Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlafstillen Kleinkind Ok?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Einschlafstillen Kleinkind Ok?

Seestern88

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Liebe Frau Welter Meine Tochter ist gerade 2 Jahre alt geworden und ich stille sie noch nach Bedarf. Sie ist gesund und ein glückliches Kind. Tagsüber ist das immer nach dem Essen für den Mittagsschlaf und manchmal möchte sie am Nachmittag nochmals die Brust, das ist aber nicht oft der Fall. Wenn es dann Abens ins Bett geht dann lasse ich sie immer an meiner Brust einschlafen ( Sie schläft bei uns im Familienbett) Es ist allerdings so, das sie auch nachts häufig die Brust sucht und auch trinkt. Dabei wird sie aber nicht komplett wach sondern meistens sucht sie danach wenn sie träumt od irgend etwas ist. Manchmal nuggelt sie nur kurz und dreht sich wieder weg. Manchmal trinkt sie auch. Es kann vorkommen das sie nachts alle 2 Stundem meine Brust will, vorallem habe ich das Gefühl wenn sie einen Wachstumschub macht, das sie dann mehr kommt. Ich wache kurz auf, meistens schlafe ich wieder ein. Das sie die nacht komplett neben mir ohne Brust schläft, kommt aber nicht vor. Trinken tut sie immer, mal mehr, mal weniger. Sie hat aber nie "durchschlafen" "gelernt" Tagsüber isst sie ganz normal. Aber auch da mal mehr, mal weniger. Für mich ist es Ok das ich sie immernoch stille auch wenn sie schon zwei ist.Es wissen aber nicht alle davon und wir haben ein spezielles Wort dafür. Ausserdem schlafe ich viel besser wenn ich weiss das sie neben mir schläft. Wir haben es Versucht als sie noch kleiner war sie in ihrem Zimmer schlafen zu lassen, sie weinte mehr, wollte nicht und wie Eltern schliefen auch nicht gut. Sie war auch ein Schreibaby und die ersten vier Monate hat sie stundenlang geschrien. Können Sie mir sagen, ist unsere Schlafsituation OK und normal? Od. ist das Stillen in der Nacht in ihrem Alter zu viel und nicht gut? Mein Mann sagt sie sei nun an das nuggeln gewöhnt und es wird schwierig diese Situation zu verändern ( Den Schnuller hat sie nie genommen) Für mich ist die Schlafsituation Ok, da ich das Gefühl habe das sie das braucht. Doch seit dem letzten Kinderarztbesuch ( 18 Monatskontrolle) bin ich verunsichert. Als ich damals sagte ich würde sie stillen und auch zum schlafen, war die Ärztin nicht erfreut. Sie sagte ich würde meiner Tochter mit der Muttermilch in ihrem Alter mehr schaden als gutes zu tun und sagte ich solle abstillen und schrieb mir eine Adresse einer Schlafberaterin auf. Ich ging damals mit Tränen aus der Praxis. Die Beratung habe ich nie gemacht. Die 2-Jahres Kontrolle steht an und ich trau mich der Ärztin gar nicht zu sagen das wir immernoch stillen. Der einzige Grund für mich die Schlafsituation zu ändern ist, das wir gern ein zweites Kind möchten und ich das Gefühl habe schwanger keine Kraft fürs Stillen mehr zu haben. Auch habe ich Angst vor einer Fehlgeburt. ( 1. Schwangerschaft verlor ich) Ich habe gelesen das durchs Stillen die Gefahr für eine Fehlgeburt erhöht ist, vorallem wenn man schon mal eine hatte. Ich möchte meiner Tochter aber auch noch die Zeit geben die sie braucht. gleichzeitig aber auch nicht mehr zu lange warten mit der weiteren Familienplanung. Allerdings weiss ich im Moment einfach nicht wie ich etwas verändern soll. Ich fühle mich verunsichert und ratlos. Was würden Sie mir raten? Herzlichen Dank im Voraus und Liebe Grüsse


