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Baby trinkt plötzlich für einen Tag an der Brust, hört dann plötzlich wieder auf

Thema: Baby trinkt plötzlich für einen Tag an der Brust, hört dann plötzlich wieder auf

Hallo ihr Lieben, ich brauche mal Rat/eure Meinungen. Meine Kleine ist jetzt 10 Wochen alt und wurde von Beginn an voll gestillt, ohne irgendwelche Probleme, bis sie am 4. Lebenstagen von einem Moment auf den Anderen die Brust verweigert hat. Aber komplett & ganz plötzlich, obwohl sie Hunger hatte. Schrie sich bei jedem erfolglosem Versuch sie anzulegen weiter so in Rage, dass wir nachts um 4 in die Klinik gefahren sind. Körperlich alles bestens, nachdem ich dann dort abgepumpt habe, hat sie prompt ohne Probleme mit der Flasche getrunken und die Welt war in Ordnung. Seitdem pumpe ich ab und versuche immer wieder anzulegen, was auch immer wieder mal „klappt“ (alle 2 Tage 1x für 5min im Schnitt, also nix.. ). Hab auch schon alles durch im Begleitung von Hebamme und Stillberaterin & mache im Grunde alles „richtig“, sie „kann“ an der Brust trinken, hat also körperlich keine Einschränkungen & auch sonst würde theoretisch alles passen (also bitte keine Ratschläge zu Stillpositionen, Saugverwirrung, etc.). Scheint einfach wirklich keine Lust zu haben. Hab mich dann nach vielen Tränen & (sinnlosen) Versagensgefühlen irgendwann damit abgefunden, dass es einfach nicht klappt & pumpe ab. Gestern morgen mal wieder einfach so versucht anzulegen & siehe da, sie hat an der Brust getrunken, als hätte sie s nie anders gemacht & das den kompletten Tag, die Nacht, bis heute Nachmittag (also 1,5 Tage) & ich war der glücklichste Mensch. Dann ging heute Nachmittag das Drama wieder genauso los, wie damals. Die Brust (grundlos - nichts war anders) angeschrien wie verrückt, nicht zu beruhigen, bis die Flasche in den Mund gesteckt wurde (& nein, es liegt nicht am Milchspendereflex oder dass zu wenig/zu viel oder zu spät Milch kommt). Seitdem wieder keine Chance, dass sie auch nur einen Schluck von der Brust trinkt & ich sitze jetzt enttäuscht, traurig heulend & leider fast schon wütend mit der Pumpe an der Brust da, weil ich so gehofft hatte, es hätte endlich „klick“ gemacht & würde doch klappen mit dem Vollstillen. Warum hat sie denn jetzt fast 2 Tage ohne Probleme getrunken & dann grundlos wieder aufgehört. Häng jetzt wieder genau so drinnen, wie zu Beginn und hab gerade echt wieder mit mir zu kämpfen. Bin wirklich am überlegen, abzustillen (also das pumpen zu lassen), einfach damit ich nicht immer weiterhoffe, es könnte doch noch irgendwann klappen & dann nur enttäuscht bin. Zum Anderen hab ich dann fast ein schlechtes Gewissen, ihr aus Egoismus keine Mumi zu geben. (Ich weiß Fläschchen ist auch nicht viel schlechter. Ist einfach ein Anspruch, den ich an mich selber stelle..). Bin hin & her gerissen, grade einfach sehr enttäuscht, da ich echt dachte, wir hatten’s geschafft. Was meint ihr denn dazu?

von franziiiii am 02.05.2021, 19:23



Antwort auf Beitrag von franziiiii

Klingt wie mein Problem. Ich pumpe nun seit 6 Monaten ab. Und ich werde definitiv irgendwann aufhören. Hatte die Hoffnung auch nie aufgegeben. Aber wird wohl endgültig nichts mehr. Ärztin hat uns zu Osteopathen und physio geschickt, aber der kleine mag einfach lieber die Flasche. Ursachen wurden bei uns nie gefunden. Bei uns meinte auch Hebamme, dass das Trinken an der brust gut klappe vom anlegen und vom baby her, aber er will das einfach nicht, weil es anstrengender ist als mit der Flasche. Fakt ist: Es ist für ein Baby einfacher Flasche zu trinken als an der brust. Egal wie klein der sauger ist, es ist einfacher dort was heraus zu bekommen, auch wenn das super bei dir klappt, als aus einer brust. Im Endeffekt musst du selbst entscheiden ob du weiter versuchen willst.

