Frage: zu wenig Hunger?

Mein Sohn ist jetzt 9 Tage und anfangs hatten wir riesige Probleme mit dem Stillen, obwohl meine Milch nur so überläuft. Im Krankenhaus musste ich sogar pumpen, aber die 70 ml haben ihm nie gereicht. Er hatte auch einen erhöhten HB von 195 und schlief sehr viel. Jetzt zuhause haben wir rausgefunden, dass er nicht jede Stunde Hunger hat, sondern ein erhöhtes Saugbedürfnis hat. Seit er den Kirschformnucki hat ist das Stillen ein Problem mehr. Aber er scheint so lange Pausen zwischen den Mahlzeiten zu haben. Schreien muss er jedoch nie. Ich lege ihn meist schon an, wenn er sucht, aber den Nucki nicht haben will. Er trinkt dann immer so ca 15 Minuten. Gestern habe ich gestillt um 5/6 uhr, um 10, um 3, um halb 7 und um 9. Er war jedes mal an der Brust eingeschlafen und auch wenn er kurz darauf wieder aufgewacht ist war er zufrieden und brauchte auch den Nucki nicht. Diese Nacht hat er sich jedoch bis vier nicht gemeldet, sodass ich von allein aufgewacht bin um nach ihm zu sehen. Er war zwar wach, lag aber fröhlich strampelnd in seinem Bettchen. Ich habe ihn dann gewickelt und als ich ihn auf dem Arm hatte hat er gesucht. Ich habe ihn darauf hin gestillt und ihm den Nucki garnicht erst angeboten, weil mir die Pause so lang vorkam. Er hat auch gut getrunken. vorhin um 8 habe ich ihn nochmal angelegt anstatt ihm den Nucki anzubieten. Ich mache mir große Sorgen, dass er vielleicht zu wenig Hunger hat. Abgenommen hatte er nicht mehr, die Hebamme war am Dienstag da und es war alles okay. Wieder höhere HB-Werte würde ich auch nicht vermuten, weil er öfters wach ist (ohne zu schreien, ganz zufrieden). Soll ich ihn jetzt doch jedes mal anlegen und ihm den Nucki garnicht mehr geben? Kann ich mit dem Kirschformnucki vielleicht seinen Hunger überlistet haben? Oder habe ich bloß das unkomplizierteste Kind der Welt? Tut mir leid wegen den vielen Einzelheiten, aber ich weiß nicht was relevant ist. Vielen Dank für Ihre Hilfe!

von Mina89 am 12.05.2011, 08:53



Antwort auf: zu wenig Hunger?

Liebe Mina89, ich kann Ihre Sorge gut verstehen und teile sie sogar ein wenig. Es gibt tatsächlich Babys, die durch das Nuckeln ihren Hunger "verschlafen", außerdem kann das Kind saugverwirrt werden. Ich zitiere Ihnen einmal aus dem "Handbuch für die Stillberatung" von La Leche Liga: "Viele Stillexperten haben beobachtet, dass ein Neugeborenes auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren kann (Neifert, 1995). Diese Verwirrung kann dadurch verursacht werden, dass das Baby seine Zunge, seinen Kiefer und seinen Mund beim Stillen anders bewegt als beim Saugen an einer Flasche, einem Beruhigungssauger (chnuller) und den meisten Formen der Stillhütchen (Newman, 1990). In einer Studie zeigte sich, dass 30 % der Mütter, deren Babys im Krankenhaus Flaschen erhalten hatten, von ernsthaften Stillproblemen berichteten, gegenüber 14 % der Mütter, deren Babys keine Flasche erhalten hatten (Cronenwett, 1992). Kittie Frantz, eine frühere LLL Stillberaterin, Kinderkrankenschwester und Ausbilderin für Stillberatungskurse an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, schätzt, dass künstliche Sauger während der ersten drei bis vier Wochen bei 95 % der Babys zu einer Saugverwirrung führen. Manche Babys reagieren nach einer Woche, während der sie mit der Flasche gefüttert wurden, mit einer Saugverwirrung, andere bereits nach ein oder zwei Flaschen - oder anderen künstlichen Saugern. Ein Baby, das in den ersten drei oder vier Wochen gut an der Brust trinken gelernt hat, ist weniger anfällig für eine Saugverwirrung. ... Dr. Ruth Lawrence warnt vor dem Gebrauch eines Beruhigungssaugers während der ersten Lebenswochen, weil die Möglichkeit besteht, dass das Baby auf den Sauger "geprägt" werden kann. Diese "Prägung" kann dazu führen, dass das Baby eine Vorliebe für feste und unnatürlich geformte Sauger entwickelt. Der Begriff "Prägung" wird auch benutzt, um die Bindung zu beschreiben, die manche Tiere zu dem ersten Objekt oder Lebewesen aufbauen, das sie zu Gesicht bekommen. "Das Saugen am Daumen oder Beruhigungssauger stellt eine Ersatzhandlung dar für etwas, was normalerweise zu einer Prägung auf die mütterliche Brustwarze führt. ... Auch wenn der Begriff ›Saugverwirrung‹ noch keinen Eingang in die medizinische Literatur gefunden hat, gibt es eindeutige psychosomatische Beweise dafür, dass die Prägung eines Menschen durch die Einführung eines Fremdobjektes während der Prägephase verändert werden kann" ." Ich würde zumindest in den ersten Wochen von einem Schnuller ganz abraten, denn ganz gleich, was die Werbung für welchen Sauger auch immer behauptet: Kein künstlicher Sauger reicht an der Original heran und jeder künstliche Sauger kann bei einem dafür empfänglichen Kind zu einer Saugverwirrung führen. Ein Schnuller ist kein zwingend notwendiger Bestandteil der Babyausstattung (ebensowenig wie die Flasche). Es ist auch nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: o Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. o Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. o Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. o Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. o Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. o Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein "schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen "Vorteil" Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. o Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. o Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. o Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. o Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht "kiefergerecht", wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 12.05.2011



Antwort auf: zu wenig Hunger?

Hallo , meine Tochter war auch so . Das ergebnis war sie hat nicht genug zugenommen . Ich musste zufüttern und wegen der Saugverwirrung ist sie nicht mehr an die Brust gegangen .. Wenn du stillen willst ,lass den Schnuller weg . Es geht auch wunderbar ohne ,ist halt einfacher dem Kind den Schuller in den Mund zuschieben

von waschbaer am 12.05.2011, 11:53



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