Danke für Ihre Beiträge, die ich gerne lese und versuche in der Praxis umzusetzen. Ich hoffe, dass Sie mir ein paar konkreten Tipps geben könnten, da mein 7 Monate alter Sohn seit ein paar Wochen den Brei verweigert und ich schaue jetzt, wie einen gesunden und motivierenden Essplan für ihn zu gestalten.
Ein bisschen zu unserem bisherigen Essen:
Mein Sohn wird nach Bedarf vollgestillt.
Mit 5 Monaten – hausgemachte Gemüse Brei zum Mittag - Karotte, Kürbis, Pastinake, Kohlrabi, Brokkoli...danach Kartoffel dazu und Kombi: Karotte+Pastinake, Kürbis+Zucchini usw. Gemüse aus dem Bio-Laden. Die Menge, die wir sehr langsam erreicht haben war 50g. Er isst auf dem Schoß am Tisch.
Mit cca 6 Monaten beginnt mein Sohn den Brei zu verweigern, der Mund bleib einfach zu. Er kaut lieber an den Löffel (Zahnen?). Trotzdem bekommt er einen sicheren Hochstuhl und einen Obst-Getreide-Brei am Vormittag (Gemüse-Kartoffel-Brei bekommt er jetzt am Nachmittag).
Er ist momentan 7 Monate alt, letzte Woche hatten wir eine Pause, da ich schon viele Tricks probiert habe und sein Verhalten ist ungeändert geblieben. Trotzdem hat er während der Pause Interesse für unser Essen gezeigt. Er kaut weiter sehr gerne an den Löffel mit ein wenig Brei und so schafft ein wenig davon zu essen. Er macht den Mund überhaupt nicht auf, wenn wir es versuchen, ihn zu füttern. Nach der Mahlzeit trinkt er sehr gerne an der Brust und nimmt ordentlich zu.
Da er das übliche Füttern nicht funktioniert, habe ich gedacht, ich sollte ihm vielleicht Fingerfood anbieten. Hier bitte ich Sie um Hilfe
1. Glauben Sie, dass Fingerfood eine Lösung sein könnte, oder soll ich weiter geduldig mit dem Brei versuchen? Wir werden noch eine Weile sicher beim Brei bleiben – haben Sie diesbezüglich einige Tipps für uns?
2. Ist eine Kombination von Brei und Fingerfood möglich? Was sagt Ihre Erfahrung dazu? Welche sind die Möglichkeiten?
3. Brei selbst zu kochen ist einfach. Mit einem Dampfgarer und ab und zu Einfrieren kann man viel Zeit und Energie sparen. Wie ist es mit dem Fingerfood? Aus meinem Teller kann ich ihm nicht zu essen geben, da ich nämlich nicht nur gares Gemüse esse Wie soll das in Praxis funtionieren?
4. Für die sicheren, ausprobierten Ideen wäre ich dankbar. Bis jetzt habe ich nur gares Gemüse/Fleisch/Obst und Brot mit Butter/Frischkäse auf der Liste. Was ist noch am Anfang geeignet?
Vielen Dank im Voraus!
Lg
von
Forsythie
am 25.03.2020, 18:56
Antwort auf:
Fingerfood einführen? (das Baby will keinen Brei)
Hallo Forsythie
vielen Dank für dein nettes Feedback.
Wenn ich deine Schilderung richtig interpretiere, dann mag dein Baby nach anfänglichem aber bescheidenem Interesse nun keinen Brei mehr gefüttert bekommen. Er mag den Löffel am liebsten selbst halten.Er akzeptiert Brei auf diese Weise. Die Mengen sind für die Sättigung vollkommen irrelevant. Du stillst dein Baby gerne und viel, im Prinzip nach Bedarf. Dein Baby gedeiht gut.
Eine gute Lösung wäre demnach tatsächlich die BLW-Variante. Das BLW, auch baby-led- weaning genannt ist momentan eine sehr beliebte Methode, um Babys an Beikost zu gewöhnen. Ohne Fahrplan, ohne Mengenvorgaben, ohne Rezepte, fast ohne Vorgaben.
