Hallo Frau Neumann,
vielen Dank für ihre zahlreichen Informationen und Tipps, die mir schon viele meiner Fragen beantwortet haben.
Zum Thema selbstgemahlenes Getreide haben sie einmal geantwortet, dass man das erst ab dem 1. LJ geben soll. Ist es denn grundsätzlich
nicht möglich in einer Privatküche, das Getreide so aufzuschließen oder die Kleie auszusieben, dass es für Babys bekömmlich ist oder geht es da nur um den Aufwand?
Ich backe seit mehreren Jahren nur mit selbst gemahlenem Mehl und würde das gerne auch für meinen Sohn für den Getreidebrei so machen, insofern ich in der Lage wäre, es für ihn verträglich aufzuarbeiten. Und wäre dann noch genügend Vitamin B1 vorhanden, da es ja frisches Mehl ist?
Und wie ist es mit Brot oder Dinkelbrezeln, die man ohne Salz selbst backt fürs Baby? Darf man da das Mehl mahlen und verbacken oder ist es auch in der Form schwer verdaulich und man sollte für Babys lieber Auszugsmehl kaufen und wenn ja, welches?
Ich backe gerne mit Sauerteig oder Hefewasser. Wäre das möglich für das Baby oder sollte man in dem Fall lieber auf industrielle Hefe zurückgreifen?
von
Bellneas
am 08.05.2018, 10:21
Antwort auf:
Selbst gemahlenes Getreide aufschließen für Babys
Hallo Bellneas
du kannst alles so machen, wie du es vorhast. Du kannst dein Getreide selbst mahlen und zu Gebäcken verarbeiten und auch das Hefewasser/Sauerteig verwenden, da du dabei offensichtlich genug Routine und Erfahrung hast.
Um das Getreide gut bekömmlich zu verarbeiten, solltest du dir Zeit einplanen. Bereite die Teige mit einer Ruhezeit von ca mindestens 4 h vor. So können die antinutritiven (z.B. ATI) Substanzen abgebaut werden. So wird das Gebäck besser bekömmlich und auch die Nährstoffausbeute größer.
Das Mehl sollte von groben Bestandteilen befreit werden (sieben) und nur ganz feinmehlig verwendet werden. Das Mehl muss anschließend ausreichend lange quellen können, bevor es gebacken wird. Roh sollte es nicht gegeben werden.
Auch Hefewasser und Sauerteig sind wunderbar. Es ist nur eine Frage des Geschmacks...
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 09.05.2018
Antwort auf:
Selbst gemahlenes Getreide aufschließen für Babys
Vielen dank für die guten Tipps, da werde ich darauf achten.
Wie ist das mit den Getreidebreien? Das gemahlene oder geschrotete Mehl zu kochen verringert antinutritive Substanzen wohl nicht ausreichend oder? Würde es etwas bringen, das Mehl gemahlen einzuweichen bevor man es kocht? Das gesamte Korn einweichen ist schwierig, da es sich feucht schlecht mahlen lässt. Oder ist das einweichen mikrobiologisch gesehen auch wieder kritisch zu sehen für Babys?
Wäre denn noch ausreichend Vitamin B1 vorhanden in einem so selbst hergestellten Babybrei oder macht es mehr Sinn während der Breizeit Baby-Instantflocken zu verwenden?
von
Bellneas
am 09.05.2018, 17:00
Antwort auf:
Selbst gemahlenes Getreide aufschließen für Babys
Hallo Bellneas
man kann frisch gemahlenes Getreide (Hafer, Weizen, Dinkel) kochen und Babys füttern. Ich würde dir trotzdem empfehlen für dein Baby auf Haferflocken bzw Grieß zurückzugreifen.
Es ist doch allgemein, egal für welche Altersklasse, eher unüblich, Breie zu essen, die aus Mehl gekocht wurden. Für die bessere Verdaulichkeit hat sich gezeigt, dass Haferflocken und Grieß generell leichter und besser verdaulich und vor allem leckerer zum Essen sind.
