Frage: Wermut in der Schwangerschaft

Sehr geehrter Dr. Paulus, ich habe gerade mit Entsetzen festgestellt, dass ein koreanisches Produkt, dass ich bei meiner Schwiegermutter gegessen habe, wohl Wermutkraut als Gewuerz enthielt. Im Internet habe ich nun gelesen, dass Wermut den Foetus schädigt bzw. diesen abstoesst. Muss ich nun auch bei einmaligen Verzehr einer solchen Menge mit einer Schädigung des Fötus rechnen. Ich habe die Speise in der 15. SSW gegessen, aber auch nichts von Wermut geschmeckt. Ich mache mir nun große Sorgen, welche Schaedigungen kann Wermut verursachen? Mit freundlichen Gruessen Claude81

von Claude81 am 02.12.2011, 13:25



Antwort auf: Wermut in der Schwangerschaft

Wermutkraut (Artemisia absinthium L.) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler. Wermut, wird zur Herstellung von Absinth und Weinaperitifs (Vermouth) verwendet. In der Vergangenheit wurde Absinth insbesondere wegen des in Wermut enthaltenen Nervengifts Thujon eine schädigende Wirkung zugeschrieben. In neuerer Zeit werden die entsprechenden Studien aus der Zeit um 1900 aber zunehmend angezweifelt und die Wirkung zum Teil auf den sehr hohen Alkoholgehalt des Absinths, typischerweise 45 % bis 74 % oder andere Verunreinigungen zurückgeführt. Medizinisch wird Wermut auf Grund seiner Bitterstoffe unter anderem zur Anregung der Magenfunktion gebraucht. In der Volksmedizin findet der Wermut auch Verwendung zur Einleitung der Geburt. Wermuttee wird auch bei Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden verwendet. Das im ätherischen Öl des Wermutkrauts enthaltene Thujon wirkt in höherer Dosierung als Krampfgift. Vergiftungserscheinungen äußern sich in Erbrechen, starken Durchfällen, Harnverhalt, Benommenheit und Krämpfen. Wässrige Auszüge (Tee) enthalten Thujon in viel geringerer Konzentration als alkoholische Zubereitungen (z. B. Liköre, Schnaps, Tinkturen). Hinweise auf Fruchtschädigungen durch Wermuttee in moderaten Mengen sind in der Spätschwangerschaft nicht beschrieben. Auch der Zusatz als Gewürz in Speisen wird bei sporadischem Gebrauch sicherlich keine für die Schwangerschaft bedenklichen Konzentrationen ergeben. Sie müssen sich also wegen des koreanischen Gerichtes keine Sorgen machen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 19.12.2011