Ich grüße Sie.
Mein Sohn ist in der 12 Woche und unser Problem besteht eigentlich seit Geburt. Kurz von vorn.. Das Stillen ansich klappte von Anfang an sehr gut. Milchfluss und saugen gut. Doch schon im Krankenhaus zeigte sich, dass der kleine Mann sehr unruhig nach dem Stillen war. Sie gaben mir eine kleine Portion zusätzlich und danach war er zufrieden. Zu Hause versuchte ich es weg zu lassen. Manchmal nuckelte er bis zu einer Stunde, so dass es mir ehrlicher Weise auch auf die Nerven ging... Ich hatte das Gefühl den ganzen Tag nur damit zu verbringen, das Baby an mir kleben zu haben und trotzdem wurde er nie satt.
Meine Hebamme sagte dann letztendlich, ich solle jeweils eine viertel Stunde an der einen Brust trinken lassen und dann die Andere. Danach solle ich ein Fläschchen mit 60bzw 70 ml fertig machen und ihm noch anbieten. Seit gut einem Monat mach ich es so und er trinkt meist auch, manchmal nur 30,manchmal alles...Danach ist er sehr entspannt und zufrieden. Ich habe dafür auch schon die ein oder anderen skeptischen Blicke bekommen, aber bevor er nur schreit und wir beide unzufrieden sind, geb ich ihm lieber etwas zusätzlich. Trotzdem bin ich mit der Situation unzufrieden...
Nun kam dazu, dass er nach ein paar Minuten saugen sehr unruhig wird. Er fängt genüsslich an zu trinken und plötzlich weint er, schmeißt sein Kopf hin und her, schreit die Brust an und fuchtelt mit den Ärmchen ganz stark.
Aller zwei Stunden bekommt er Hunger. Anfangs dachte ich der Grund wäre der Wachstumsschub, aber diese Situation streckt sich nun schon eine Weile.
Er nimmt gut zu und mit der Ausscheidung ist alles in Ordnung.
Vielleicht ist es erwähnenswert, dass ein Verdacht auf Blockaden in der HWS besteht.
Eventuell haben Sie für mich, aus der Ferne, noch andere Tipps.
Ich bedanke mich im voraus und verbleibe mit freundlichen Grüßen.
Conny und Henri
von
Conny 270186
am 27.08.2020, 12:43
Antwort auf:
Baby braucht zusätzlich Nahrung
Liebe Conny und Henri,
ich befürchte, dass sich Dein Baby langsam zur Flasche hin abstillt.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird.
Mir scheint, genau dies passiert gerade bei euch.
Nun gilt es für dich zu entscheiden, wie wichtig dir das Stillen ist. Wenn du es gern noch eine Weile fortführen möchtest, wird es sinnvoll sein, keine Flasche mehr zu geben, sondern eine alternative Fütterungsmethode zu wählen.
Am besten wendest Du Dich einmal an eine Kollegin vor Ort, welche Euch sehen kann und auch das Saugverhalten beurteilen kann. Sie kann Dir dann ganz gezielte Tipps geben.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.08.2020