Stillen

Forum Stillen

Probleme mit Still- bzw. Essenssituation (Sohn 17 Mon.)

Thema: Probleme mit Still- bzw. Essenssituation (Sohn 17 Mon.)

Ich bin verunsichert und hoffe auf Tips von erfahrenen LSZ-Mamas…. Unser Sohn (17 Monate) war immer schon ein sehr wählerischer Esser. Ich habe ihn, bis er ca. 1 Jahr war, vollgestillt. Die „Breiphase“ verweigerte er komplett, dann fing er langsam an, am Familientisch mit zu essen. Im Moment hat sich seine Nahrungsauswahl jedoch wieder stark eingeschränkt: Er hat 2-3 Gerichte, die er gerne mag - wenn etwas zu essen gibt, das er nicht kennt/mag, weigert er sich es zu probieren und möchte sofort aus seinem Hochstuhl raus und stattdessen stillen ("Maaamaaa Hunger“). Mein Mann reagiert ärgerlich, wenn ich ihn dann stille: „So wird er nie richtig essen, weil er weiss, dass er eh stillen kann!“ Was meint ihr dazu? Ich muss dazu sagen, dass er sowohl tagsüber als auch nachts noch sehr viel stillt….Ich habe mich bisher immer nach seinem Bedarf orientiert und ihn stillen lassen, wann immer er wollte. Mein Umfeld reagiert aber zunehmend kritisch: "Er ist ja kein kleines Baby mehr“, „Er hat dich in der Hand“, „Du musst dir auch einmal etwas mehr Freiheit gönnen (zB.abends weggehen geht nicht, weil er ständig aufwacht und nuckeln will) Eine Bemerkung hat mich wirklich sehr verunsichert „Er ist emotional von dir (stillen) abhängig" Wie würdet ihr reagieren? Ich wäre froh, wenn wir das Stillen (längerfristig) nur noch als reine Ritual beibehalten könnten (Einschlafen, und notfalls als Beruhigung). Im Moment sind wir davon jedoch weit entfernt… Ist mein Kind tatsächlich besonders extrem „brustfixiert“ oder ging/ geht es jemand ähnlich? Sorry wegen des langen Textes und danke fürs Lesen... Danke Lg

von LZSMama am 06.08.2014, 17:22



Antwort auf Beitrag von LZSMama

Hallo, also so bis zum ersten Geburtstag war die Situation bei meinen beiden großen genau so..., also vollstillen, dann erst Familenkost...die beiden fanden das aber dann (mit einem Jahr) so spannend, dass sie mich (stillen) tagsüber bald nicht mehr brauchten, sondern nur abends und nachts. Jetzt bei meiner kleinen ist es so ähnlich wie bei dir. Nur das sie (14Monate) alles neue probiert, aber sobald sie etwas kennt, möchte sie es kein zweites Mal. Also auch sehr wählerisch. Ja, ich dachte auch irgendwie wenn Kinder so mit anderthalb tagsüber noch soviel gestillt werden, kann die Mama nicht loslassen... aber ich bin fest davon überzeugt, dass meine kleine noch das ganze zweite Lebensjahr sich hauptsächlich vom stillen ernährt... Also beuge ich mich, wird zwar versuchen, es nicht mehr anzubieten und nur auf verlangen zu stillen, aber ich denke das dauert noch.... Ich war dir jetzt zwar keine große Hilfe, aber ich wollte nur sagen, du bist nicht allein, und zwanghaft abstillen finde ich auch nicht gut. (evtl. öfters mal bei Papa und Oma lassen, sodass er zumindest, was anderes ißt, wenn du nicht da bist, ) -so mach ich das jetzt ab Oktober, wenn ich wieder zwei halbe Tage arbeiten gehe. Grüssle

von Osterglocke83 am 06.08.2014, 18:54



Antwort auf Beitrag von Osterglocke83

Danke, es tut schon gut zu lesen, dass andere ähnliche Erfahrungen machen… Abstillen würde ich auf keinen Fall, da ich merke wie wichtig das Stillen für meinen Schatz ist... Ich versuche schon seit Längerem nach dem Motto „biete nicht an - lehne nicht ab“ zu stillen…vorläufig hat sich dadurch das Stillen nicht reduziert ;-) Lg