Biggi Welter

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Liebe Seestern88, wenn es für DICH okay ist, dann kannst Du beruhigt abwarten, das Verhalten deiner Tochter WIRD sich irgendwann ändern :-). Auch ich war damals verunsichert und wurde als Glucke und sonst was bezeichnet ;-). Heute sind meine Kinder meine größten Stützen und ich weiß, dass Achtsamkeit nichts mit Verwöhnen zu tun hat. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass niemand fragt „Wann muss das Kind selbstständig atmen lernen" oder „Wann muss das Kind frei laufen können"? Beim ersteren geht jeder davon aus, dass dies eine Fähigkeit ist, die ein gesundes Kind selbstverständlich beherrscht und bei zweiten wird eine große Zeitspanne von vorne herein als normal angenommen. Nur beim Stillen, da wird dem Kind nicht die Kompetenz zugestanden, dass es auch diese Fähigkeit selbst und in dem für es passenden Tempo entwickeln wird. Da wird immer wieder behauptet, dass die Eltern das Kind entsprechend „trainieren" müssen. Wenn es DICH also nicht stört, dann schenke deinem Kind diese Zeit. Wie traurig ist es doch, dass wir unseren Menschenkindern kaum noch die natürliche Zeit gönnen, die sie zum gesunden Gedeihen brauchen. Es gibt keinen Grund, dass du etwas daran ändern musst, dass du dein Kind nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Deine Kleine verhält sich gar nicht so "brustversessen" wie Du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen. Dennoch bedeutet es keineswegs, dass eine stillende Frau nur mit der Brust Zuwendung gibt. Seit Anbeginn der Menschheit werden Kinder an der Brust der Mutter getröstet und Essstörungen sowie die ganzen (angeblichen) Schlafstörungen bei Kindern sind ein recht neue Erscheinung, die es in unserer modernen Welt gibt, in der die überwiegende Mehrheit der Menschen nicht oder nur kurz gestillt wurden. Es wird immer wieder behauptet, dass Stillen nach Bedarf und auch Langzeitstillen zu Abhängigkeiten führe oder gar irgendwelchen Verhaltensstörungen oder der Sucht Vorschub leiste. Es ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Durch die Befriedigung der Bedürfnisse muss das Kind keinen Ersatz suchen und somit verringert sich die Suchtgefahr. Sucht bedeutet ja, dass ein Ersatz gesucht und verwendet wird, weil ein Bedürfnis nicht gestillt wurde. Das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Keine Angst, dein Baby wird weder ein „Muttertöchterchen bzw. Söhnchen“ noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern Du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen. Setze Dich doch einfach einmal mit deinem Mann in einer ruhigen Stunde zusammen. Sprich mit ihm über deine Gefühle dem Stillen gegenüber und frage ihn nach seinen Empfindungen. Vielleicht ist es gar nicht so sehr das Stillen, was deinem Mann Probleme bereitet, sondern das Gefühl der Ausgeschlossenheit, das er möglicherweise verspürt, wenn er die innige Beziehung zwischen dir und Eurer Tochter erlebt. Ganz wichtig dürfte das offene Gespräch mit deinem Partner sein, so dass ihr beide die Sichtweise des anderen nicht nur hören, sondern auch verstehen könnt. Ich kann deine Sorge bzgl. einer neuen Schwangerschaft gut nachvollziehen und weiß als Betroffene selbst, wie sehr solche Kommentare verunsichern können. Wenn dein Körper stark genug ist, ein Kind zu empfangen, ist er es auch zum Stillen und es laugt auch nicht aus! Dieser Gedanke (dass das Stillen auszehren könnte) liegt bei einer stillenden Frau oft nahe, wird ihr doch von der Gesellschaft ohnehin meist eingeredet, dass das Stillen und vor allem das längere Stillen, eine Frau auslaugt. Doch in Wirklichkeit ist es nicht das Stillen, das die Frau erschöpft, es ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass du einen der härtesten Berufe der Welt gewählt hast. Mutter sein ist ein 24 Stunden Job, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr, ohne Urlaubsanspruch. Diese Arbeit ist anstrengend, auch wenn nicht gestillt wird. Im Gegenteil, durch das