Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hunger trotz voll Stillen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Hunger trotz voll Stillen?

Freyana

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Liebe Biggi, jetzt hab ich noch eine Frage. Unser Kleiner (15 Wochen) wird seit Anfang voll gestillt (tagsüber alle 1,5- 2h; nachts 4+2+2+1h). Ich nehme, Gerstenmalzpulver und Bockshornklee und trinke ausreichend. Meine Milchmenge ist gerade mal ausreichend würde ich sagen. Ich hatte großen Blutverlust bei der Geburt, wobei meine Werte nun wieder im unteren Normalbeteich sind. Der Kleine gedeiht sehr gut und die Ausscheidung passt. Mein Problem ist, dass er nach dem Stillen tagsüber so wirkt, als ob er noch Hunger hat. Er wird dann auch schnell frustriert, wenn keine Milch mehr fließt und schreit die Brust nur mehr an, der Arme. Oder er saugt an seiner Hand bzw. macht s stereotype Bewegungen damit. Erst wenn nach einigem Hin und Her doch noch ein paar Schluck Milch fließen, wirkt er langsam entspannt. Das ist nicht nur eine Phase, sondern es hat sich leider so "eingespielt". Schnuller oder Flasche hat er nicht. Vor allem beim Einschlafstillen tut er mir richtig leid, falls die Milch nicht ausreicht, dass er wegdösen kann. Zwischen den Malzeiten tagsüber ist er ganz gierig, wenn es zum Stillen geht, trotz der kurzen Abstände. Sollte ich wenigstens abends 1h vor dem Einschlafstillen eine kleine Portion Prenahrung geben, damit er nicht so unter Stress steht? Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, wie die Milchmenge mehr werden kann. Anlegen tue ich eh, so oft wie möglich ... LG und herzlichen Dank!


Biggi Welter

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Liebe Freyana, die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat! Das „Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“ angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen. Das Marathonstillen kann für dich sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiteneinzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Falls du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die Euch beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob das Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi


Freyana

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Hallo, ich lege mein Baby immer an, wenn ihm danach ist. Trotzdem scheint es nur selten zufrieden nach dem Stillen, so wie ich es beschrieben habe. Die angegebenen Zeitangaben sind nur ungefähre Schätzungen. Es ist auch schon mal öfters, klar. Aber wie gesagt ist es keine Phase von ein paar Tagen oder zwei Wochen. Mitr kommt es von Anfang an so vor. Also ist das normal, dass das Baby unzufrieden wirkt und ich brauche kein Mitleid haben?


Biggi Welter

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Liebe Freyana, das kann ich so aus der Ferne nicht bestätigen, da ich dein Kind nicht sehe und auch das Saugverhalten nicht beurteilen kann. Bitte lass dieses einmal überprüfen, dann kannst du sicher und beruhigt sein! Lieben Gruß Biggi


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