Wenn du keine Schuhe anziehst, kannst du nicht mit, dann gehe ich alleine". Was tue ich dann? Sie muss ja nun mal mit. ;-) Wahrscheinlich ist das die falsche Konsequenz, aber was wäre an dieser Stelle die richtige? Weiterhin hat sie in den letzten Tagen wieder angefangen, in die Hose zu machen. Wahrscheinlich möchte sie auch vermehrt meine Aufmerksamkeit erreigen, was evtl mit dem Baby zu tun hat (eigentlich ist sie aber ganz vernarrt in ihre Schwester). Ich versuche wirklich, ihr viel Aufmerksamkeit zu schenken, aber es ist teilweise schwer, denn das Baby fordert auch viel Aufmerksamkeit. Die Große kann sich auch schon immer nur sehr schwer (so gut wie gar nicht) alleine beschäftigen, das kommt dazu. Zur Zeit enden aber sogar die Versuche, mit ihr zu spielen, wenn die Kleine schläft, im Streit. Auch brüllt sie mich ständig an, wenn ihr etwas nicht passt. Ich erkläre ihr dann, dass ich auf ihr Gebrüll nicht reagiere. Sie muss es normal sagen. Auch das fruchtet nicht. Leider weiß ich nicht mehr, wie ich mich verhalten soll und ich muss zugeben, dass ich mich momentan auch sehr leicht provozieren lasse. Ich hoffe, sie haben einen Tipp für mich. Vielen Dank schon mal und entschuldigung für den langen Text. ;-)

von Tanja1981 am 11.11.2011, 20:30



Antwort auf: Nicht-Befolgung von einfachen Anweisungen - Konsequenz?

Hallo Tanja Den Tipp von Mijou kann ich nur unterstützen. Bevor Sie auf möglichst logische Konsequenzen hinweisen und sie ggf. entsprechend auch einhalten versuchen Sie bitte, den Ehrgeiz Ihrer Tochter zu wecken Etwas SELBER erledigen zu können. Fragen Sie z.B. ob sie wohl schon so groß ist, dass sie sich SELBER waschen (anziehen,...) kann oder ob Sie ihr helfen dürfen (müssen). Entsprechend handeln Sie dann auch. Loben Sie jedes noch so geringe, eigenständige Tun Ihrer Tochter und freuen Sie sich darüber, neben dem noch sehr hilfsbedürftigen Baby schon eine recht "große", selbstständige und hilfsbereite Tochter zu haben. Jedes Lob wird den Wunsch Ihrer Tochter nach liebevoller Zuwendung erfüllen und zu eigenständigem Handeln anregen, das insgesamt zur Zufriedenheit beitragen wird. Ein zufriedenes Kind und ein ruhiges, harmonisches Umfeld wird ganz bestimmt auch bald das Einnässen wieder Geschichte sein lassen. :-) Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 12.11.2011



Antwort auf: Nicht-Befolgung von einfachen Anweisungen - Konsequenz?

Hallo, da mich das in fast allen Zügen an unsere Tochter erinnert möchte ich mal einen Tipp geben wie wir damit umgehen. Vielleicht hilft das ja. Zuerst einmal immer absolut ruhig bleiben. Ich weiß, dass das schwer ist (für mich auch) aber manchmal denke ich, dass es die reine Provokation ist und meine Tochter nur allzu gerne sieht ,wenn ich "ausflippe", also mache ich ihr nicht das Vergnügen, sondern bleibe ruhig. Unsere Konsequenz ist, dass wenn sie sich z.B. nicht die Schuhe anziehen will eben ohne geht. Schluß aus. Oder sie will sich nicht anziehen. Ok, dann geht sie eben im Schlafanzug in den KiGa (hat eine Freundin auch schon mal mit ihrem Sohn gemacht). Bisher kam es bei uns noch nicht so weit, weil das Ausmalen wie es wäre, wenn sie mit Schlafanzug in den KiGa ginge immer gereicht hat, dass sie sich anzieht. Leider ist es trotzdem immer ein Kampf und bisher hat sich an diesen "Ritualen" noch nichts geändert. Aber wer weiß. Bin aber auch sehr interessiert was uns Fr. Schuster noch raten kann. Liebe Grüße ela

von ela8 am 12.11.2011, 08:04



Antwort auf: Nicht-Befolgung von einfachen Anweisungen - Konsequenz?

