Hallo Frau Schuster, mein Sohn ist 3 Jahre alt, seit genau 2 Jahren leben wir vom Vater getrennt. Mittlerweile haben wir die klassische 2-wöchentliche Besuchsregelung eingeführt, d.h. alle zwei Wochen schläft Sohnemann von Freitag bis Sonntag beim Papa und immer dann, wenn ich geschäftlich unterwegs bin. Außerdem kann sich sein Vater einen Tag in der Woche Zeit für ihn nehmen, er ist dann nicht bei der Tagesmutter. Dieses Jahr war der Junge auch erstmals 6 Tage im Urlaub mit dem Papa und dessen Freundin. Seit ein paar Wochen nun sehe ich mich vermehrt Machtkämpfen ausgesetzt, die mein Sohn offensichtlich nur bei mir hat. Anfangs habe ich mich noch mit dem Vater darüber ausgetauscht, aber der bläht sich jetzt mittlerweile doch arg auf und motzt mich sogar an, wenn etwas bei mir nicht so klappt wie bei ihm. Er behauptet beispielsweise, dass der Junge bei ihm pünktlich ohne Stress um 8 ins Bett geht und bis 8 Uhr morgens schläft und dann noch seinen Mittagsschlaf hat. Ich habe aber seit einiger Zeit die Erfahrung gemacht, dass der Junge nur ca. 11 Stunden Gesamt-Schlaf braucht (meiner Meinung sogar weniger Mittagsschlaf, aber das kriege ich bei der Tagesmutter nicht durch). Jedenfalls habe ich abends, wenn ich ihn um 8 Uhr ins Bett bekommen will, nur noch Stress. Selbst absolut gleiche Rituale (Zähneputzen, Vorlesen) werden Schauplätze für Spielchen à la "Wer hat mehr Ideen, seinen Willen durchzusetzen". Morgens anziehen, abends ausziehen, Zähne putzen, alles ist sehr mühselig. Ich bemühe mich zwar um eine gelassene und humorvolle Art, damit umzugehen, bin aber doch zutiefst verunsichert. Wenn es doch beim Papa alles so spielerisch klappt? Zwar hat der sicherlich eine Menge Gründe, mir etwas in die Tasche zu lügen, aber im Grunde glaube ich ihm schon. Jetzt ist noch das große Thema Sauberwerden dazugekommen. Der Junge hat schon im letzten Sommer, als er zwei war, damit angefangen, sowohl aufs Töpfchen als auch auf den Toilettensitz zu gehen, wenn er nackt herumlaufen durfte. Bis er dann im September plötzlich damit aufhörte und sein Vater mir erzählte, dass er sich mit gebogenem Rücken gesträubt hätte, auf die Toilette zu gehen, also sein Vater ihn quasi dazu gezwungen hatte. Ich habe damals nur fassungslos mit dem Kopf geschüttelt, jede Art von Zwang ist mir ein Gräuel, kein Wunder, dass danach der Junge nicht mehr wollte! Kurz nach seinem 3. Geburtstag sagte mir mein Sohn morgens spontan, er wolle keine Windel mehr. Habe mich schon riesig gefreut und war mächtig stolz auf ihn (was ich ihm auch gesagt habe). Das war kurz bevor der Junge mit seinem Vater in den Urlaub ging. Danach wurde er mir mit Windel wieder gebracht, und danach bestand er wieder auf der Windel. Sein Vater meinte zwar, das wäre nur für die Autofahrt zu mir gewesen, davor wäre der Junge tagsüber ohne Windel herumgelaufen, mal mit Unfall, mal ohne. Im Großen und ganzen aber wieder gut. Ein paar Tage später wieder bei mir: Kind wollte keine Windel mehr, es klappte schon ganz gut, Kind geht übers Wochenende zum Papa, dort auch keine Windel, kommt wieder nach Hause: Riesenterz, will unbedingt seine Windel wiederhaben. Justament war das der Morgen, an dem wir zu einer Urlaubsfahrt zu zweit aufbrachen, da habe ich nicht lang rumgemacht und ihm wieder eine Windel angezogen. Ich dachte, im Urlaub mit mir legt sich das wieder. Pustekuchen - die gesamten zwei Wochen gab es Tränen, als ich ihm mal mit mehr, mal mit weniger Festigkeit die Windel verwehrte. Auch nach der Rückkehr bestand er wieder auf der Windel. Als ich das seinem Vater erzählte, hat er sich riesig aufgeregt. Da würde er sich so anstrengen, das Kind sauber zu bekommen, und dann mache ich alles zunichte! Jetzt haben wir wieder aktuell ein Papa-Wochenende hinter uns (das erste nach unserem Urlaub), und es kam wie erwartet: Sein Vater schaffte es, ihn vier Tage am Stück ohne Windel und ohne einen einzigen Unfall herumlaufen zu lassen, kaum ist er bei mir zu Hause, lässt er beim Abendessen erst mal ein Bächlein auf dem Stuhl laufen und macht am nächsten Morgen großen Zinnober mit heftigem Schluchzen und überschlagender Stimme, dass er die Windel wieder haben möchte. Ich ahne schon, dass es etwas mit unserer besonderen und innigen Beziehung zu tun haben muss, ich habe schon eine schöne Bindung zu meinem Sohn, und dass er evtl. seinem Vater doch sehr gefallen will und da das Vorzeigekind ist. Trotzdem bin ich verunsichert, wie ich damit am besten umgehen soll: Ich persönlich halte nichts von Töpfchentraining und Zwang, aber ich weiß auch, dass eine behutsame Festigkeit dem Kind eine Richtung und Hilfe gibt. Es ist derzeit sehr anstrengend mit ihm, er testet seine Grenzen aus, und manchmal muss ich gleich an mehreren Fronten kämpfen und fest sein. Können jedenfalls kann er schon, sowohl großes wie kleines Geschäft werden rechtzeitig gespürt und auch angekündigt. Nur offensichtlich will er bei mir nicht (mehr). Können Sie mir sagen, was ich am besten tun sollte? Danke jedenfalls für einen Tipp! Herzliche Grüße Trixy
Mitglied inaktiv - 27.06.2011, 13:33