von Pandipanda am 05.05.2021, 05:36



Antwort auf Beitrag von franziiiii

Hallo franziiii, erst einmal fühle ich wirklich mit Dir. Das muss schlimm für Dich sein, vor allem in dieser scheinbaren Unvorhersehbarkeit. Wir können ja nicht wissen, was im Kind vorgeht. Eines ist auf jeden Fall sicher: Das Kind HAT ein Problem. Welches, kann es nur nicht erklären. Und ich vermute mal, das kann Dir auch niemand sonst sagen. In jedem Falle wird hilfreich sein, für Dich, nicht zwangsläufig für's Ziel zu stillen, sondern für Dich und Euch beide, dass Du mit ihm redest. Ihm Deine Fragen stellst, ihm "zuhörst", wenn es weint und es schuckelst, lieb hältst, annimmst, auch mit dem Kummer, den es zeigt. Besonders gut geht das, indem Ihr Euch ohne Kleidung (nur Windel) viel auf's Sofa, besser ins gesicherte Bett legt und ganz viel Haut an Haut kuschelt. Das Baby nicht ablegen, sondern gerne und viel in's Tragetuch stecken (toll ist für so kleine ein weiches, elastisches Tragetuch) und das Baby ganz nah bei Dir zu lassen. Du kannst ihm erzählen, dass Du nicht weißt, welches Problem es mit der Brust und dem Stillen hat, aber dass Du da bist, dass Deine Brust bleibt und bereit ist, es zu ernähren, dass Du Geduld hast und dass alles gut wird. Denn das wird es, so oder so. Andere Menschen dürfen jetzt - außer dem Papa natürlich - mal draußen bleiben und Euch zusammenwachsen lassen. Irgendwelche Ansprüche an Dich darfst Du getrost von Dir schieben. Du hast gerade eine 24-Stunden-Aufgabe. Wenn Du Deinen inneren Zwang aufgeben und Dich auf das einlassen kannst, was Dein Baby mitbringt, kannst Du besser zuhören, was es braucht. Es ist ein Segen, dass heutzutage Muttermilch nicht mehr lebensnotwendig ist und wir gutes Wasser und sehr gute Ersatzmilch haben. Stillen ist ein hochkomplexer Vorgang, und wir Frauen lernen das nicht mehr am Beispiel in der Großfamilie, wissen also gar nicht mehr, wie es geht. Wir sehen keine Mütter, die mit Engelsgeduld und Humor die weinenden Babys schuckeln und gelassen wieder anlegen - oder auch nicht. Das ist kein Instinkt, es muss erlernt werden. Und wir haben alle leider keine Vorbilder mehr dafür. Nebenbei gibt es so viele Mythen über "Stillregeln", Stillrhythmen, was man soll und nicht darf usw. Es wird vieles mechanisisert, und wir selbst sind auch oft so gepolt, dass wir mechanisch versuchen, Regeln zu finden, nach denen wir das machen können, wie in anderen Lebensbereichen auch. Diese ganzen Mythen und Regeln darfst Du alle komplett in die Tonne hauen und darauf hören, was sich RICHTIG ANFÜHLT. Wusstest Du, dass Menschenaffen im Zoo auch meist nicht stillen können, wenn sie keine Vorbilder gesehen haben? Es gab einmal eine Schimpansin, die ein Baby bekam und nicht stillen konnte. Man hat stillende Mütter vor das Glas ihres Geheges gesetzt, so dass sie zuschauen konnte, wie es geht. Die Schimpansin stillte ihr Baby dann erfolgreich. Sie hat es einfach abgeschaut, aber sie stillte in der Wiegehaltung, was keine wild lebende Schimpansenmutter so machen würde. Das zeigt, wie wenig wir "Menschenaffen" instinktiv stillen können. Ohne die passende Begleitung und ohne die passenden Beispiele scheitern wir einfach oft. Dafür kann keine Frau was. Das ist einfach eine ganz unglückliche Situation. Was aber für Euch und für alle Babys mit ihren Müttern am wichtigsten ist, ist auf ihr Bauchgefühl zu hören und das zu tun, was sich richtig anfühlt. Hautkontakt lässt Oxytozin ausschütten, bei allen Menschen. Das ist das Glückshormon. Also nutze das, damit das Baby zuversichtlich werden und Du auch weniger sorgenvoll damit umgehen kannst, und dann werdet Ihr Euren ganz persönlichen Weg finden, mit oder ohne zu stillen oder mit stillen und Flaschenfütterung, was Euch am glücklichsten macht. Die Schuldgefühle dürfen ziehen. Du tust alles, was möglich ist, um Deinem Kind gerecht zu werden, und das gelingt Dir auch. Mit 10 Wochen sind die Babys in einer sehr schwierigen Phase. Sie wachen langsam auf in der Welt, nehmen viel intensiver wahr und sind allein dadurch sehr verängstigt. Vielleicht nimmt das Baby gerade auch die Brust anders wahr als vorher, und das verunsichert es. Vielleicht verarbeitet es andere Erlebnisse. Vielleicht war zufällig, von Dir unbemerkt, ein lautes Geräusch in der Ferne, das gerade beim Andocken ertönte und später noch einmal - wir können es nicht wissen. Dein Baby braucht nur eins: Die Mama, die so klingt (Herz, Blutrausche, Darmgeräusche), riecht und sich anfühlt, wie es dem Baby von Anfang an vertraut war, die das Mantra lebt: "Kind, ich weiß leider nicht, was Dein Problem gerade ist, aber ich weiß, es geht vorbei. ES WIRD ALLES WIEDER GUT." Und das wird es, wie auch immer der Weg dann aussieht. Vertrau auf Euch! Stillen oder nicht stillen - das ist das eine oder das andere. Aber Ihr habt Euch, und Ihr werdet den Weg zusammen meistern und das gut hinbekommen. Du liebst Dein Kind über alles und wirst ihm auch über diese Hürde helfen. Mit dieser Gelassenheit geht vieles leichter. Das ist vielleicht eines der größten Geschenke, die uns unsere Kinder machen können, wenn sie zu uns kommen; uns wieder in diese ruhige Gelassenheit zu verhelfen, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen, ohne zu viel zwingen und zu wenig resignieren zu müssen. (Hätte mir das damals nur mal jemand gesagt, als ich mir so viele Sorgen machte...) ;-) Alles Liebe und Gute für Euch! Genieße diese zauberhafte Zeit! Sie kehrt nie zurück und ist so viel schneller vorbei als Du jetzt denkst! LG Sileick