BLW, auf deutsch auch babygeführtes Abstillen genannt oder babygesteuerte Beikosteinführung eignet sich für nach Bedarf gestillte, gesunde und reif geborene Babys sehr gut, wenn diese den üblicherweise empfohlenen Beikostweg weniger begeistert mit gehen.
Du könntest demnach loslegen und dein Baby mit dieser sanften Beikostmethode an neue Nahrung, an neue Lebensmittel, an neuen Geschmack, an neue Konsistenzen, an die neue Esstechnik, an neue Esserfahrungen gewöhnen.
Beim BLW bekommt dein Baby die Möglichkeit, das angebotene Essen selbständig kennenzulernen. Hier hat dein Baby die Möglichkeit, sich spielerisch und aktiv mit der angebotenen (gefahrenfrei zubereiteten) Kost, auf langsame und spielerische Art, in seinem Tempo auseinanderzusetzen. Dein Baby kann die neuen Speisenangebote ausgiebig und selbständig kennenlernen.
schau mal hier:
https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Blw_46586.htm
In diesem Beitrag kannst du eine grobe Zusammenfassung in kurzen Sätzen nachlesen.
Du kannst in deinem Dampfgarer sämtliche Gemüsesorten/Obstsorten garen (weich), so dass dein Baby diese selbständig in die Hand (Faust) nehmen und zum Mund führen, ggf essen kann.
Es geht noch nicht um den nutritiven Aspekt, sondern zunächst noch vorrangig um die Geschmackserfahrung mit allem und Drum und Dran. Man bezeichnet dies als die Förderung der oralen Toleranz.
Dein Baby erfährt durch die verschiedenen sensorischen Eindrücke im Mundraum eine Gewöhnung an verschiedene Konsistenzen.
Erst ab etwa 8 Lm wird dein Baby soweit sein, größere Mengen der breifreien Kost zu essen, um davon auch evtl satt zu werden. Erst dann würde dein Baby weniger Milch trinken. BLW bedeutet: stillen so oft wie nötig. Dazu geeignete Beikost zum Kennen lernen. Die Menge bestimmt das Baby.
Du brauchst deinem Baby keinen Brei mehr zu füttern, wenn es dein Baby nicht möchte.
Du könntest deinem Baby trotzdem weiterhin Brei anbieten. Probiere es doch einmal aus, dass dein Baby den Brei (eine kleine Menge) mit den Händen vom Teller selbständig aufnimmt.
BLW funktioniert durch ganzhetiliches Begreifen und zwar im ganz wörtlichen Sinne. Ziel und Zweck des BLW ist das Erleben von Vielfalt.
Beim BLW bekommt das Baby die Möglichkeit, das angebotene Essen selbständig kennenzulernen. Hier hat dein Baby die Möglichkeit, sich spielerisch und aktiv mit der angebotenen (gefahrenfrei zubereiteten) Kost, auf langsame und spielerische Art und Weise, in seinem Tempo auseinanderzusetzen und diese ausgiebig kennenzulernen.
Zubereitung babygerechte Gemüsesticks:
Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten wie Apfel, Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze in einem Topf mit etwas Wasser einfach sehr weich.
Fertig ist das Fingerfood.
Als Stäbchen/Stick lässt sich das weiche Gemüse (Kartoffel oder Obst) gut mit der Faust umschliessen und festhalten. Die Kleinsten lutschen das Stückchen vorsichtig ab und erspüren und erschmecken das "Ding".
Auch Gemüsesticks kannst du in Öl schwenken.
Dein Baby darf im Hochstuhl oder auf deinem Schoß sitzend die angebotenen Gemüsesticks selbständig greifen und ablutschen, beissen, essen.
