Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

wunde Brustwarzen

Frage: wunde Brustwarzen

NaGa

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Liebe Biggi, liebe Kristina, Ich schreibe euch heute wegen meiner Schwester. Am Mittwoch dem 1. Oktober hat sie ihr erstes Baby bekommen. zu meinem größten Erstaunen versucht sie ihr Kind zu stillen. Darüber freue ich mich als Langzeitstillmami natürlich, es überrascht mich aber. Schon weil sie raucht, und (so weit ich weiss) nicht zu wenig. Das wäre dann schon das erste Problem: Es ist doch durch viel rauchen möglich, dass sich nicht auf Dauer genug Milch bilden wird? Nächstes Problem: Sie hatte gestern Sonntag Milcheinschuss, seitdem schmerzen ihre Brüste und die Brustwarzen sind wund. Die Kleine hat die Brust nicht richtig zu fassen bekommen und nur an der Spitze gesaugt. Außerdem saugt sie auch Stundenlang (Clusterfeeding?). Sie bekommt keine Milch per Hand raus, hat zusätzlich noch Babyblues und würde am liebsten aufgeben, gleich ne Packung Pudermilch besorgen. Und: das Baby bekommt einen Schnuller. Meine Frage: wunde Brustwarzen können doch anfangs normal sein? Luft dran lassen, Milch trocknen lassen, Lanolin,... auf die Position achten, Baby animieren den Mund weit aufzumachen,... was noch? Habe ich etwas vergessen? Könnte es schon eine Saugverwirrung sein, wegen dem Schnuller? Sie möchte sich diese Stillhütchen besorgen, das könnte doch aber alles noch schlimmer machen, oder? Ich sollte wohl mal zu ihr und ihr zeigen, wie sie Milch per Hand ausstreichen kann, und mir auch die Stillposition anschauen. Wobei das Baby aber scheinbar Milch abbekommt, da sich die Anzahl nasser Windeln seit Samstag steigert und sie auch Stuhlgang hat. Aus dem Krankenhaus konnte sie am Samstag raus, da ihr Baby wieder am Zunehmen war. Auch habe ich vergessen, wie lange der Babyblues dauern darf, bevor man von Depression spricht - sie hatte in ihrem Leben schon mit Depressionen zu kämpfen und ist meiner Meinung nach dadurch gefährdeter nun auch wieder eine zu bekommen. Und ich möchte sie (ohne mich ihr aufzudrängen) doch irgendwie auch dahingehend im Auge behalten. Vielen Dank im Voraus fürs Lesen und auch dafür, dass Ihr euch immer so viel Zeit nehmt, all die Fragen hier zu beantworten. NaGa


