Liebe Frau Ubbens,
meine Tochter ist 20 Monate alt und ein Einzelkind. Außerdem hat sie seit dem Tag ihrer Geburt wirklich nur ihren Papa und mich. Sie hat keine Großeltern, keine weitere Verwandtschaft.
Wir haben mit ihr in ihrem ersten Lebensjahr Musikkurse für Babys besucht, danach Spielkreise und nun gehen wir auch zum Kinderturnen.
Einige Kilometer von uns entfernt, öffnet jetzt zum 01.06. eine wirklich gute Kindertagespflege. Wir waren dort, haben uns alles angeschaut, mit der Tagesmutter ausführlich gesprochen und wir sind wirklich sehr begeistert von der Einrichtung aber auch von der Herangehensweise dieser Tagesmutter. Sie hat alles bis ins kleinste Detail durchdacht und wird den kleinen Kindern viel bieten können, ohne zu überfordern.
Wir möchten unsere Tochter dort jeden Tag für 4 Stunden hinbringen. Dahinter steckt kein Zwang, denn ich bin selbständig und somit sitzt mir kein Arbeitgeber im Nacken. Es soll lediglich für unser Kind eine Möglichkeit sein, sich dort unter anderen Kindern weiter zu entfalten. Es ist ein kleines Grüppchen von 4 Kindern, eins wäre davon unser Kind.
Noch vor ein paar Wochen war ich begeistert von dieser Idee und so dankbar, dass unser Kind einen Platz in dieser neuen Kita bekommen hat.
Doch jetzt,wo ich langsam den Vertrag unterschreiben muss, kommen bei mir Zweifel und Ängste auf...
Nur weil mein Kind den Kontakt zu anderen Kindern sucht, heißt es nicht automatisch, dass sie sich leicht von mir trennen lässt. Sie hat nur uns und ist zwar neugierig, jedoch anhänglich.
Ich möchte nicht, dass die Eingewöhnung für sie zum Stress oder gar zum Trauma wird, nur weil wir ihr etwas Gutes ermöglichen möchten. Das widerspricht sich doch! Zumal sie dort nicht hin muss, weil Mama wieder arbeiten geht....
Wie sehen Sie das, Frau Ubbens? Ist ein Kind mit 20 Monaten " groß" genug, um eine Eingewöhnung ohne psychischen Schaden zu überstehen? Ich habe große Angst etwas Großartiges mit dieser "Aktion" kaputt zu machen.
Vielleicht sollte sie noch ein Jahr zu Hause bleiben? Dafür könnte ich für private Treffen mit Muttis sorgen, damit sie mit Kindern spielen kann. Das wäre zu dem Spielkreis und dem Kinderturnen eine tolle Ergänzung
Allmählich bin ich völlig überfordert mit dieser Entscheidung.
Wie sehen Sie das alles?
Ich freue mich auf Ihre Antwort und danke im Voraus.
Viele Grüße,
Lina
von
lina2478
am 21.04.2020, 15:35
Antwort auf:
Habe als Mutter Angst vor der Eingewöhnung
Liebe Lina,
ich kann mich den Worten meiner Vorrednerin anschließen und werde die Worte hier nicht wiederholen.
Sie müssen für sich sehen, dass es Ihnen gut geht. Ggf. probieren Sie es einfach aus. Planen Sie eine Eingewöhnung mit viel Zeit ein. Funktioniert es dann doch nicht, können Sie auch wieder kündigen. Solch ein Vorgehen würde Ihrer Tocher keinesfalls schaden.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 22.04.2020
Antwort auf:
Habe als Mutter Angst vor der Eingewöhnung
Du schreibst es eigentlich schon ganz richtig: DU hast Ängste. Und überträgst diese auf euer Kind.
Ich sag es jetzt mal ganz unverblümt so, wie es sich aus deinem Text heraus anhört: nicht euer Kind hat nur euch - IHR habt nur euer Kind und wollt es aktuell lieber noch nicht loslassen. Begründet es aber damit, dass euer Kind ja bisher nur euch hatte und möglicherweise usw.
Sie es mal so: sollte es nicht klappen, kannst du sie immer noch doch zu Hause betreuen. Eine sehr komfortable Situation - alles kann, nichts muss.
Aber: wenn du bereits mit eigenen Ängsten, was euer Tochter möglicherweise an Ängsten haben könnte, werdet ihr das auf sie übertragen und die Eingewöhnung wahrscheinlich nicht klappen. Kinder spüren nämlich, wenn ihre Eltern unsicher sind, etwas gar nicht wirklich wollen - und verhalten sich dann entsprechend.
Überleg dir noch mal genau, ob du dein Kind wirklich jetzt schon betreuen lassen willst oder noch nicht. Wenn du selbst nicht dahinter stehst, würde ich es nicht machen. Und das ist auch ok. Niemand muss ein Kind mit 1 oder 2 Jahren betreuen lassen, weil man das angeblich so macht oder sowas in der Art. Unser Kind war auch erst mit 3 im KiGa (was die Eingewöhnung übrigens nicht leichter gemach hat als evt. 1 Jahr früher).
Bedenke aber: du hast jetzt eben die schon erwähnte gute Ausgangsposition und könntest eurem Kind eine Menge Spaß und Freude bei der offenbar seht guten TaMu schenken. Ob ihr den Platz nächstes Jahr wieder bekommt, wisst ihr ja nicht.
Und ich kann dir jetzt schon sagen: 4 Stunden mal nur man selbst sein, sich nicht kümmern müssen, ist auch schön - ganz egal, wie gerne man sein Kind um sich hat :-) Hab ich zuerst auch nicht glauben wollen, aber bald zu schätzen gewusst. Und unser Kind hat davon profitiert, eigene Erfahrungen machen zu können und Mama und Papa neu gelernte Dinge vorzuführen, etwas erzählen zu können etc.
von
cube
am 21.04.2020, 17:28