von LZSMama am 06.08.2014, 19:42



Antwort auf Beitrag von LZSMama

Hallo LZSMAma, wir stillen jetzt seit gut 33 Monaten. Meine Tochter hat immer extrem kurze Stillfrequenzen gehabt (anfangs alle 15-30 Minuten bis zu selten maximal drei Stunden, später, so mit einem Jahr tagsüber etwa alle 2h), und auch ich hatte meine Zweifel, als sie im Alter Deines Sohnes war, insbesondere wie bei Dir, durch die ewigen Kritiker in Familie und Umfeld. Zum Glück war mein Mann komplett stillaffin. Er hat nie was gesagt, außer, dass er es toll findet, wenn es so gut klappt mit dem Stillen, auch länger als andere das tun. Meine Tochter stillt sogar heute noch recht viel, wenn auch, seit sie 1,5 ist, nicht mehr nachts. Sie kann ohne mich einschlafen, kann auch einschlafen, ohne zu stillen, wenn ich dabei bin und verbringt, seit sie etwas mehr als ein Jahr alt ist, auch schon mal einen Tag mit ihrem Papa. Sie hat Phasen, wenn das Leben sehr spannend ist, da vergisst sie das Stillen bis zu 10 Stunden lang. Wenn die Verdauung nicht gut läuft, stillt sie mehr. Wenn viel zu verarbeiten ist, stillt sie mehr. Wenn sie Langeweile hat, stillt sie mehr. Aber sie nimmt es problemlos hin, wenn ich sage, dass es gerade nicht passt und sie auf später vertröste (Verlässlichkeit, dann selbst auf sie zuzukommen und zu fragen, ob sie es denn nun möchte, da ich mit xxx fertig bin, war der Weg dahin). Sie dockt sich auch ab, wenn ich sage, dass wir nun nicht mehr weiterstillen können. Alle Unkereien von wegen "emotionaler Abhängigkeit", "kein kleines Baby mehr", die implizieren, dass Du Deinem Kind schadest, wenn Du seinem Bedürfnis nachkommst, sind Unsinn. Es gibt nirgends eine Studie, die sowas belegt, eher das Gegenteil. Lass Dich davon nicht verunsichern. Dazu ein Beispiel aus unserer Erfahrung: Meine Tochter geht seit etwa einem halben Jahr in den Spielkreis (2x pro Woche vormittags ohne Mama). Sie hat mich am ersten Tag weggeschickt mit den Worten: "Mama muss jetzt arbeiten gehen." (Musste ich nicht, sie fand aber, dass das wohl so sein musste.) Sie war die einzige in der Gruppe (dabei die jüngste), die nie weinte, wenn Mama sich morgens verabschiedete. Sie hat immer super durchgehalten, freute sich, hinzukommen und freute sich genauso, wenn ich wieder kam und sie abholte. Sie ist auch ansonsten auch für andere auffällig kontaktfreudig, offen und selbstbewusst, immer fröhlich, ruht in sich selbst, weiß, was sie will, holt sich ihren Raum und die Nähe, wenn sie sie braucht. Mit anderen Worten, sie ist emotional sehr stabil und selbstbewusst. Natürlich ist ein einjähriges Kind wie Dein Sohn von seiner Hauptbezugsperson emotional abhängig! Was denn sonst? Er ist doch komplett darauf angewiesen, dass Du ihm hilfst, ihn begleitest, ihm Halt und Richtung, Nahrung, Nähe, ggf. auch Führung z.B. zum Schlafen und für einen ihm angemessenen Rhythmus gibst. Ich weiß, mich hat solches Gerede damals auch unheimlich verunsichert. Es sind Ammenmärchen. Die wichtigste Frage für Dich ist, wie es Dir persönlich damit geht, ohne all die Kritiker! Findest Du das Stillen schön? Wo sind Deine Grenzen, wo bist Du gern ganz grenzenlos? Mit einem Jahr werden viele Kinder noch einmal sehr anhänglich und stillen folglich viel (so sie es denn noch dürfen). Das gibt sich auch wieder, wechselt immer mal wieder, je nachdem, was sie so neu lernen, erleben