Biggi Welter

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Liebe NaGa, natürlich ist es das Beste, wenn eine Mutter nicht raucht, darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Wenn man sich die Situation mal objektiv anschaut, wird ein Kind einer Raucherin in einem Umfeld mit Zigarettenrauchs mit all seinen Nachteilen aufwachsen. Demgegenüber stehen die Vorteile des Stillens, auch wenn die Milch mit Nikotin belastet sein wird. Nikotin tritt rasch in die Muttermilch über. Cotinin, das wichtigste Stoffwechselprodukt des Nikotins, erscheint ebenfalls rasch in der Muttermilch. Mit zunehmender Zahl gerauchter Zigaretten steigen Nikotin und Cotiningehalt in der Muttermilch an (Schwartz Bickenbach et al., 1987). Neben Nikotin und Cotinin sind weitere hochgiftige und auch krebserregende Stoffe in der Muttermilch von Raucherinnen zu erwarten. So sind z.B. die Kadmiumkonzentrationen in der Muttermilch gegenüber denen von Nichtraucherinnen deutlich erhöht (Radisch et al., 1987). Mögliche Folgen des mütterlichen Rauchens können bei der Mutter ein niedrigerer Prolaktinspiegel und beim Baby ein höheres Risiko für Atemwegserkrankungen, ein höheres Risiko für den Plötzlichen Kindstod und bei extrem starken Rauchen Erbrechen, Durchfall und schneller Herzschlag sein. Diese kindlichen Probleme treten aber auch bei passivem Rauchen auf. Der Plötzliche Kindstod (SIDS) kommt häufiger vor bei Babys von Rauchern. Gestillte Babys von Rauchern haben ein SIDS Risiko, das dem von nicht gestillten (nicht gestillte Babys haben ein höheres Risiko als gestillte Babys) Babys von Nichtrauchern gleich ist. Babys von Rauchern haben häufiger Atemwegserkrankungen. Diese Auswirkungen des Rauchens werden abgemildert wenn das Baby gestillt wird. Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann 7. Auflage, Juni 2006: `Stillenden Müttern ist dringend zu raten, das Rauchen einzustellen und auch darauf zu achten, dass der Säugling nicht durch andere Raucher in der Umgebung mitrauchen muss. Wenn nicht bereits während der Schwangerschaft, sollte spätestens ab der Geburt der Haushalt zur Nichtraucherzone erklärt werden. Sollte der Mutter das Einstellen des Rauchens nicht möglich sein, muss zumindest versucht werden, die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten auf 5 zu begrenzen. Ob ab 10 oder 15 Zigaretten täglich empfohlen werden sollte (Anmerkung: andere Autoren geben eine Zahl von 20 an) ist müßig zu erörtern. Es gibt keine Studien, die belegen, ab welcher Zigarettenzahl die Vorteile des Stillens von den Nachteilen des Rauchens überwogen werden. Außerdem ist nicht nur die Anzahl relevant. Das individuelle Rauchverhalten wie Inhalieren, Verwerfen von Zigarettenresten und Markenwahl beeinflusst den Toxineintrag in die Milch ebenfalls erheblich. Einige Autoren empfehlen, wenigstens 2 bis 3 Stunden vor dem Anlegen nicht zu rauchen. Dies erscheint bei Vielraucherinnen wenig praktikabel. Es mag aber als Anreiz zum Wenigerrauchen dienen." Soweit also der wissenschaftliche Hintergrund. Außerdem zitiere ich aus dem Buch "Stillen gesund und richtig" haben Gabi Eugster und Denise Both, die das Thema Rauchen nämlich auch besprochen haben und ich zitiere dir da jetzt mal aus dem entsprechenden Absatz: "Raucht eine Mutter - aktiv oder passiv - dann lässt sich Nikotin im Urin ihres Babys nachweisen. Die Folge ist, dass der kleine Liebling schlechter schläft. Säuglinge, deren Mütter kurz vor dem Stillen eine Zigarette anzündeten, schliefen 37 % weniger, als wenn die Frauen auf Zigaretten verzichteten. Kinder von Raucherinnen haben ein erhöhtes Risiko für den Plötzlichen Kindstod, bei starken Raucherinnen kann es zudem zu Erbrechen, Durchfall und Herzrasen beim Kind kommen. Passivrauchen steht in Zusammenhang mit frühzeitigem Asthma, Unruhe und Darmkoliken. In der oben erwähnten Untersuchung tranken die Babys hingegen die gleiche Menge, sie schienen sich am "Rauchgeschmack" der Muttermilch nicht zu stören. Doch genau hier liegt eines der Probleme. Allgemein gilt: Mit der Muttermilch gewöhnen sich die Kinder an die Geschmäcker der Nahrungsmittel, die Mama isst - und sie bevorzugen diese auch später. Doch keine Mutter kann ernsthaft daran interessiert sein, dass das Baby den Rauchgeschmack mag." Ja, das Baby kann saugverwirrt sein. Ich zitiere dir aus dem "Handbuch für die Stillberatung" von La Leche Liga: „Viele Stillexperten haben beobachtet, dass ein Neugeborenes auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren kann (Neifert, 1995). Diese Verwirrung kann dadurch verursacht werden, dass das Baby seine Zunge, seinen Kiefer und seinen Mund beim Stillen anders bewegt als beim Saugen an einer Flasche, einem Beruhigungssauger (Schnuller) und den meisten Formen der Stillhütchen (Newman, 1990). In einer Studie zeigte sich, dass 30 % der Mütter, deren Babys im Krankenhaus