Backe ruhig mit deinen frischen Mehlsorten. Zum Breikochen rate ich dir zu handelsüblichen Produkten. Aber auch diese Produkte müssen, im Gegensatz zu Baby-Instantflocken in Flüssigkeit aufgekocht werden.
Abendbrei:
in
200 ml Kuhmilch, 3,5%, (bzw Halbmilch: 100 ml Wasser und 100 ml Kuhmilch)
2 leicht gehäufte EL (20 g) Weichweizengrieß oder Dinkelvollkorngrieß geben, oder 20g fein zerkleinerte Haferflocken
3 min unter Rühren kochen. Kurz quellen lassen.
2 EL Obstsaft oder Obstmus dazugeben.
Verrühren.
Fertig
auch möglich:
2 Zwiebäcke mit 200 ml Halbmilch oder zubereiteter Säuglingsmilch übergießen, bis sie zu Brei zerfallen. 20g Apfelmus zugeben.
Haferflocken kannst du in einem Multizerkleinerer zu "Flockenmehl" verarbeiten. Das "Mehl" kannst du in Wasser oder Kuhmilch aufkochen und als Breigrundlage verwenden.
Du kannst die Flocken auch unzerkleinert zu Brei kochen. Nachteil ist die meist sehr grobe und feste Konsistenz - vor allem für sehr junge Babys, die diese Konsistenz häufig noch nicht gut akzeptieren.
Instant-Getreideflocken sind speziell aufbereitete Getreideflocken für Babys. Teile der enthaltenen Stärke sind so aufbereitet, dass sie für Babys leichter verdaulich sind und die Zubereitungsweise vereinfacht ist. Diese Flocken enthalten außerdem einen Zusatz an Vit B1, was gesetzlich so vorgeschrieben ist.
Diese Flocken müssen nur in Flüssigkeit (Wasser, Milch oder Saft) gerührt werden und sind schnell verzehrfertig zubereitet. Echte Getreideflocken (handelsübliche Haferflocken, Hirseflocken, Grieß) sollten fürs Baby mit Flüssigkeit (Wasser, Kuhmilch etc) aufgekocht werden, um gut verdaulich zu sein.
Instantflocken stellen eine Erleichterung für alle Mamas dar, da langes und mühevolles Kochen entfällt. Bei Kontakt mit Flüssigkeit bilden diese Instantflocken eine feine breiige Konsistenz, die sich gut löffeln und vom (jungen) Baby gut schlucken lässt. Die Konsistenz ist homogen und i.d.R. klümpchenfrei.
Ausnahme sind hier die speziellen Kölln-Schmelzflocken*, welche ebenfalls gekocht werden sollten.
* Unterschied Kölln Schmelzflocken/andere Baby-Instant-Haferflocken:
Kölln Schmelzflocken werden gereinigt, wasserdampfbehandelt (lange) und schonend getrocknet (gedarrt), wodurch die Stärke teilweise, aber fast aufgeschlossen wird, das typische Haferaroma bleibt erhalten. Kleine hierbei entstandene Haferkerne werden anschliessend zu Schmelzflocken verarbeitet. Die dabei größeren und mittelgrößer anfallenden Haferkerne werden zu Groß-bzw Kleinblattflocken verarbeitet/gewalzt.
Für Säuglinge unter 10 M wird darum empfohlen, die sog. Schmelzflocken aufzukochen, um die Verdaulichkeit zu verbessern. Durch Aufkochen erhalten sie auch die gewünschte, sämige Textur.
Baby-Instant-Haferflocken von anderen Herstellern werden i.d.R. ähnlich bearbeitet. Erhaltenes Vollkornhafermehl wird mit Wasser aufgekocht. Der Brei anschließend über Walzen getrocknet. Ihnen fehlt zwar dadurch das typische Aroma, die Stärke hingegen wird komplett aufgeschlossen. Sie brauchen nicht aufgekocht werden. Sie müssen nur in Flüssigkeit eingerührt werden und ergeben dennoch eine sämige Konsistenz. Sie sind sehr gut verdaulich.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 11.05.2018