Hormone und ihre Rolle beim Entstehen
einer Schwangerschaft

Hormone in der Schwangerschaft

© Adobe Stock, Emmanuelle Guillou

Die meisten schwangeren Frauen fühlen sich mehr oder weniger "herumgeschubst" von ihren Hormonen. Sie empfinden sie als Übertäter, wenn die morgentliche Übelkeit die Laune verdirbt - aber auch als Wohltäter, wenn ihre Wirkung auf die Gebärmutter eine schnelle Geburt ermöglicht. 

Welche Rolle sie aber schon beim Entstehen einer Schwangerschaft spielen, sagt das folgende Kapitel.

Die hormonale Steuerung

Die "Säftelehre", die so alt ist wie das medizinische Denken überhaupt, leitete Gesundheit und Krankheit aus der "richtigen" bzw. "falschen" Zusammensetzung der Körpersäfte ab. Mit der Entdeckung der Hormone (griech. hormao: Bote) erfuhr diese alte Auffassung in unserem Jahrhundert eine neue Belebung. Man fand heraus, dass das Blut keineswegs nur dem Transport von Sauerstoff und Nährstoffen dient, sondern auch die wichtige Aufgabe der Reizübertragung hat. Die in verschiedenen Drüsen gebildeten und in winzigen Mengen in das Blut abgegebenen Hormone steuern den Organismus neben dem Nervensystem, können über die Blutbahnen jederzeit die entlegensten Winkel des Körpers erreichen und so den Organen Anweisungen für das der jeweiligen Situation angemessene Verhalten geben. Sie wirken stimulierend, hemmend, beschleunigend oder umstellend - so, wie das gerade bestehende Bedürfnis es erfordert.

An der Spitze des hormonalen Steuersystems steht als "oberster Regler" der Tätigkeit aller hormonproduzierenden Drüsen der Hirnanhang - die nur kirschkerngroße Hypophyse. Sie selbst schickt mehr als ein Dutzend verschiedener Hormone ins Blut. Deren Aufgabe ist es u.a. auch, die Tätigkeit der Keimdrüsen anzuregen, den Wasserhaushalt des Körpers zu regulieren und die Gebärmuttertätigkeit für die Geburt auszulösen.

Der monatliche Zyklus

Von den 400.000 - 500.000 in jedem der beiden Eierstöcke vorhandenen Keimzellen wird alle 28 Tage eine reif. Das geschieht, indem die Zellen, die diese Eizelle umgeben, auf hormonales "Kommando" hin zu wuchern beginnen und schließlich ein mit Flüssigkeit gefülltes Bläschen bilden - den sogenannten Follikel (lateinisch folliculus: das Säckchen). Darin schwimmt die Eizelle - von Nährstoffen umgeben.

Dieses Eibläschen wird nun selbst zu einer winzigen Hormondrüse, produziert das Östradiol - früher Follikelhormon genannt - (ein Östrogen, also weibliches Geschlechtshormon), um damit die Gebärmutterschleimhaut anzuregen, sich schon jetzt auf ein möglicherweise befruchtetes Ei vorzubereiten.

Etwa in der zeitlichen Mitte zwischen zwei Monatsblutungen platzt dieses Bläschen und gibt das Ei frei (Eisprung), welches nun vom Eierstock in den Eileiter gelangt. Das geplatzte Bläschen selbst wandelt sich jetzt in eine weitere Hormondrüse um. Der winzige, entstandene Hohlraum füllt sich mit Zellen, die einen leuchtend gelben Stoff enthalten - weshalb man das wieder gefüllte Bläschen als Gelbkörper bezeichnet. Dieser produziert nun - während der Wanderung der Eizelle in Richtung Gebärmutter - das "Gelbkörper" - Hormon Progesteron. Dieses Hormon setzt nun in der zweiten Hälfte des Zwischenraumes zwischen zwei Menstruationen das vom Östradiol (Follikelhormon) begonnene Werk fort, indem es dafür Sorge trägt, dass die Gebärmutter noch stärker durchblutet und somit noch besser mit Nährstoffen versorgt wird. Die Schleimhaut der Gebärmutter wird weiter stimuliert, ein "Nest" zu bauen. Sie folgt dieser Anweisung, indem sie ein bis ins kleinste vorbereitetes "Bett" für ein möglicherweise befruchtetes Ei vorbereitet.

Befruchtet oder nicht?

Wurde die Eizelle auf ihrem Weg in die Gebärmutter nicht befruchtet, hat dieses Bett seinen Sinn verloren und wird mit der Menstruation (lateinisch menstruus: monatlich) unter dem Eintritt von Blutungen abgestoßen.

Ist es zu einer Befruchtung gekommen, bleiben die monatlichen Blutungen aus, denn nun wird das "Nest", das durch die Einwirkung des Gelbkörperhormons geschaffen wurde, dringend benötigt.

Für den Weg vom Eierstock durch den Eileiter, in dem die Eizelle auf Flimmerhärchen - ähnlich winzigen, abwärts gerichteten Wimpern - zur Gebärmutter hin getragen wird, benötigt sie eine knappe Woche.

Wurde sie "unterwegs" befruchtet, nistet sie sich in der Gebärmutter ein. Dieser Vorgang dauert etwa vier Tage. Dabei wird sie von der Gebärmutterschleimhaut überwallt, wobei es durch Eröffnung von Blutgefäßen zum ersten Mal zu einem Kontakt mit dem Stoffwechsel der Mutter kommt.

Man vermutet, dass der sich nun ständig weiter teilende und wachsende Keim seinerseits schon jetzt mit der Produktion eines Hormons - des Schwangerschafts-
hormons HCG - beginnt, welches den Gelbkörper (das ehemalige Follikel) dazu bringt, seine Hormonproduktion weiter fortzusetzen und zu intensivieren.

Er folgt dieser Anweisung, vergrößert sich dabei noch weiter, bis er etwa die Größe eines Viertels des Eierstocks einnimmt (dort hatte er zuvor die Eizelle entlassen). Inzwischen von zahlreichen, winzigen Blutgefäßen umgeben, die seine Hormone weitertragen, bleibt er bis etwa zum 3./4. Monat der Schwangerschaft - in dem die herangewachsene Plazenta die Versorgung des Ungeborenen allein übernehmen wird - eine regelrechtes Kraft- und Steuerzentrum. Seine Hormone - das Progesteron - wirken "nebenbei" hemmend auf die Eireifung, damit keine weiteren Befruchtungen zustande kommen, wirken entspannend auf Körper und Seele und beginnen schon jetzt mit der Auflockerung des Bindegewebes, der "Erweichung" der Beckenknochenverbindungen, bereiten die Geburt schon von langer Hand vor.

Es ist aber das vom Embryo produzierte Schwangerschaftshormon HCG, das den Schwangerschaftstest zu Hause positiv reagieren lässt - und im weiteren Verlauf auch für die ersten Anzeichen der Schwangerschaft sorgt: Übelkeit, Spannungsgefühl in der Brust und Hitzewallungen.

Zuletzt überarbeitet: März 2019

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