Stillen bekommt die Frau oft die Gelegenheit, sich auch am Tage einmal hinzulegen oder zumindest sich hinzusetzen, die Füße hoch zu legen und ein paar ruhige Minuten mit dem Kind zu verbringen. Es ist keineswegs so, dass Stillen an der Gesundheit der Mutter zehrt, im Gegenteil, es gibt eine ganze Reihe von gesundheitlichen Vorteilen für Mutter UND Kind. Die WHO empfiehlt das lange Stillen nicht nur wegen der Vorteile für das Kind, sondern auch wegen der Vorteile für die Mutter. Eine erneute Schwangerschaft ist eigentlich auch kein Abstillgrund. Es ist möglich während der gesamten Schwangerschaft weiter zu stillen und sogar nach der Geburt des nächsten Babys beide Kinder zu stillen (das wird Tandemstillen genannt). Viele Kinder stillen sich allerdings im Laufe der erneuten Schwangerschaft ab, unter anderem deshalb, weil sich der Geschmack der Milch verändert. Bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf schadet das Stillen nicht. Die Mutter sollte jedoch auf eine gute und ausgewogene Ernährung achten, um Mangelerscheinungen bei sich selbst zu vermeiden. In der Regel kann eine gut ernährte Mutter, sowohl das ungeborene Baby als auch das gestillte Kind, wenn es älter als ein Jahr ist, ausreichend zu versorgen. Ist das Stillkind noch jünger als ein Jahr, sollte auf seine Entwicklung und seinen Gewichtsverlauf geachtet werden. Die Mutter sollte darauf achten, dass sie angemessen zunimmt, gesund und nahrhaft isst und genügend Zeit zum Ausruhen hat. Manche Frauen brauchen deutlich mehr zusätzliche Kalorien, wenn sie schwanger sind und gleichzeitig stillen. In der Schwangerschaft kann die Milchproduktion nachlassen und es ist nicht immer möglich sie mit den üblichen Methoden zur Steigerung der Milchmenge wieder zu erhöhen. Aber ob das passiert oder nicht lässt sich nicht vorhersagen. Deshalb sollte die Gewichtskurve des gestillten Kindes im Auge behalten werden. Einige Frauen haben Probleme mit sehr empfindlichen oder sogar wunden Brustwarzen, die auf die Hormonumstellung durch die Schwangerschaft zurückzuführen sind. Wie lange diese Empfindlichkeit und das Wundsein anhalten, lässt sich nicht vorhersagen. Leider helfen, die meisten Empfehlungen für wunde Brustwarzen in dieser Situation nicht. Es gibt keine bewiesenen Risiken für Mutter oder ungeborenes Kind, wenn die Mutter während der gesund verlaufenden Schwangerschaft stillt. Gebärmutterkontraktionen, die beim Stillen auftreten können, sind ein normaler Teil der Schwangerschaft. (Die Stimulation der Brustwarzen verursacht die Ausschüttung geringer Mengen des Hormons Oxytozin, das wiederum Kontraktionen der Gebärmutter und der Milchbläschen in der Brust verursacht). Auch während des Geschlechtsverkehrs, den die meisten Paare auch während der Schwangerschaft weiterhin haben, kann es zu Gebärmutterkontraktionen kommen. Selbst wenn einige stillende Mütter stärkere und häufigere Kontraktionen während der Spätschwangerschaft spüren, scheinen diese keine Gefahr für das ungeborene Baby im Verlauf einer normalen Schwangerschaft darzustellen. Eine Studie ergab, dass Stillen keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft zu haben scheint (Moscone und Moore). Außer dem Wunsch der Mutter abzustillen, gibt es nur wenige Gründe, während einer Schwangerschaft nicht weiterzustillen. Dazu gehören: o Schmerzen in der Gebärmutter oder Blutungen; o vorangegangene Frühgeburten; o ununterbrochener Gewichtsverlust der Mutter im Verlauf der Schwangerschaft. Dies kommt jedoch nur sehr selten vor. Stillen verursacht auch keine Blutungen. Es gibt auch keine Beweise dafür, dass eine vorangegangene Fehlgeburt ein Grund zum Abstillen sei. Ganz liebe Grüße Biggi


Seestern88

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Liebe Frau Welter Vielen Dank für Ihre sehr nette Antwort und das Sie sich Zeit genommen haben. Sie haben mich sehr beruhigt und ich bin seit dem viel gelassener. Gerne melde ich bei weiteren Fragen. Vielen Dank.


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