etc. Ich persönlich empfinde es auch heute noch als urgemütlich und kuschelig, wenn mein Kind stillt. Ich biete das nicht von selbst an, aber wenn sie es möchte und es spricht organisatorisch nichts dagegen, lehne ich auch nicht ab. Was mir auffiel war, dass mein Kind weniger dramatisch stillen wollte, als ich erst mal mit mir selbst im Reinen war und die Zweifel abwerfen konnte und ihr diese offensichtlich für sie so wichtigen Nähe- und Nährzeiten einfach gab, ohne zu überlegen, ob das jetzt "angemessen" ist. Was das Essen anbetrifft, haben wir hier eine sehr kleine, sehr zarte Persönlichkeit (nur körperlich, ansonsten ist sie voll da, resolut und nimmt ihrem Platz aktiv ein), die sehr unterschiedlich gegessen hat. Mit einem Jahr pickte sie wie ein Spatz, obgleich sie zwischen 7 und 10 Monate förmlich fraß, die Beikosteinführung am Familientisch machte wohl einfach zu viel Spaß, sie verschlang ALLES! Aber nachdem das Novum Essen wohl etwas an Nervenkitzel verloren hatte, begann sie Essen als Nahrung zu sich zu nehmen, und das war oft sehr wenig. Den Rest stillte sie. Ich hatte für mich mehrere Regeln zum Essen ersonnen: Nie drängen, anbieten, zeigen, aber nicht beeinflussen durch nötigen! Stillen, egal ob vor oder nach dem Essen, wenns verlangt wird! Kind selbst entscheiden lassen, was es isst und wieviel. Viele Gelegenheiten ermöglichen, in denen das Kind essen kann (unterwegs gesunde Snacks etc.). Heute isst mein Kind alles mögliche, von Oliven über Kapern, Müsli, Eintöpfe, Suppen, Fleisch, Gemüse, Obst, Gewürztes... einfach alles. Aber eben nur dann, wenn es dran ist. D.h. sie isst wohl intuitiv das, was sie braucht, ist topfit und, seit sie alle Zähne hat, so gut wie nie mehr krank gewesen, sprachlich super entwickelt, sie bereitet einem einfach nur immer wieder große Freude. Ich sage das sicher mit Stolz, aber nicht um anzugeben, sondern um Dir am Beispiel zu versichern, dass Du alles richtig machst, wenn Du den Bedürfnissen Deines Kindes folgst, Du schadest Deinem Sohn nicht! Toller Buchtipp, der Dich sehr beruhigen wird und vielleicht auch gut für Deinen Mann ist: Gonzalez: "Mein Kind will nicht essen". Liest sich humorvoll und nett, dabei wissenschaftlich gut recherchiert von einem erfahrenen Kinderarzt geschrieben, der so manches Ess- und Stilldogma hierzulande entlarvt als das, was es ist: ein Ammenmärchen. Auch gut für Deinen Mann und Dich: Die Seite der Laktationsberaterin Regine Gresens aus HH: www.stillkinder.de. Hier findest Du sehr viel fachlich aktuelles Material dazu sowie Erfahrungsberichte usw. Noch eine tolle Seite ist www.rabeneltern.org. Auch hier kannst Du Dir die Versicherung holen, dass Du alles richtig machst, wenn Du den Bedürfnissen Deines Kindes nachkommst. Also stillt mal schön weiter! Je mehr Du Deinem Kind jetzt die Sicherheit gibst, desto besser und selbstbewusster wird er sich später von Dir lösen, zu seiner ganz persönlichen Zeit, in der er dazu reif ist. Man muss am Gras nicht ziehen, damit es schneller wächst, das macht nur Stress. Und wenn Du noch mal Zweifel hast, frag mal Biggi und Kristina im Expertenforum, die können Dir auch ganz viel Unterstützung geben. Sorry, das war lang, aber manchmal ist es mir einfach ein Bedürfnis, solche Zweifel zu zerstreuen, wie Du sie hast. Ich weiß, wie das belastet und verunsichert! Alles Gute für Euch! LG Sileick