Erlaubt ist was gefällt und deinem Baby nicht direkt schadet - Stichwort verantwortungsbewusste Lebensmittelauswahl.*
Wenn diese Art der Beikost dein Baby zukünftig mehr begeistert, dann wird er bald die Mengen und das Interesse steigern. Mit zunehmender Reife (ab etwa 8. Lm), das wirst du merken, kannst du die angebotenen Speisen komplexer gestalten und allmählich erweitern. Dazu solltest du immer so viel stillen wie es nötig ist.
Melde dich gerne noch einmal, wenn ihr die beifreie Beikost soweit gut etablieren konntet, so dass ihr alle zusammen wieder zufrieden mit der Situation seid.
Melde dich, wenn ihr soweit seid und ich helfe dir gerne mit ein paar Rezepten weiter.
Oder hast du noch Fragen?
Bis dann
Grüße
Birgit Neumann
P.S.
*
dein Baby sollte alle angebotenen Speisen gefahrenfrei kauen und schlucken können.
Die angebotenen Speisen müssen "sicher" sein - in Punktio Hygiene und Lebensmittelauswahl .
keine ganzen Nüsse etc, denn an diesen Lebensmitteln können sich Babys und Kleinkinder leicht verschlucken. Nüsse sollten für Babys immer nur als Mus verwendet werden.
Kerne, Saaten, Samen, grobe Körner (bspw in Broten) sind tabu.
Ebenfalls heikel: kleine Beeren, ganze Weintrauben mit Kernen, Hülsenfrüchte. Diese einfach plattdrücken oder klein schneiden, ggf entkernen.
Keine rohen Wurzelgemüse oder harten Obstsorten in Stücken, da zu hart. Diese einfach musen, fein reiben oder raspeln bzw garen (z.b. Apfel).
Vorsicht bei Fisch wegen Gräten. Keine Salatblätter, keine kleine runden LM.
Verwende möglichst viele Nahrungsbasics! Ungewürzt und einfach.
von
Birgit Neumann
am 27.03.2020
Antwort auf:
Fingerfood einführen? (das Baby will keinen Brei)
Liebe Frau Neumann,
es klappt! Unser Sohn ist vom Essen begeistert, seine Neugir blühmt, er hat Motivation (und zwar eine Innere) und ich bin beruhigt. Es landet zwar ganz wenig in den Magen, aber er freut sich, nimmt die Gemüsestückchen und bringt sie gezielt zum Mund. Ein bisschen Hand-Mund-Koordination fehlt und mit dem Pinzettengriff ist er nicht ganz geschickt, aber er lernt schnell, es kommt alles sicher bald. Es hilft vielleicht nicht, dass ich Kürbis ein bisschen zu weich gegart habe...ich bin noch nicht sicher wie weich/hart muss/darf es sein (?). Unsere Mahlzeiten dauern jetzt deutlich länger und es ist sogar sauber als vorher! Gestillt wird nach wie vor.
Ein paar Fragen sind aufgetaucht:
- Verschlucken und Schlucken... Wie und wann kommen Kinder damit zurecht?
- Führt man neue Mahlzeiten bei BLW schrittweise ein oder ist es egal? Momentan biete ich ihm Gemüsestäbchen am Vormittag (beim Frühstück) und am Nachmittag (beim Mittagessen) an. Die Hauptsache ist, es wird zusammen gegessen.
- Wie viele Mahlzeiten und wann (abhängig vom Lebensmonat) wäre optimal? Oder ist es egal?
- Er hat gerade einen Neurodermitis-Schub (ich glaube wegen des Zahnens). Soll man mit einigen Lebensmittel aufpassen und falls ja, mit welchen und wie lange? In der Familie haben wir keine Unverträglichkeiten bzw. Allergien.
- Wann bietet man dem Kind etwas Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Getreide an? Ich bitte Sie um ein paar Ideen bzw. Rezepten
Ich bin auf Ihre Antworten und wie es sich weiter entwicklet gespannt!
Vielen Dank und liebe Grüße!
von
Forsythie
am 03.04.2020, 18:27