Geburten damals und heute

Geburtenwandel

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Ein Baby auf die Welt zu bringen, ist heutzutage eine Sache, die über die Monate der Schwangerschaft hinweg mit Bedacht geplant und medizinisch bestmöglich begleitet werden kann.

Von den Vorsorgeuntersuchungen über Geburtsvorbereitungskurse bis hin zum möglichen Kaiserschnitt in der Klinik stehen heute einer schwangeren Frau in Europa alle Hilfen zur Verfügung. Was uns heute jedoch so alltäglich und normal erscheint, existiert noch gar nicht so lange. Die heute übliche, normale Entbindung in einer Klinik wird beispielsweise erst seit den sechziger Jahren von der Krankenkasse bezahlt. Vorher benötigte die Frau vor der Geburt eine Risikobescheinigung des Arztes oder der Hebamme, sonst musste sie die Kosten selbst tragen.

Geburt in der Klinik - ein Boom der letzten 60 Jahre

Der Trend zur Geburt in der Klinik, der in Deutschland etwa in den 40er und 50er Jahren begann, wurde dementsprechend von Frauen begründet, die sich den medizinischen Fortschritt in den Kliniken leisten konnten. Lag die Anzahl der Klinikgeburten noch vor hundert Jahren etwa bei 1%, so stieg sie bis heute auf gut 99%. Aber auch Geburtshäuser lagen damals noch keineswegs im "Trend": Kurioserweise gingen im 18. und 19. Jahrhundert nur arme und ledige Frauen in die Geburtshäuser. Eine Hausgeburt - das Baby zu Hause mit einer Hebamme auf die Welt zu bringen - galt als ein Privileg. Die Entbindung nach der Schwangerschaft fand in einem Gebärstuhl, im Bett oder auf den gespreizten Oberschenkel einer Frau statt.

Die Geburt eines Babys war Frauensache

Im Gegensatz zur heutigen Zeit waren Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett früher ausschließlich Frauensache. Hebammen gab es bereits in der Antike und Phainarete, die Mutter des Sokrates, war wohl eine der berühmtesten Hebammen.
Der Name Phainarete bedeutet "begabt und tüchtig" - die Frau des Sophroniskos (Vater des Sokrates) hat ihrem Namen mit einfachsten Mitteln alle Ehre gemacht - so, wie auch die Hebammen der folgenden Jahrhunderte.

Bis heute arbeiten auch die modernen Hebammen noch immer mit vielen Mitteln, die aus Erfahrungen und überlieferten Weisheiten resultieren und verwenden Rezepturen und Behandlungen aus der Heilkunde wie Akupunktur und Homöopathie, helfen nach der Geburt mit so manchem Tipp beim Stillen der Babys. Wie schon in der Antike wurden auch später jahrhundertelang Gebärpositionen im Sitzen, Hocken oder Stehen bevorzugt. In Holland entwickelte sich im 16. Jh. sogar ein Beruf, der Schooster, der der Frau als eine Art lebendiger Gebärhocker während der Geburt diente. Nachdem Babys danach über lange Zeit hinweg nahezu ausschließlich im Liegen entbunden wurden, greifen Frauen heute wieder vermehrt auf die alten Methoden zurück. Beispielsweise sind Entbindungen auf einem (allerdings nicht lebendigen ...) Gebärhocker wieder im Kommen.

So selbstverständlich heute Hebammen die Entbindung übernehmen, so sehr mussten sie in der Vergangenheit für ihren Berufsstand kämpfen. Ab dem 13. Jahrhundert wurde die Heilkunst den Frauen entrissen und als Wissenschaft an Universitäten, zu denen Frauen in der Regel keinen Zutritt hatten, gelehrt.

Die Rückkehr der Hebammen

Im Laufe der Zeit wurden Hebammen immer mehr unterdrückt. Sie praktizierten zwar weiterhin, jedoch begleiteten sie die schwangeren Frauen meist heimlich. Erst in den letzten 30 Jahren setzten sich Hebammen in der Betreuung gegen Ende der Schwangerschaft und als Geburtshelfer wieder durch. An der Schwelle zum neuen Jahrtausend war eine Rückbesinnung auf "alte" Methoden und Gebräuche zu beobachten. Und so liegt heute die Geburt wieder vorwiegend in Frauenhand.

Neben den Hebammen gibt es jedoch auch eine neue Errungenschaft der Frauen, die auf den früheren "Frauenklüngel" mit den Frauen der Familie und den Nachbarinnen zurückgeht. Im Internet finden sich Frauen und sprechen über ihre Sorgen und Nöte, die im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt ihres Babys entstehen. Neben allen medizinischen Errungenschaften und öffentlichen Dienstleistungen ist es eben nach wie vor noch immer "Frauensache", ein Baby zu bekommen!

Zuletzt überarbeitet: März 2019

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