Mitglied inaktiv - 06.08.2014, 22:34



Antwort auf Beitrag von LZSMama

Hi, das war bzw. ist bei einer Freundin und ihrer tochter so ähnlich, die isst auch kaum und stillt aber viel und die ist 22 monate alt. Mein sohn ist 20 monate alt, isst gut und nicht wählerisch, will aber trotzdem noch oft an die brust zum nuckeln. Meine freundin erzählt schon lange nicht mehr, dass sie stillt, ich erwähne es auch nicht ungefragt und wir stillen nur zuhause. wir denken, die kinder brauchen es und haben die Erfahrung gemacht, dass unsere kinder weniger krank sind als andere und seltene infekte besser wegstecken. Lass dich nicht verunsichern. Wenn du aber willst, dass er weniger stillt, musst du halt eine regel aufstellen (nur noch abends, z.b.) und die dann durchziehen. Nach drei harten tagen (wenns gut läuft) hat er das dann verstanden. Ob er dann mehr isst, weiß man nicht . Die tochter meiner freundin stillt, weil sie in der krippe ist, von sieben bis drei uhr nicht, isst in der zeit kaum und stillt dann aber tüchtig bis zum nächsten tag.

von mausbär am 06.08.2014, 22:36



Antwort auf Beitrag von LZSMama

Grundsätzlich vertrete ich die Meinung, wenn ihr euch mit dem Stillen noch wohl fühlt, dann belasst es dabei. Aber wenn du dich damit nicht mehr wohl fühlst, solltest du ihn vielleicht doch nicht immer sofort stillen, wenn er doch eigentlich was anderes Essen könnte. Dann würde ich ihm sagen, er muss zumindest ein bisschen essen (2-3 Löffelchen) und die Brust gibt es zum Nachtisch. Aufessen muss ja nicht sein, aber probieren (außer ich weiß, dass mein das Kind so gar nicht mag, dann muss es auch nicht probieren).

von HSVMarie am 07.08.2014, 07:54



Antwort auf Beitrag von LZSMama

Vielen lieben Dank an alle f. die Tips und Danke besonders an Sieick f. den wirklich ermutigenden Erfahrungsbericht und die Literaturempfehlungen!! Ich habe mir fest vorgenommen, mich nicht mehr von den Bemerkungen meiner Umgebung verunsichern zu lassen und werde meinen Sohn weiter stillen wie bisher... glg

von LZSMama am 07.08.2014, 10:41



Antwort auf Beitrag von LZSMama

:)

von HSVMarie am 07.08.2014, 10:49



Antwort auf Beitrag von LZSMama

Dir wurde ja schon vieles gesagt. Wollte nur kurz von uns erzählen. Mein Sohn ist 2 1/2 Jahre, auch breiverweigerer :) wird noch gestillt und ist emotional ganz sicher nicht von mir abhängig! Im Gegenteil. Er ist ein aufgewecktes, selbstbewusstes Kerlchen. Also keine sorge. Stillen schadet nicht. Höchstens engstirnigen und ahnungslosen Menschen :-) und gegessen hat bis jetzt noch jedes stillkind. Die einen früher, die anderen später. Den buchtip von sieleick kann ich auch geben! Ein tolles Buch. Kein Thema ums essen machen, einfach vorleben und anbieten. Meiner liebt brokkolie und Erbsen zb.

von Kräuterzauber am 07.08.2014, 22:45



Antwort auf Beitrag von LZSMama

Es wurde eh schon alles gesagt... Zur Bekräftigung: JEDES Kleinkind ist emotional von seinen Bindungspersonen abhängig! Stillen macht die primäre Bindung mE nach "sichtbarer". Ärger, weil er "Nie etwas essen wird, wenn du "immer" stillst!?" Erstens sind 4 Jahre die weltweit durchschnittliche Stilldauer und zweitens: in dem Alter ist Stillen ja auchvEssen! Das wird nur immer vergessen... Übrigens: bei meinem Sohn war es so: bis 18 mon mehr Kalorien durch MuMi als "andere" Kost, nach 18 Monaten drehte sich das Verhältnis um - obwohl er immer das bekam,.was er wollte, ob das nun Stillen war oder eben Suppe, Hähnchen oder was auch immer. Jetzt ist er 3 Jahre und 9 Monate, stillt nach (seinem) Bedarf und aß letztens abwechselnd Schweinebraten alternierend mit einem Schluck M.Milch. Und das nochdazu auswärts, aber wir sind inzwischen wie bunte Hunde im Bezirk. LG, Chris

von chrpan am 08.08.2014, 23:49