Lieber Professor Costa, Sie waren letzte, bzw. vorletzte Woche schon so nett, mich bei meinen Fragen hinsichtlich der Listeriengefahr bei Seeberger-Cashewkernen und dem Spritzen von Hackfleisch und Fleischsaft ins Auge zu beruhigen. Ich weiß langsam wirklich nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Am Donnerstag habe ich mich beim Tomatenschneiden heftigst in den Finger geschnitten. Es war sehr tief und hat wahnsinnig geblutet. Ich hatte mit dem Messer vorher auch Tomaten für meinen Freund geschnitten, diese vorher kurz unter Wasser (weiß nicht mehr ob kalt oder warm) abgewaschen. Danach habe ich eine Mozzarella-Packung aufgeschnitten und den Mozzarella zerlegt. Bevor ich mich dann an meine eigenen, extrem heiß gewaschenen, Tomaten gemacht habe, habe ich das Messer nochmal heiß abgespült - und mich dann bei der zweiten Tomate fast meiner Fingerkuppe entledigt. Vom Aufscheiden der Verpackung des Mozzarellas und dem Mozzarella selber waren zu dem Zeitpunkt noch kleine fettige Stellen am Messer. Ich habe den Finger dann unter kaltes Wasser gehalten und die heftige Blutung mit einem Tuch gestillt. Desinfektionsmittel hatte ich leider erst 1,5 Stunden später. Am darauffolgenden Abend (Freitag) fing ich an zu niesen, am Samstag war meine Nase ein wenig zu und mein Hals tat weh. Seit Sonntag habe ich nur noch Halsschmerzen und fühle mich etwas krank. Meine Lympfen sind nicht merklich geschwollen aber schmerzen hinter dem Ohr, das eine Ohr knackt beim Schlucken etwas. Ich habe auch schon mit einem befreundeteten Gynäkologen gesprochen, dem ich sehr vetraue, der mich etwas beruhigen konnte (und jetzt hoffentlich nicht liest, dass ich das nochmal frage), aber halten Sie eine Listerieninfektion wirklich für unwahrscheinlich? Auch mit Blick auf die ungerösteten Nüsse ohne Salz, das Hack im Auge, den Schnitt im Finger und dem häufigen Verzehr von Frosta Tiefkühleiernudeln mit Hähnchen (ich erhitze das so lange, bis es fast zum Brei geworden ist)? Auch einen Besuch am Wannsee habe ich auf meiner Liste, der ähnlich verlief, wie bei der anderen Fragenstellerin vor einigen Tagen. Gestern habe ich dann zu allem Überfluss auch noch einen Schluck aus einer H-Milch-Kakaopackung getrunken, die sauer war. Sie war zwar noch haltbar, aber dennoch ungenießbar - schmeckte und roch grauenhaft. Seitdem mache ich mir noch mehr Sorgen, ob der Inhalt vielleicht mit etwas kontaminiert war. Ich habe das Gefühl, langsam den Bezug zur Realität zu verlieren und meinen Baby zu schaden. Meine Gedanken kreisen ständing nur noch darum, wie es mir gelingen kann, etwas zu essen, ohne Listerien oder Toxoplasmen aufzunehmen. Meine Nahrung besteht hauptsächlich aus Miracóli (das ich stundenlang koche), Frosta Tiefkühleiernudeln mit Hähnchen, Rahmgemüse und Joghurt. Manchmal traue ich mich zum Bäcker, achte dann aber penibelst darauf, dass die Backware mit einer Zange vom Verkäufer genommen wird und nicht mit einem Papier. Ich weiß langsam einfach nicht mehr weiter. Mit Freunden, die Kleinkinder haben, treffe ich mich nicht mehr, weil ich Panik vor Zytomegalie habe. Ich bin jetzt in der 16. SSW. Am Anfang war es noch möglich, Mozzarella mit Tomaten zu essen, auch das geht jetzt kaum noch. Mir wird schon übel vor Panik, wenn ich nur daran denke, die Tomaten waschen zu müssen, weil das stundenlang dauert. Ich steigere mich immer mehr rein in diese Angst. Auch meine Partnerschaft leidet mittlerweile darunter. Unser Baby ist durch eine Insimination enstanden. Man hat mir vorher wenig Hoffnung gemacht, dass es klappt, weil ich Hashimoto habe und Endometriose. Nun war gleich der zweite Versuch erfolgreich. Ich fühle mich schlecht, weil mir so ein großes Glück geschenkt wurde und ich, statt mit leuchtenden Augen und strahlend durch die Welt zu spazieren, eine blasse Schwangere bin, die stundenlang saubere Tomaten unter heißes Wasser hält und mit der man noch nicht mal mehr einen schönen Abend in einem Restaurant verbringen kann. Ich freue mich so unsagbar auf unser Baby, liebe es schon jetzt so sehr und habe gleichzeitig riesige Angst, es wegen eines Fehlers krank zu machen. Mit meiner betreuenden Frauenärztin kann ich über die (vermeintlich) konkrete Gefahr nicht sprechen, sie hat mich vollkommen in die Psychoecke gestellt (wo ich bestimmt auch mit zwei Füßen drinstehe) und nimmt meine Ängste nicht ernst. Der befreundete Gynäkologe hat seine Praxis leider fast 600 km von Berlin entfernt. Ich war heute bei meiner Hausärztin, die sich zwar viel Zeit genommen hat, aber "Listeriose" erstmal auf der Seite des Rober Koch-Institutes nachschlagen musste. Sie hat nun ein großes Blutbild in Auftrag gegeben, um zu schauen, ob Bakterien oder Viren Auslöser für meien Symptome sind, und will sich schlau machen, was noch getestet werden kann, sollten Bakterien im Spiel sein. Meinen Sie das ist notwendig? Bitte entschuldiegn Sie diesen Roman, ich weiß, dass dieses Forum eigentlich gar nicht der richtige Ort für das hier ist, ich wollte es aber einfach mal "erzählen". Herzliche Grüße an Sie.
von KittyKat1983 am 23.08.2016, 12:19