Frage: Antidepressiva und Schwangerschaft

Guten Tag Herr Dr. Paulus, Ich bin ungeplant Schwanger geworden und habe leider vor 4 Wochen eine Fehlgeburt gehabt.Da wir uns schon sehr auf das Kind gefreut haben wollen wir nun nochmal einen "geplanten" Versuch wagen. Nun mein Anliegen, ich nehme seit ca.5 Jahren Paroxetin 20mg 1-0-0. Mein FA schickte mich zum Hausarzt um abklären zu lassen ob ich besser auf ein anderes Medikament umsteigen soll. Mein Hausarzt gab zu selber nicht sehr Fit in dem Bereich zu sein hat mir aber das Paroxetin gestrichen und dafür Doxepin 25 verordnet.Als ich den Beibackzettel gelesen habe ist mir aufgefallen das dieser Wirkstoff nicht wirklich für meine Sympthome geeignet ist.Im Internet konnte ich jetzt auch nichts finden das Doxepin für Schwangerschaften besonders geeignet wäre ( ich weiß das es garkein Antidepressiva gibt was besonders geeignet wäre) Am liebsten würde ich natürlich beim paroxetin bleiben weil ich nur 20mg nehme und es mir damit sehr gut geht.Aber für den Kinderwunsch würde ich natürlich auf ein anderes Medikament wechseln wenn es besser ist. Nun habe ich im Internet gestöbert und habe den Wirkstoff Fluoxetin (Fluctin® u. a.) gefunden der meinem Krankheitsbild entspricht und angeblich auch in der Schwangerschaft eingenommen werden darf ?! Kurz Zusammengefasst was ist zu halten von Paroxetin,Doxepin oder Fluoxetin ( in geringer Dosis) und einer Schwangerschaft ? Welches Medikament würden Sie einer Frau mit Kinderwunsch am ehesten "empfehlen"? Ich möchte mich schonmal imVorraus bedanken das Sie sich in Ihrer Freizeit noch die Zeit nehmen uns hier zu helfen/ antworten ! Liebe Grüße Minci

Mitglied inaktiv - 23.07.2010, 18:22



Antwort auf: Antidepressiva und Schwangerschaft

Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI (z. B. Paroxetin, Sertralin, Citalopram) in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 959 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Paroxetin enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,8% keinen Anlass zur Beunruhigung. Allerdings befanden sich in dem Paroxetin-Kollektiv 20 Kinder mit Herzfehlern, insbesondere Vorhof- und Ventrikelseptumdefekte. Auch wenn der Anteil von 2,1% die Herzfehlerrate von 1,3% in der Normalbevölkerung übertrifft, ist das Risiko für kardiovaskuläre Anomalien unter Paroxetin in absoluten Zahlen gering (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Als Alternative kämen erprobte trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin in Frage. Allerdings erscheint nach den aktuellen Daten das Risiko für angeborene Anomalien unter SSRI allenfalls geringfügig erhöht (Greene 2007). Wenn andere Präparate wie Amitriptylin (evtl. auch die SSRI Citalopram, Sertralin) nicht ausreichend wirken, wäre eine Fortsetzung der Anwendung von Paroxetin in moderater Dosis (z. B. 10 - 20 mg pro Tag) auch in der Schwangerschaft vertretbar. Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation (z. B. Paroxetin) wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden. In einer prospektiv kontrollierten Studie aus unserem Netzwerk ENTIS (European Network of Teratology Information Services) wird in einem Kollektiv von 314 Schwangerschaften unter Medikation mit Fluoxetin eine leicht erhöhte Rate für Herzfehler diskutiert (Diav-Citrin et al 2008). Trizyklische Antidepressiva wie Doxepin gelten als geeignet zur Behandlung von Depressionen oder Panikstörungen in der Schwangerschaft. Aufgrund ihrer hohen Lipidlöslichkeit treten sie rasch diaplazentar über. Zwar liegen Berichte über Extremitätenfehlbildungen, Herzfehler und Hypospadie (Harnröhrenfehlmündung) vor, doch ließ sich der Verdacht auf fruchtschädigende Effekte auch bei den länger gebräuchlichen Präparaten bisher nicht bestätigen (McElhatton et al 1996). Nachuntersuchungen im Vorschulalter nach pränataler Exposition mit trizyklischen Antidepressiva zeigten gegenüber einer Kontrollgruppe keine Abweichungen hinsichtlich Intelligenzentwicklung, Verhalten und Sprachvermögen (Nulman 1997). Bei hochdosierter Therapie vor der Geburt können beim Neugeborenen folgende Symptome auftreten: Tachyarrhythmie (hohe Herzfrequenz), Tachypnoe (schnelle Atmung), Zyanose (bläuliche Hautfarbe), Tremor (Zittern), Trinkschwäche, Konvulsionen (Krämpfe), Harnverhalt.

