Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

zur Aussage "zu wenig Milch"

Frage: zur Aussage "zu wenig Milch"

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Liebe Biggi Eine Bekannte von mir hat vor einem Monat geboren. Ihr Sohn habe nicht recht zugenommen, weil sie zu wenig Milch habe. Deshalb bekomme er Zusatznahrung nebst dem Stillen. Wenn ich so etwas höre, dann packt mich der Schmerz und ich möchte am liebsten loslegen mit Vorschlägen wie vermehrt anlegen, Kind so oft wie möglich am Körper herumtragen und bei sich schlafen lassen. Ich habe dann nur gefragt, ob es mit häufigerem Anlegen nicht besser gegangen sei, worauf meine Bekannte meinte: Nein. Ich habe auf diese kurzangebundene Antwort hin nicht mehr weitergebohrt. Zum Glück gab es immerhin keine Saugverwirrung. Dazu habe ich zwei Fragen: 1) Gibt es wirklich Mütter, die "zu wenig Milch" haben? Oder ist das die Folgerung aus tragischerweise mangelhafter bzw. falscher Information? 2) Würdest du in meiner Lage Ratschläge erteilen oder es besser bleiben lassen? Danke für dein Feedback, herzlich Aha


Biggi Welter

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Liebe Aha, etwa 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt, sie bekommen die richtigen Informationen, werden korrekt unterstützt und wollen stillen. Der Umkehrschluss von dieser Aussage lautet: zwei Prozent aller Frauen können tun und lassen was sie wollen, können die beste Unterstützung der Welt erhalten und werden dennoch nicht (voll) stillen können. Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Stillmanagement in der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Nicht immer, lässt sich alles, was in diesem Zeitraum nicht optimal gelaufen ist, wieder korrigieren. Es gibt die "Prolaktin Rezeptoren Theorie", die besagt, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillperiode die Entwicklung der Prolaktinrezeptoren im Brustdrüsengewebe fördert. Bleibt die Förderung dieser Entwicklung durch zu wenig Stimulation aus, ist es nicht immer möglich die Milchmenge später entsprechend zu steigern. Im Tierversuch ist diese Theorie bereits belegt. Ein ganz anderer Gesichtspunkt, der keinesfalls so augenscheinlich ist, ist die Psyche der Frau. Wenn wir eine Frau mit Stillproblemen vor uns sehen, kennen wird nur sehr selten die Geschichte dieser Frau. Wir wissen in der Regel nicht, ob sie zum Beispiel als Kind oder Jugendliche missbraucht wurde und deshalb die Nähe, die das Stillen unwillkürlich mit sich bringt, nicht ertragen kann. Diese Frau will vielleicht wirklich stillen, versucht auch vieles und schafft es nicht, weil ihre Psyche es nicht zulässt. Leider ist dieser letzte Punkt viel häufiger die Ursache für Stillprobleme, als wir es uns oft vorstellen. Auch andere psychische Ursachen sind nicht gerade selten. Bei vielen Frauen ist es aber nach wie vor so, dass es schlicht und ergreifend an der mangenden Betreuung und falscher Information liegt. So wird zum Beispiel immer noch geraten, dass stillende Frauen extrem viel trinken müssten, um die Milchbildung zu fördern, obwohl bewiesen ist, dass eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr zu einer Verringerung der Milchmenge führen kann. Es wird immer noch viel zu wenig Augenmerk auf das korrekte Anlegen und richtige Saugen des Kindes gelegt, beides Faktoren, die nicht nur wegen der wunden Brustwarzen sondern auch für die optimale Stimulation der Brust extrem wichtig sind. Viele Frauen werden immer noch angehalten das Stillen sowohl was die Häufigkeit als auch die Zeit an der Brust betrifft einzuschränken obwohl letztlich der wichtigste Faktor für die Milchbildung das häufige Anlegen bzw. Anregen der Brust ist. Ich hoffe, meine Antwort ist dir jetzt nicht zu ausschweifend geworden. Ich kann deine Gefühle verstehen und ich weiß auch noch, wie ich als ganz junge Mutter und frischgebackene Stillberaterin das Banner des Stillen vor mir hergetragen habe und geglaubt habe, dass doch JEDE Frau das Bedürfnis haben muss, eine lange Stillzeit zu erleben. Ich unterscheide heute sehr genau, wem ich Ratschläge anbiete und wem nicht. Vielleicht würde ich einfach nachfragen, ob sie traurig ist oder eher sogar erleichtert, ob sie Hilfe MÖCHTE. Wenn ja, kannst Du ihr dein Wissen oder deine Hilfe anbieten, ansonsten würde ich mich nicht aufdrängen. LLLiebe Grüße Biggi


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das kommt mir sehr bekannt vor.....ich kann auch nicht verstehen mit was fuer informationen manche frauen aus dem krankenhaus entlassen werden. ich habe 2 freundinnen, die gestillt, abgepumpt und noch pre-nahrung gegeben haben. sie waren voellig verwirrt und hilflos. die ganze aktion wurde schon im krankenhaus angeleiert. ich habe die erfahrung gemacht, dass dort haeufig nicht die rechte still-kompetenz vorhanden ist... mit guten ratschlaegen muss man/frau jedenfalls sehr vorsichtig sei, da die "richtige" versorgung der kinder schnell in eine unschoene diskussion ausarten kann... ich bin so froh nur zu stillen und fuer uns kommt auch gar nichts anderes in frage!


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Liebe Biggi Eine super-Antwort, hilft mir sehr, vielen Dank wieder einmal :o) und liebe Grüsse aha (nach einigen emoionalen Krisen und viel Hilfe u.a. von dir glücklich stillende Mutter eines 15-Mte-alten Sohnes)


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