Guten Morgen,
ich hoffe, Sie können mir helfen. Mein Kind ist 7 Monate alt und seit ca. 6 Wochen versuchen wir, ihr Brei zu geben. Angefangen haben wir mit Gemüse, da hat sie sich geschüttelt wenn der Löffel in den Mund kam, alles rausgeschoben und gewürgt. Nachdem sie zwei Mal beim Füttern erbrochen hat (im Strahl) haben wir einige Tage Pause gemacht. Danach haben wir es ein paar Tage mit Milder Birne versucht, das gleiche Spiel, wir haben aber beim Würgen direkt abgebrochen weil wir sie ja respektvoll behandeln wollen und sie positive Assoziationen mit dem Essen bekommen soll.
Seit knapp 1 Woche versuche ich nun Getreidebrei, da würgt sie zumindest nicht, schiebt aber auch fast alles raus. Sie wird also quasi noch voll gestillt.
Nun ist es aber so, dass sie alles was wir essen haben möchte - seit wir es mit Brei versuchen gebe ich ihr immer mal eine Brotkruste, Gurkenstick, Kartoffelstick etc in die Hand und davon ist sie begeistert, sie lutscht daran rum, kein Würgen. Viel essen wird sie nicht, weil sie noch keine Zähne hat und bei der Gurke zB nur das Flüssige ablutscht.
Eigentlich gefällt mir die Idee des BLW rein vom Respekt des Kindes gegenüber sehr gut, mache mir aber Sorgen dass das Kind mit Eisen unterversorgt ist und die Mahlzeiten nicht ersetzt werden sondern weiter quasi voll gestillt wird, teils über ein Jahr hinaus (bei uns nicht möglich da ich wieder arbeite und sie auch nicht aus der Flasche trinken möchte).
Haben Sie noch einen Tipp?
von
Morimi
am 22.12.2017, 08:50
Antwort auf:
Breiverweigerung
Liebe „Morimi“,
ja es gibt einfach Kinder, bei denen die Einführung fester Nahrung viel Ausdauer und Geduld erfordert, das ist nicht ungewöhnlich.
Auch Ihr Mädchen wird es lernen.
Lassen Sie den Mut nicht sinken! Was den Prozess hemmt, sind Druck oder Stress. Ihr Kind hat feinste Antennen und spürt Ihren innigen Wunsch, sie möge doch endlich richtig essen.
Ja Ihr Mädchen benötigt nun nach und nach neben der Milch auch andere Lebensmittel für ein gesundes Wachstum.
Ihre Kleine gehört nun zu den größeren Kindern und hat einen entsprechend höheren Energiebedarf. Solange sie fast ausschließlich Milch bekommt, werden sich die Milchmenge und das Einfordern immer mehr erhöhen.
Milch trinken ist "sehr bequem" und schmeckt schön süß, kauen und schlucken ist anstrengender. Sie muss weiter hartnäckig vom Herzhaften und vom Kauen überzeugt werden und dazu braucht sie Ihre Hilfe!
Es wird nicht von heute auf morgen klappen. Hier heißt es durchzuhalten und sich nicht entmutigen zu lassen. Es wird anstrengend sein. Aber mit Geduld und Konsequenz werden Sie und Ihre Kleine diesen Weg gemeinsam meistern.
Ich gehe davon aus, dass organisch nichts vorliegt und der Mundraum und Schluckvorgang Ihrer Kleinen in Ordnung sind? Das müsste im Zweifel jedoch Ihr Arzt abklären.
Achten Sie auch auf das richtige Zeitfenster. Sie sollte nicht übermüdet sein und auch noch nicht überhungrig. Beides senkt schnell die Lust am Löffeln. Und der Abstand zur vorherigen Milchmahlzeit soll groß genug sein, damit auch genug Hunger da ist.
Versuchen Sie heraus zu finden, womit Ihr kleiner Schatz am besten zurechtkommt. Welche Fütterposition ist die beste? Lieber auf Ihrem Schoß als im Hochstuhl? Rutscht ein Brei, der etwas dünner zubereitet ist, besser?
Druck und Zwang sind nichts, da haben Sie Recht. Das nimmt die Freude am Essen.
Probieren Sie es ruhig mal wieder mit Obst und/oder Gemüse. Wie sieht es aus, wenn Sie den Getreidebrei nehmen und da ordentlich Obst untermischen?
Probieren Sie Ihr Mädchen weiter aus der Reserve zu locken und Sie an ihrem Forschergeist und ihrer Neugier packen. Fingerfood ist eine sehr gute Idee!
Häufig entwickeln die Kleinen wieder Freude an einer Mahlzeit wenn sie das Essen selbst erforschen dürfen. Geben Sie Ihrem kleinen Schatz ruhig ein kleines Tellerchen und legen erst einmal sehr weich gekochte, ungesalzene Gemüsestückchen oder Beilagen (Kartoffel, Nudel) darauf. Bei roher Gurke wäre ich noch zurückhaltend (Verschluckgefahr!). Lassen Sie sie weiterhin mit den Händen die Stückchen greifen, zum Mund führen und das Essen erforschen. Ihr Kleiner ist dann abgelenkt und beschäftigt, sicher gelingt es dann sie mit etwas Brei zuzufüttern.
Die Methode des Baby-led-weanings verweist auf interessante Aspekte der Fütterung im Beikostalter. Hier steht mehr das spielerische Entdecken von Lebensmitteln und Essen im Vordergrund. Ein starres Einführen verschiedener Breikomponenten, wird manchmal als recht verkrampfte „Abfütterung“ empfunden. Bleiben Sie beim Fingerfood. Meiner Meinung nach bleibt aber pürierte und grob-pürierte Kost unabhängig davon die Basis der Baby-Ernährung. Denn nur damit kann ein Säuglinge eine ausreichende Menge und Vielfalt an Nahrung aufnehmen, die die Versorgung mit allen Nährstoffen sicherstellt.
Die Gabe von Breien hat sich als sichere Form der Nahrungszufuhr bei vielen Generationen von Babys bewährt und wird von ernährungswissenschaftlichen und kinderärztlichen Fachgesellschaften empfohlen.
Geben Sie Ihrem Mädchen auch ein eigenes weiches Löffelchen in die Hand.
Bestreichen Sie den Löffel auch mal mit ganz wenig Brei und lassen Sie sie das Essen selbst erforschen.
Bleiben Sie ganz gelassen und in Ruhe, aber konsequent dabei. Ihr Kind spürt wenn Sie unsicher sind. Mit Ihrer Unterstützung wird die Kleine mit der dem Brei vertraut werden. Probieren Sie es ruhig zweimal täglich.
Nehmen Sie sie mit an den gemeinsamen Essenstisch, so dass er Mama, Papa und Schwester beim Essen beobachten kann. Kinder lernen durch Nachahmen.
Und nun das Allerwichtigste: Genießen Sie die Zeit mit Ihrem Mädchen. Freuen Sie sich über Ihr aktives, agiles, gesundes, glückliches kleines Mädchen. Das meine ich ehrlich! Das ist das Wichtigste!
Herzliche Grüße aus Pfaffenhofen und ein schönes Weihnachtsfest,
Annelie Last
von
Annelie Last
am 22.12.2017