Hallo, bin nicht Frau Schuster, wollte aber trotzdem gern etwas dazu sagen, wenn Du magst. Ich kenne eigentlich keine Dreieinhalbjährigen, die "Anweisungen befolgen", wie Du es nennst. Ich glaube, das tun nur gut abgerichtete Schäferhunde... ;-) Nein, im Ernst: Deine Tochter ist doch jetzt im sog. Selbständigkeitsalter. Und da müssen sich die Kinder nicht nur von ihren Eltern wieder ein großes Stück mehr ablösen. Sondern sie möchten auch möglichst alles schon selbst tun, was sie sich zutrauen. Leider geht uns Erwachsenen das immer nicht schnell genug, und das Ergebnis ist uns nicht perfekt genug. Deshalb ziehen wir unsere Kinder an, putzen ihnen die Zähne und baden sie, als seien sie kleine Puppen - statt ihnen zu erlauben, dies zumindest größtenteils selbst zu tun. Etwas nicht selbst tun zu dürfen, was man eigentlich schon probieren möchte, frustriert Kinder unheimlich. Sie reagieren dann fast immer mit Verweigerung, Verzögerung, Trödeln und "Bockigkeit", ich kenne das von meinen Kindern auch. Der Autor und Familientherapeut Jesper Juul sagt dazu: "Trotzalter ist, wenn die Kinder selbständig werden und die Eltern trotzig." Und da ist etwas Wahres dran. Bei uns hat geholfen: Viel mehr Zeit im Alltag einplanen und das Kind selbst machen lassen. Eingreifen nur, wenn es gar nicht klappt. Ein dreieinhalbjähriges Kind kann sich selbst Klett-Schuhe anziehen, seine Klamotten anziehen, sich selbst duschen, schamponieren, abbrausen, die Haare ein bisschen föhnen, sich die Zähne putzen. Eltern müssen hier nur noch etwas nachhelfen oder nachputzen (aber NACHDEM das Kind das meiste schon selbst tun durfte). Die Kleinen können außerdem schon im Haushalt kleine Aufgaben übernehmen, beim Kochen, Putzen, Aufräumen helfen - und in diesem Alter machen sie das auch (noch) gern, wenn wir sie lassen. Wenn wir sie nicht lassen, dürfen wir uns später nicht darüber wundern, das unser (älteres) Kind dann nicht mehr mithilft, nichts aufräumt und unselbständig wirkt. Probiere es doch mal aus: Oft löst sich der Trotz sofort in Luft auf, wenn man dem Kind sagt: "Du darfst dich jetzt allein duschen, magst du das mal ausprobieren?" Auch einem kleinen Kind schon Eigenverantwortung zu übertragen, macht es stolz und stark - und hilft übrigens auch ein bisschen gegen die unvermeidliche Eifersucht gegenüber dem jüngeren Geschwister. Ihm dagegen sinnlose Strafen und "Konsequenzen" anzudrohen, ignoriert ja total das Bedürfnis des Kindes und macht noch bockiger und trotziger, weil es sich noch mehr ungesehen fühlt als eh schon. So, das war ein ziemlicher Roman. Mir selbst hat in der "Trotzphase" meiner Kinder unheimlich Jesper Juuls Buch "Das kompetente Kind" geholfen, die Lage sofort zu entschärfen. Vielleicht liest Du das auch mal, es passt sehr gut zu Eurer momentanen Situation, man hat unheimlich viele Aha-Erlebnisse und versteht, warum das Kind sich so verhalten muss, wie es das tut. LG

von Mijou am 12.11.2011, 11:13



Antwort auf: Nicht-Befolgung von einfachen Anweisungen - Konsequenz?

Hallo, vielen Dank erst mal für die Ratschläge. Allerdings lege ich bereits viel Wert darauf, dass unsere Tochter verschiedene Dinge wie Zähne putzen oder anziehen selbst erledigt, weil ich weiß, dass sie es kann. Sie wird auch jedes mal dafür gelobt. Eigentlich bestehe ich sogar oft darauf, dass sie Dinge, die sie kann, selbst macht. Bin ich da vielleicht zu streng, sollte ich ihr eher die Wahl lassen selbst machen oder helfen lassen? Obwohl sie es eigentlich allein kann? Vielleicht fühlt sie sich unter Druck gesetzt. Werde auch versuchen, ihren Ehrgeiz mehr zu wecken, denn das habe ich in der Vergangenheit eher selten getan. Vielen Dank auf für den Buch-Tipp, werde mir das mal besorgen. Viele Grüße und ein schönes Wochenende!

von Tanja1981 am 12.11.2011, 13:40



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