Frage: Listerien

Hallo Herr Dr Costa, Eine allgemeine Frage. Ist es wirklich so dass eine bestimmte Menge von aufgenommener Listerienverseuchter Lebensmittel erst eine Infektion auslösen können? Habe gelesen, dass da eine geringe Menge nicht ausreicht auch bei Schwangeren. Also kann es sein dass geringe Mengen uns Schwangeren nichts anhaben können? Führt jedes gegessene mit Listerien befallenes Lebensmittel zur Infektion? Oder kann es auch zu keiner Infektion kommen? Ich habe hier gelesen dass meistens eine Infektion in der Schwangerschaft nicht dramatisch abläuft. Was heißt das??? Wenn man sich ab der 35 ssw bis zu Geburt infiziert, ist die Auswirkung auf das Kind sehr dramatisch oder kann es auch harmlos passieren? Ich bin froh wenn ich entbunden habe und dieses Thema LISTERIEN hinter mir habe. Der blanke Horror. Danke nochmal für Ihr Ohr. Sie schreiben oft, dass eine Übertragung zwischen Menschen nicht stattfinden kann, auch nicht beim küssen zum Beispiel. Ich habe aber dies gefunden: In wenigen Fällen können pathogene Listerien auch durch Kontakt mit infizierten Menschen oder Tieren übertragen werden; so traten z. B. bei Veterinären und Landwirten vereinzelt Infektionen auf, nachdem sie infiziertes Material berührt hatten. In ähnlicher Weise können Listerien auch als nosokomiale Infektion auftreten. Es liegen mehrere Berichte von Infektionen vor, die im Kreißsaal oder auf Neugeborenenstationen aufgetreten sind, wobei Hände oder Kleidung des Personals, Waagen, Stethoskope, Fieberthermometer, Babyöl und andere Gegenstände als Übertragungsvehikel postuliert wurden. Wie kann man das jetzt verstehen? Für eine Infektion sind relativ hohe Keimzahlen nötig, ca. 100.000/g Lebensmittel. Zum Vergleich: Werden Lebensmittelproben im Handel gezogen, dürfen zum Ende der Verbrauchsfrist nicht mehr als 100 Keime/g Lebensmittel vorhanden sein (Ausnahme: Bei Säuglingsnahrung und Spezialprodukten für besondere medizinische Zwecke gilt Nulltoleranz). Das bedeutet, dass man ein Kilo eines Lebensmittels, z. B. Käse, auf ein Mal essen müsste, um die Keimzahl, die zu einer Infektion führen kann, überhaupt zu erreichen. Ist diese Aussage korrekt?

von Kris34 am 21.11.2017, 18:04



Antwort auf: Listerien

Die Menge an aufgenommenen Listerien spielt sehr wohl eine Rolle. Genauso der Immunstatus. Menschen mit einer schwachen Immunabwehr können erkranken, auch wenn Sie nur mit wenigen Bakterien in Kontakt kommen. Das sind allgemeine Gesetze der Infektionslehre und sie gelten für die meisten Bakterien. Nicht jedes Lebensmittel, das Listerien enthält, führt automatisch zu einer Infektion. Die körpereigene Abwehr schafft es, mit vielen Infektionen zurecht zu kommen. Wenn es heisst, dass eine Listeriose "nicht dramatisch abläuft", ist das nicht unbedingt harmlos. Es kann nämlich sein, dass bei der Mutter kaum Symptome auftreten, aber die Listerien das Kind infizieren und die Infektion Folgen für das Kind hat. Was nicht heißen soll, dass jede Mutter, die nichts hat, Ihr Kind in Gefahr bringt... Ab der 35. SSW kann eine Infektion Folgen für das Kind haben, eine Listeriose in dieser Zeit ist nicht harmlos. Aber die Listeriose ist nun mal sehr selten, weniger als 1 pro 1000 Schwangere bekommen sie. Wenn man etwas "postuliert", bedeutet das nur, dass man so etwas vermutet, ohne sicher sein zu können, dass es auch so ist. Ob Infektionen im Kreiß-Saal durch die Kleidung und medizinische Instrumente wie Stethoskope verursacht werden, wird vielfach angenommen und aus diesem Grund wird in jedem Krankenhaus und in jedem Kreiß-Saal peinlichst genau darauf geachtet, dass "alles sauber" bleibt... Durch Berührung allein, ohne dass man mit Listerien verseuchten Lebensmittel verspeist, wird eine Listeriose höchstwahrscheinlich nicht hervorgerufen. Die von Ihnen angegebenen Zahlen sind relativ zu sehen. 100 000 Bakterien pro Gramm sind eine ordentliche Menge, aber eine Infektion hängt auch davon ab, wie die Immunabwehr ist. Für uns, Verbraucher sind diese Zahlen nur schwer zu interpretieren - das ist etwas für Nahrungsmittelkontrolleure.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 22.11.2017



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