Flaschen erhalten hatten, von ernsthaften Stillproblemen berichteten, gegenüber 14 % der Mütter, deren Babys keine Flasche erhalten hatten (Cronenwett, 1992). Kittie Frantz, eine frühere LLL Stillberaterin, Kinderkrankenschwester und Ausbilderin für Stillberatungskurse an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, schätzt, dass künstliche Sauger während der ersten drei bis vier Wochen bei 95 % der Babys zu einer Saugverwirrung führen. Manche Babys reagieren nach einer Woche, während der sie mit der Flasche gefüttert wurden, mit einer Saugverwirrung, andere bereits nach ein oder zwei Flaschen – oder anderen künstlichen Saugern. Ein Baby, das in den ersten drei oder vier Wochen gut an der Brust trinken gelernt hat, ist weniger anfällig für eine Saugverwirrung. ... Dr. Ruth Lawrence warnt vor dem Gebrauch eines Beruhigungssaugers während der ersten Lebenswochen, weil die Möglichkeit besteht, dass das Baby auf den Sauger »geprägt« werden kann. Diese »Prägung« kann dazu führen, dass das Baby eine Vorliebe für feste und unnatürlich geformte Sauger entwickelt. Der Begriff »Prägung« wird auch benutzt, um die Bindung zu beschreiben, die manche Tiere zu dem ersten Objekt oder Lebewesen aufbauen, das sie zu Gesicht bekommen. »Das Saugen am Daumen oder Beruhigungssauger stellt eine Ersatzhandlung dar für etwas, was normalerweise zu einer Prägung auf die mütterliche Brustwarze führt. ... Auch wenn der Begriff ›Saugverwirrung‹ noch keinen Eingang in die medizinische Literatur gefunden hat, gibt es eindeutige psychosomatische Beweise dafür, dass die Prägung eines Menschen durch die Einführung eines Fremdobjektes während der Prägephase verändert werden kann« .“ Ich finde es sehr schön, dass Du deine Schwester beobachtest, eine Depression kann sich schnell entwickeln, noch aber kann es auch wirklich nur der Baby Blues sein. Ich schicke dir jetzt einfach einmal ein paar Infos. Das Buch "Mutterglück und Tränen" von Petra Nispel empfehle ich dir sehr gerne, es hat schon vielen Müttern geholfen, vielleicht kannst Du es deiner Schwester schenken oder selbst lesen. Außerdem gibt es einen wunderbaren Verein "Schatten und Licht", der nur für Frauen mit Depressionen nach der Geburt ist. Hier eine kurze Inhaltsangabe: Krise nach der Geburt Das erwartete Kind ist da und. plötzlich kommt alles anders als erträumt? Statt Mutterglück nur Tränen? Sie sind nicht allein. Weitaus mehr Frauen als vermutet geraten nach der Geburt eines Kindes in eine Krise. Die Krise nach der Geburt gliedert sich in drei verschiedene Kategorien, deren Grenzen fließend sein können. Babyblues "Heultage" Der Babyblues bezeichnet ein kurzfristiges Stimmungstief in den ersten Tagen nach der Entbindung. Er entsteht meist zwischen dem 3. und dem 5. Tag. Die typischen Kennzeichen des Babyblues können sein • Traurigkeit und häufiges Weinen, • Empfindsamkeit und Stimmungsschwankungen, • Müdigkeit und Erschöpfung, • Schlaf und Ruhelosigkeit, • Ängstlichkeit und Reizbarkeit, • Konzentrationsschwierigkeiten ... Postnatale Depression Die postnatale* bzw. postpartale* Depression kann jederzeit im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes entstehen. Dabei sind graduelle Abstufungen von leicht bis schwer zu unterscheiden. Typisch ist jedoch eine schleichende Entwicklung. Die Kennzeichen einer solchen Depression können sein • Müdigkeit, Erschöpfung und Energiemangel, • Traurigkeit, häufiges Weinen und inneres Leeregefühl, Schuldgefühle, • allgemeines Desinteresse und sexuelle Unlust, • Konzentrations Appetit und Schlafstörungen, •• Ängste, innere Unruhe, extreme Reizbarkeit, Panikattacken und Zwangsgedanken (wiederkehrende destruktive Vorstellungen und Bilder) sowie Selbstmordgedanken, • zwiespältige Gefühle dem Kind gegenüber, • Kopfschmerzen, Schwindel und Herzbeschwerden ... * (lat.: post = nach; natus = geboren, Geburt; partus = Niederkunft) Hilfe Die Krise nach der Geburt, von der viele Frauen in unterschiedlichem Maße betroffen sind, ist auf zahlreiche, hormonelle, biochemische, psychische, soziale und gesellschaftliche Ursachen zurückführen. Keine Frau ist für ihren Zustand verantwortlich! Der Verein Schatten & Licht, Krise nach der Geburt e.V. will betroffenen Frauen helfen und das Verständnis für postnatale Problematik fördern. Wir wollen • Erfahrungsaustausch zwischen betroffenen Frauen ermöglichen. • Regionale Selbsthilfegruppen bilden. • Schwangere Frauen und solche, die sich ein Kind wünschen, informieren. • Fachleute aufklären und vermitteln. • Vorträge organisieren. • Den Mythos von der glücklichen und perfekten Mutter korrigieren. Kontakt Schatten & Licht Krise nach der Geburt e.V. Geschäftsstelle Bianca Dietrich In den Bellen 6 67360 Lingenfeld Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen. LLLiebe Grüße Biggi


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