Hallo,
ich habe vor einem Monat eine Tochter zur Welt gebracht. Von Anfang an hatte ich Stillprobleme. Ich hatte Probleme mit dem Anlegen, im Krankenhaus hat man mir meine Tochter an die Brust gelegt, statt es mir zu zeigen. Die kleine hatte dann Gelbsucht und ich hatte noch nicht genug Milch, so wurde mir immer ein Fläschchen in die Hand gedrückt, was ich ihr nach dem Stillen noch geben sollte. Jetzt komm ich irgendwie nicht weg von diesem Fläschchen.
Ich bin unsicher wie lange ich meine Tochter stillen soll. Sie würde Stunden an der Brust bleiben. Dabei schläft sie immer ein, wenn ich sie nicht mehr zum trinken animiert bekomme, wechsel ich die Brust bzw. nehm sie von der Brust. Ich stille meisten zwischen 1 1/2 und 2 Stunden. Wenn ich sie von der Brust nehme wird sie wach und schreit, sie sucht dann und saugt an ihren Händen. Also geb ich ihr immer noch ein wenig aus der Flasche. Ich hab die Menge der Flasche schon reduziert damit sie mehr an der Brust trinkt aber ihr reicht es scheinbar auch nicht aus der Flasche. Auch danach ist sie mittlerweile unruhig und möchte mehr. Meistens hat sie nach spätestens 1 Stunde wieder hunger.
Sie hat die ganze Zeit gut zugenommen.
Ich bin ein bisschen verzweifelt was ich machen soll. Ich kann sie ja nicht stundenlang stillen.
Ich bin mir auch unsicher ob ich wirklich genug Milch habe, da sie ja scheinbar nie satt ist.
Ich wäre für eine Beratung sehr dankbar.
Viele Grüße
von
Nonhalema
am 31.07.2018, 09:00
Antwort auf:
Wie komm ich vom zufüttern weg?
Liebe Nonhalema,
das„Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“
angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys
wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys
haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen.
Das Marathonstillen kann für Dich sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen
Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die
Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und
genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte und Ihr Baby ist im klassischen Alter dafür.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihr eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben.
Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen.
Ich kenne dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst.
Eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es".
Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen.
Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich an eine Stillberaterin vor
Ort wenden, die dich beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob sein Baby korrekt an der Brust
saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste.
Sie kann dir Tipps zum Pumpen geben und auch für die wunden Brustwarzen.
Außerdem kann sie dir zeigen, wie es alternativen Fütterungsmethoden klappt.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Tut mir leid, wenn ich nicht mehr helfen kann….
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 31.07.2018