von Schniesenase am 06.05.2021, 23:16



Antwort auf Beitrag von Schniesenase

Danke liebe Sileick für die schönen & auch wahren Worte; manchmal versteift man sich wohl zu sehr auf Dinge, die nicht zu ändern gehen, da hast du mir nochmal die Augen geöffnet. Du wirst lachen, habe mich endlich damit abgefunden und mich schon über passende Pre-Milch informiert & beschlossen, ich versuch jetzt mal sie einfach ein „letztes Mal“ anzulegen & dann langsam mit dem Abstillen zu beginnen. Was soll ich sagen, seit 2 Wochen stille ich sie sogar ohne Hütchen voll, als hätten wir nie etwas anderes gemacht... verrückt oder? Aber für mich ein Beweis, wie du schon sagtest, wie viel die innere Einstellung & die gefühlswelt eigentlich ausmacht.

von franziiiii am 18.05.2021, 12:00



Antwort auf Beitrag von franziiiii

Hey franziiiii, ich habe gar nicht mehr damit gerechnet, noch eine Rückmeldung zu bekommen. Das freut mich ja unheimlich! :-) Ja, manchmal beißt man sich so fest, und das bringt meist gar nichts. Oft gewinnt man das, was man sich wünscht, erst, wenn man es loslässt. Unsere kleinen Sensibelchen spüren so viel! Ich wünsche Euch noch eine schöne, kuschelige Zeit mit oder ohne das Stillen! :-) Viele herzliche Grüße Sileick

von Schniesenase am 20.05.2021, 11:13