Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Antidepressiva

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Antidepressiva

Maxilina32

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Guten Tag Mein Baby ist 5 Monate alt und wird voll gestillt. Normalerweise nehme ich quetiapin und ein antidepressiva aber durch das Stillen verzichte ich darauf. Ich merke allerdings das es Zeit wird wieder Medikamente zu nehmen und bevor ich vielleicht unnötig abstille würde ich gerne wissen ob es Antidepressiva gibt die mit dem Stillen vereinbar sind. Ich wäre wirklich sehr traurig wenn ich jetzt bereits abstillen müsste. Liebe Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

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Es gibt zahlreichen Antidepressiva mit sehr unterschiedlichem Übergang über die Muttermilch auf den Säugling. Wenn Sie mir freundlicherweise den Namen des von Ihnen benutzten Präparates nennen würden, könnte ich eine konkrete Stellungnahme abgeben. Inzwischen liegen einige Publikationen zur Anwendung von Quetiapin in der Stillzeit beim Menschen vor. Bei einer mütterlichen Tagesdosis von 200 mg betrug die durchschnittliche Quetiapin-Konzentration in der Muttermilch über 6 Stunden 13 µg/l mit einem Maximum von 62 µg/l nach einer Stunde. Die Quetiapin-Spiegel fielen innerhalb von 2 Stunden annähernd auf Werte vor der Einnahme. Ein Säugling wurde demnach gewichtsadaptiert nur durchschnittlich 0,09% (maximal 0,43%) der mütterlichen Dosis aufnehmen. Der betroffene Säugling entwickelte sich während einer Überwachungsphase von 4,5 Monaten unauffällig (Lee et al 2004). In einer Studie an 6 Mutter-Kind-Paaren wurden Milchproben zwischen 6 ½ und 18 ½ Wochen nach Geburt analysiert. Bei Quetiapin-Tagesdosen zwischen 25 und 75 mg konnte kein Wirkstoff in der Muttermilch nachgewiesen werden. Die kindliche Exposition wurde auf < 0,01 mg/kg/d geschätzt. Bei einer Tagesdosis von 100 mg lag der Wirkstoffspiegel in der Muttermilch bei 32 nM; auch dabei errechnete sich eine kindliche Belastung < 0,01 mg/kg/d. Unter einer Tagesdosis von 400 mg wurde die tägliche Aufnahme des Säuglings mit < 0,1 mg/kg/d kalkuliert. Bei der entwicklungsneurologischen Untersuchung im Alter zwischen 9 und 18 Monaten lagen 4 Kinder im Normbereich, ein Kind wies eine leichte motorische und mentale Retardierung auf, ein weiteres geringe mentale Defizite. Ein Zusammenhang mit der mütterlichen Medikation ließ sich nicht herstellen. Eine Übersichtsarbeit berichtet von vier weiteren komplikationslosen Verläufen bei Einnahme von Quetiapin in der Stillzeit (Gentile 2008). Bei Messungen an 9 Mutter-Kind-Paaren konnte man feststellen, dass der Säugling weniger als 0,5% der mütterlichen Dosis aufnimmt. Damit kann man beim Säugling nicht einmal 0,6% der mütterlichen Serumkonzentration erreichen. Die mütterlichen Tagesdosen betrugen in diesen Fällen zwischen 6,25 und 100 mg. Komplikationen wurden bei den Säuglingen nicht beobachtet. Nach Kalkulation der Autoren würde der Säugling selbst unter einer mütterlichen Maximaldosis von 800 mg/d weniger als 0,05 mg/kg/d aufnehmen (Yazdani-Brojeni et al 2010). Die Belastung des Säuglings bei einer mütterlichen Medikation mit Quetiapin erscheint nach den vorliegenden Daten gering, so dass das Stillen durchaus erwogen werden kann.


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