Hallo,
ich bin heute totoal genervt und verunsichert. MeineTochter ist einJahr alt.
Ich stille sie mIttags zum Schlafen und abends und Nachts. Ausserdem schläft sie bei uns. Bis heute war das auch kein Problem für mich, da ich dachte, dies sei normal!
Ich bin heute in der Krabbelgruppe echt schief angeschaut worden als ich dies alles sagte. Eine meinte sogar, ich sei egoistisch und mein Kind könne sich so nicht von mir lösen. Häää????
Aber sie will noch gestillt werden und ich geniesse es. Auch ist es praktisch sie bei mir imBett zu haben, ok, das ist vielleicht bequem von mir, oder?
Was mir allerdings schon länger Sorgen bereitet, sind zwei Dinge: Sie wacht nachts bis zu 7x auf, und ich gebe ihr die Brust obwohl sie gar keinen Hunger hat . Nur Schnuller nimmt sie keinen, und sie wird richtig unwirsch wenn ich nicht schnell genug die Brust ihr gebe. Soll ich so langsam andere Beruhigungsmethoden einführen? Auch ist sie sehr auf mich und meinen Mann fixiert und es darf keine andere Person sie nehmen. Sie fängt dann gleich zum Weinen an nd streckt die Arme nach mir aus. Ist das immer noch die Fremdelphase? Ich muss so langsam mir Gedanken um eine Fremdbetreunung machen wegen der Arbeit.
Es wäre schön, wenn sie mir Klarheit in meine Gedanken bringen könnten.
Vielen lieben Dank
Mitglied inaktiv - 11.01.2011, 19:57
Antwort auf:
Unsicherheit wg Anderen
Liebe sternßßß,
das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby.
Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden.
Wie schnell oder langsam das Kind dann seine Fühler ausstreckt und Kontakt zu anderen aufnimmt und dort Bindungen knüpft ist ebenso wie das Laufenlernen oder Sprechen von Kind zu Kind verschieden. Jedes Kind hat da seinen eigenen Zeitplan.
Du würdest niemals an einer Blume ziehen, damit sie schneller wächst, denn Du weißt, dass sie dadurch verkümmern oder sogar sterben würde. Genausowenig können wir an unseren Kinder "ziehen", um ihre Entwicklung zu beschleunigen.
Keine Angst, deine Kleine wird weder ein "Muttersöhnchen" noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern Du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen.
Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Die Ernährungsempfehlungen der WHO sind (in englisch) nachzulesen unter www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm . Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden.
Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen.
Die neueste Verlautbarung der American Academy of Pediatrics ist übrigens sehr eindeutig. Dort steht nämlich "There is no upper limit to the duration of breastfeeding and no evidence of psychologic or developmental harm from breastfeeding into the third year of life or longer". (Es gibt keine Obergrenze für die Stilldauer und keinen Beleb für Schädigungen hinsichtlich der Psyche oder der Entwicklung, wenn bis in das dritte Lebensjahr oder länger gestillt wird)
Statistisch gesehen stillt sich ein Kind, dem diese Entscheidung selbst überlassen wird, irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab. Abweichungen nach oben und unten möglich und niemand kann vorhersehen, wann ein einzelnes Kind so weit ist.
Der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs bewiesen. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Diese Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde).
Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind.
Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase.
Auch das nächtliche Aufwachen ist völlig normal!
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen.
In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem "modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus.
Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht eben so wichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? #
Es ist nun einmal eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als "Feind", der mich "drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes "Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird.
Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von "stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln.
Lass dich nicht verunsichern, in deinem Innern weißt Du, dass dein Kind nicht dein Feind ist, der bekämpft werden muss.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 11.01.2011
Antwort auf:
Unsicherheit wg Anderen
ja, ich halte das Verhalten deiner Tochter für absolut normal.
Wenn du/sie etwas ändern wollt, dann unternimm was. Wenn es für euch so i.O. ist, dann lass es so.
Ich persönlich würde nachts anderen Methoden einführen, aber hey, dass bin nur ich, MICH würde es stören.
Sie wird sich lösen, wenn sie soweit ist.
Alles,w as die Krabbelgruppe sagt, sind eben die Methoden der "Neuzeit", deshalb sind sie nicht besser. Im Gegenteil, sie widersprechen zum Teil der Entwicklungspsychologie.
Ja, sie fremdelt, hatte meine Große in dem Alter auch ganz schlimm, vorher aber nie, auch diese Zeit vergeht, warte nur noch ein paar Wochen(Monate).
Lies vielleicht mal ein wenig bei Dr. Posth hier im Forum. der ist meiner Meinung nach ganz gut, nur seine Stillratschläge würde ich nicht ernst nehmen.
lg
Mitglied inaktiv - 11.01.2011, 21:14