Frage: Cetirizin und Frühschwangerschaft

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, noch einmal eine Frage zu Cetirizin: Cetirizin gilt wohl als Mittel der Wahl bei Allergien und Nesselsucht in der Schwangerschaft. Ich habe mich zur Studienlage etwas eingelesen und gesehen, dass es sich nicht nicht um randomisierte Studien handelt. Die Datenlage wäre jedoch gut, daher würde Cetirizin laut Auskunft von Embryotox dennoch als sicher gelten.  In meinem Fall ist es so, dass ein Kinderwunsch besteht und ich die Cetirizin wegen einer starken chronischen Nesselsucht und Heuschnupfen täglich nehmen müsste, auch und insbesondere im ersten Trimester (danach bestehe die Hoffnung, dass die Allergie und Nesselsucht in/durch die Schwangerschaft besser würden). Meine Frage: Gilt bei regelmäßiger, täglicher Einnahme dennoch die "Entwarnung" für die Einnahme in der Schwangerschaft? Oder wurde bei der Studienlage nicht nach Dosierung und Häufigkeit der Einnahme unterschieden? Für mich macht es einfach einen unterschied, ob eine Schwangere ab und an Cetirizin nimmt oder in der Häufigkeit wie ich das dann machen müsste. Ich bin sehr ängstlich in Bezug auf die Einnahme von Medikamenten in meiner ersten Schwangerschaft gewesen, und die Vorstellung, dass ich nun täglich oder mind. alle 2-3 Tage etwas nehmen muss bereitet mir große Sorge. Für uns besteht letztlich die Frage, ob wir bei einem Restrisiko den Zeitpunkt der Schwangerschaft noch einmal verschieben würden (allerdings bin ich bereits 34 und rechne nicht mit einer Besserung meiner Nesselsucht). Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort! Gruß

von ann-kathrin0034 am 18.01.2019, 10:59



Antwort auf: Cetirizin und Frühschwangerschaft

Eine Auswertung des Swedish Medical Birth Registry ergab keinen Anstieg von Fehlbildungen unter 903 Kindern, deren Mütter Cetirizin im ersten Trimenon eingenommen hatten (Kallen 2002). Die Fehlbildungsrate lag mit 2,99% nicht signifikant über den Werten der Allgemeinbevölkerung (2,02%). Drei Studien von teratologischen Beratungsstellen konnten unter 177, 123 bzw. 33 Kindern keine Häufung von Fehlbildungen erkennen, nachdem die Mütter im ersten Trimenon Cetirizin bzw. Levocetirizin eingenommen hatten (Einarson et al 1997, Paulus et al 2004, Weber-Schoendorfer & Schaefer 2008). Randomisierte Studien werden Sie zur Medikamentenanwendung in der Schwangerschaft kaum finden. Welche Schwangere lässt sich nach dem Zufallsprinzip mit einem unerprobten Medikament oder alternativ Plazebo bei Beschwerden behandeln, um zu erforschen, ob ein Wirkstoff Fehlbildungen auslöst? Vermutlich wären Sie dazu auch nicht bereit! Insofern ist man meist auf Dokumentationen nach Einnahme in Unkenntnis einer eingetretenen Schwangerschaft angewiesen. Cetirizin ist schon seit 30 Jahren auf dem Markt, ohne dass sich Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen ergeben hätten. Viele Patientinnen mit Nesselsucht benötigen auch in der Schwangerschaft eine kontinuierliche Anwendung von Cetirizin.

von Dr. Wolfgang Paulus am 21.01.2019



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