Zu viel Frustration?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Zu viel Frustration?

Lieber Herr Nohr, meine Tochter ist 2 J. alt und in 3 Mon. erwarten wir unser 2. Kind.Sie war zu Beginn eine sehr schlechte Schläferin.Mit ca 20 Mon. habe ich sie abgestillt, womit die Nächte besser wurden.Seit paar Wochen schläft sie im eigenen Bett ein (bis dahin Familienbett), ich hole sie meist zwischen 1 und 7 Uhr zu mir, wo sie recht ruhig weiterschläft. Zuletzt schlief sie immer nur kuschelnd mit mir ein.Perspektivisch muss sich das aber ändern, ich muss sie ja auch mit Baby ins Bett bringen können.Gestern habe ich sie das 1. Mal sitzend ins Bett gebracht und sie hat häufig "kuscheln" gejammert und nach meiner Brust gegriffen, was ich freundlich aber konsequent verwehrt habe.Trotzdem hat es mir das Herz gebrochen.Überfordere ich sie? Bzw ist der Altersabstand zum neuen Geschwister zu kurz? Zudem fasst sie mir seit kurzem in den Ausschnitt und lutscht dabei Daumen, entweder in spaßig provokanten Situationen oder um sich zu beruhigen z.b. bei Müdigkeit. Schnuller will sie auch neuerdings. Tagsüber stört mich das "Brustgegrabbel" nicht so, aber sie macht es auch bei anderen Frauen, was ich inadäquat finde. Zum Einschlafen oder Wiedereinschlafen macht sie es auch, grabbelt ständig an meinem Hals und Brust, was ich unerträglich finde. Darf ich ihr das verwehren? Sie scheint ja was zu "brauchen" und das will ich ihr geben. Danke schonmal für Ihren Rat! Dani

von Dani am 09.04.2020, 00:48



Antwort auf: Zu viel Frustration?

Liebe Dani, es sieht so aus, als würde Ihre Tochter deutlich spüren, dass es eine Übergangsphase ist, in der sie alle jetzt sind. Eigenes Bett, abstillen und neue Schwangerschaft sind ja deutliche Hinweise darauf, dass sich gerade etwas ändert. Natürlich versucht Ihre Tochter an ihr Bekanntem festzuhalten, weil Bekanntes meist Sicherheit vermittelt. Trotzdem ist es auch wichtig, dass Sie nur anbieten, was Sie tatsächlich auch geben können und wollen. Und Ihre Tochter muß auch lernen dürfen (durch Ihren Hinweis und Erklärung), dass der Ausschnitt anderer Frauen für sie kein Spielplatz ist. Sie kann es ja nicht wissen, muß es über Sie erfahren. Es hat auch wenig Sinn Handlungen zuzulassen, die Sie nicht möchten, Ihnen unangenehm sind. Sonst entsteht eine unklare Situation (einerseits zulassen, andererseits innerlich ablehnen, sog. double bind ), die seelisch verunsichernd ist. Klares Ja und Nein sind für Kinder viel hilfreicher und langfristig besser erträglich als Unklarheiten. Überprüfen Sie was Sie wirklich anbieten können, damit Ihre Tochter die kommende Situation nicht nur als Mangel oder Distanzierung erlebt. Aber bleiben Sie dabei wohlwollend und klar, es gibt genügend, was für beide passen kann. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 09.04.2020



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Umgang mit Frustration, wie kann ich meinem Sohn helfen?

Lieber Herr Dr. Nohr, Mein Sohn (37 Monate, 2.Kind) hatte schon immer eine eher niedrige Frustrationstoleranz, schon als mit unter einem Jahr die Türmchen umgefallen sind hat er viel impulsiven/verzweifelter reagiert als zum Beispiel seine große Schwester. Mein Sohn war ein late talker und stottert seit ein paar Wochen sehr stark (zeitgleich mit...


Umgang mit Frustration, 21 Monate

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, ich bin unsicher, ob das Verhalten meiner Tochter (21 Mo.) normal ist Bsp: Tochter kommt, damit ich ihr den Kinderschirm öffne. Das tue ich, singe kurz das Regenlied. Ich verlasse den Raum, hinter mir plötzlich schrilles Aufschreien, das in kurze laute Schluchzer übergeht. Meine Tochter wollte mir nach, aber d...


Frustration und Aggression

Sehr geehrte Frau Henkes, meine Tochter ist 19 Monate alt und hat im Moment eine Phase, bei der ich mich frage, wie ich damit umgehen soll/kann. Sie bekommt häufiger Wutausbrüche, schreit, oder schmeißt etwas um. Meist passiert das, wenn ihr etwas nicht gelingt. Zudem ruft sie dann laut "hauen" und haut sich auf den Kopf. Generell benutzt sie d...


Frustration

Sehr geehrte Frau Henkes, Mein fast 6-jähriger hat Probleme. Ich mach mir viel Druck, dass ich eigentlich die Ursache bin. Zum Beispiel ich komme ins Kita, er ist wütend, warum ich kam. Jemand lacht ihn aus, er schreit und ist wütend. Ich sage "kein Fernsehen" er ist schon wütend, wie das ungerecht ist usw. Dabei kann er ziemlich zornig sein, w...


Umgang mit Frustration

Guten Morgen Herr Dr. Posth, mein Sohn ist 2 Jahre und sieben Monate alt (und körperlich/kognitiv/sprachlich/sozial altersgerecht entwickelt). Ich bräuchte Ihre Hilfe bei einer speziellen Frage: Wenn ich ihm etwas verbiete oder er sich über mich ärgert, würde er gerne nach mir schlagen. Er weiß aber, daß er das nicht soll, und man sieht ihm richt...


Geringe Frustration - wie helfen?

Guten Morgen Mein Sohn 4,5 Jahre scheint eine geringe Frustrationsgrenze zu haben. Er kann bei scheinbaren Kleinigkeiten (natürlich aus unserer Sicht) sehr lange weinen und ist so aufgebracht, dass er wie im Trotzanfall fast keine Luft bekommt. Beispiele: Ich gehe zu schnell, er mag einfach nicht mehr weitergehen oder Radfahren, ich hole die fal...


Wie kann ich Frustration reduzieren?

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, mein Baby ist 37 Wochen alt. Es möchte nicht krabbeln, sondern läuft bereits gemeinsam mit uns an der Hand. Daher ist er jedoch zur Fortbewegung auf uns angewiesen. Seit mehr als 3 Wochen ist unser Kind schlechter Laune. Es will immer neue Dinge erkunden und ist permanent damit beschäftigt, den Raum nach Neuem abzusuc...


Aggressivität und Frustration bei 4-Jährigem

Hallo Herr Doktor Posth, Seit ein paar Monaten beobachte ich die Entwicklung meines 4-jährigem Sohnes mit zunehmender Besorgnis. Er hat einen zweijährigen Bruder, mit dem ausgiebig gestritten wird, verbal und körperlich (mit Haare ziehen, beißen, kneifen, treten, hauen usw.). Er geht seit gut einem Jahr in den Kindergarten mit sanfter Eingewöhnu...