von Dr. Wolfgang Paulus am 26.07.2010



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Antidepressiva in der Stillzeit

Sehr geehrter Herr Paulus, Ich leide unter einer Angststörung, die momentan auch wieder ziemlich ausgeprägt ist. Der Neurologe hat mir Anafranil 10 mg empfohlen. Das Medikament soll ich morgens und abends nehmen. Mein Kind ist 7 Monate wird noch voll gestillt, wir haben schon mit Beikost angefangen, aber es klappt noch nicht sehr gut. Abstille...


Antidepressiva

Guten Tag Mein Baby ist 5 Monate alt und wird voll gestillt. Normalerweise nehme ich quetiapin und ein antidepressiva aber durch das Stillen verzichte ich darauf. Ich merke allerdings das es Zeit wird wieder Medikamente zu nehmen und bevor ich vielleicht unnötig abstille würde ich gerne wissen ob es Antidepressiva gibt die mit dem Stillen vere...


Antidepressiva Stillen

Guten Morgen Herr Doktor, Ich soll ab heute 50mg Sertralin einnehmen. Ich stille noch fast voll, mein Baby ist knapp 6 Monate alt. Ich weiß ich es ist nötig wieder ein Antidepressiva zu nehmen aber habe ein schlechtes Gewissen meinem Baby gegenüber. Meine Ärztin meinte ich könnte mit dem Medikament voll stillen und es wäre verträglich. Es gib...


Antidepressiva an und absetzen

Ich habe vor der SS Paroxetin 10 MG ein Jahr genommen. Es in der 8 SSW abgesetzt auf Arztabordnung und mit Citalopram weitergemacht Hab es auch abgesetzt aus bedenken wegen dem Baby und da es nichts gebracht hat.Leider geht es mir nicht gut. Gibt es ein anderes Medikament was ich nehmen kann?


Dreimonatsspritze und Antidepressiva

Hallo Ich habe die Dreimonatsspritze nehme aber Antidepressiva Cipralex und Deanxit, ist der Schutz der Dreimonatsspritze trotz der Antidepressiva gegeben? Danke


Schwangerschaft mit Antidepressiva möglich?

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, Ich nehme seit 2 1/2 Jahren Antidepressiva. Trimiparmin und Sertralin. Meine Frage ist ob eine Schwangerschaft mit diesen Medikamenten komplikationslos möglich ist oder ob die Medikamente schädlich für den Fötus sein könnten. Ich wäre sehr dankbar über eine Antwort.


Antidepressiva Stillzeit

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, Ich nehme seit 10 Jahren Antidepressiva, zunächst Citalopram in Tablettenform, seit ein paar Jahren Ecitalopram als Tropfen. Ich habe eine 3jährige Tochter und einen 6 Monate alten Sohn und habe das Medikament durchgehend in Schwangerschaft und Stillzeit bei beiden Kindern genommen. Aktuell still ich noch voll ...


Antidepressiva in der Schwangerschaft- Fehlgeburtsrisiko?

Sehr geehrter Herr Dr Paulus, Vor 2 Wochen habe ich meinen geliebten Sohn in der 17. SSW verloren 😭 Ursache war wohl ein Myom im Bereich der Zervix, welches noch entfernt werden soll! Es geht mir momentan psychisch sehr schlecht, weshalb von von meinen Psychologen eine medikamentöse Therapie vorgeschlagen wurde! Da nach der Myomentfernung...


Antidepressiva anfangen 11 SSW?

Hallo! Ich befinde mich heute in der 11 SSW (10+6), gestern beim Ultraschall war alles super und unauffällig. Ich bin 25 Jahre alt, habe einen 20 Monate alten Sohn und bin seit 1 Monat in der Therapie (habe seit der Pubertät wiederkehrende Depressionen), und jetzt in dieser Schwangerschaft sehr viele depressive und antriebslose Phasen, dass...


Promethazin und Antidepressiva

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ein Psychiater hat mir aufgrund einer schweren depressiven Phase zur Beruhigung Promethazin empfohlen. Ein Rezept habe ich bislang noch nicht erhalten. Ist dies empfehlenswert und für mein Baby unbedenklich? Welche Einnahmemenge ist hier sinnvoll? Ein Antidepressiva habe ich bislang nicht verschrieben bekommen, ...