Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wissenslücken Stillhütchen und Abpumpen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wissenslücken Stillhütchen und Abpumpen

Andrea_M_

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Liebe Frau Welter und Frau Wrede, ich stille meinen 16 Wochen alten Sohn von Beginn (bzw. ab ca Woche 2, vorher hat es nicht so geklappt) mit Stillhütchen. Ich habe schon viel im Forum gestöbert und ihre Antworten auf ähnliche Fragen gelesen, habe aber noch ein paar Wissenslücken und hoffe Sie können mir helfen: Milchmenge: Mit Stillhütchen geht ja die Milchmenge 22-58% zurück.. Woran erkenne ich das? Mein Sohn hat nach wie vor 6 nasse Windeln, aber er ist seit ca. 3 Wochen nicht mehr der Vielpinkler, der er mal war (sehr schwere Windeln, 1-3x am Tag auf dem Wickeltisch angepinkelt werden). Hat das mit einem Entwicklungssprung zu tun oder muss ich mir da schon Sorgen machen? Mir wurde im Krankenhaus nach der Entbindung gesagt, dass ich bei Stillhütchen 2-3x am Tag zusätzlich pumpen soll, damit die Brust stimuliert bleibt. Wie oft genau und viel wichtiger: wann soll ich dann pumpen? Direkt nach einer Still-Session? Und die Milch dann später zufüttern oder einfrieren? Diese Frage ist mir besonders wichtig, da ich glaube, dass ich hier viel falsch mache. Hat die Art der Pumpe auch Einfluss? Welche empfehlen Sie, wenn man kein Symphony-Rezept mehr bekommt? Wieviel Bockshornkleesamen darf man am Tag maximal nehmen? Ich nehme gerade 3x3, habe aber das Gefühl es schlägt nicht mehr so richtig an. Stillhütchen entwöhnen: Ich habe hier schon häufig den Tipp mit den Scheiben abschneiden gelesen und dass man das nicht mit Silikonhütchen machen darf. Online habe ich bisher nur Silikonhütchen gefunden. Können sie mir ein Fabrikat empfehlen? (Wegziehen habe ich auch schon probiert, aber er merkt das sofort und verlangt nach den Hütchen. Ohne will er gar nicht mehr) Abpumpen: Wie lange soll man idealerweise pumpen um die Brust ausreichend zu stimulieren? Ich fürchte dass ich bald komplett vom Stillen auf Abpumpen + Flasche umsteigen muss, weil mich die Angst, mein Sohn könnte nicht genug Milch bekommen richtig fertig macht. Ich kann an gar nichts anderes mehr denken und kriege ihn einfach nicht von den Hütchen entwöhnt. Kann man denn tagsüber die Flasche mit abgepumpter Milch geben und nachts stillen? Ich stille so gern und nachts trinkt er immer besser als tagsüber. Muss man die Milch dann immer frisch erwärmen oder kann man nach einer Flasche abpumpen und drei Stunden später die Milch geben, die dann ja abgekühlt ist? Das ist jetzt ne Menge Holz, aber vielleicht haben ja auch andere Mütter in diesem Forum ähnliche Fragen. Vielen Dank schon einmal! Sie sehen, ich bin im Moment sehr unglücklich, weil offenbar unsere Stillbeziehung sich dem Ende nähert, was ich unglaublich traurig finde. Ich lebe in Berlin wo alle Stillberaterinnen so ausgebucht sind, dass man entweder sehr weit fahren muss (das macht er nicht mit, schon 2x probiert) oder nur Telefonbegleitung bekommt, was bei mir irgendwie nicht funktioniert, ich brauche das direkte Coaching. Danke und viele Grüße Andrea


Biggi Welter

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Liebe Andrea, prinzipiell gilt: Solange das Baby gut gedeiht besteht kein Anlass zur Sorge. Hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kann frau sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein, ansonsten besteht Handlungsbedarf. Wenn das Baby gut gedeiht, muss nicht zusätzlich abgepumpt werden. Wenn Sie abpumpen möchten, können Sie eine gute Handpumpe verwenden oder aber mit der Hand ausstreichen. Medela hat gute Stillhütchen, das könnten Sie probieren, aber wenn es mit den Hütchen funktioniert, können Sie auch so weiterstillen. Stillhütchen sind ein Hilfsmittel, das in bestimmten Situationen seine Berechtigung hat. Die Kunst besteht darin, zu erkennen, wann dieses Hilfsmittel wirklich hilft und wann nicht. Wichtig ist außerdem, dass die Frau, die mit Stillhütchen stillt gut begleitet wird und da hapert es leider sehr oft. Außerdem gibt es Probleme, die sich nur scheinbar durch die Verwendung eines Stillhütchens lösen lassen und hier gilt es gut zu unterscheiden, ob die Frau dann aufgibt, weil das Problem nicht gelöst wurde oder weil sie mit Stillhütchen stillt. Die Studien, die zeigen, dass Stillhütchen zu einer Verkürzung der Stilldauer führen, sind in der Regel relativ alt und berücksichtigen deshalb nicht, dass die Stillhütchen heute aus anderem Material sind und deshalb auch andere Eigenschaften haben. Doch selbst wenn die Stilldauer verkürzt ist, ist es immer noch besser, die Frau stillt eine kürzere Zeit mit Stillhütchen als gar nicht. Ich kenne übrigens eine Frau, die über zwei Jahre mit Stillhütchen gestillt hat und nicht jede Frau wird automatisch bald abstillen, nur weil sie Stillhütchen verwendet, da spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle. Pauschal lässt sich nicht sagen, dass die Verwendung von Stillhütchen immer zum vorzeitigen Abstillen führen wird. Ich kann und darf keine medizinischen Ratschläge erteilen, ich bin kein Arzt. Bei Fragen zur Vereinbarkeit und Dosierung von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft) kann und sollte sich dein Arzt joder Apotheker jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030 450-525700 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Dr. Paulus "nebenan" ist der richtige Ansprechpartner für dich und deine Dosierung hier bei RUB. Abpumpen ist eine Fähigkeit, die gelernt und geübt werden muss. Um erfolgreich abzupumpen, muss die Frau nicht nur die geeignete Pumpe zur Verfügung haben und in der richtigen Pumptechnik unterwiesen werden. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ardo erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Da eine Pumpe nicht die gleichen Gefühle auslöst wie ein Baby, müssen Sie wie oben schon erwähnt vor allem anfangs Ihren Milchspendereflex anregen. Dazu können Sie einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen: Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der ihre Arme in einer bequemen Haltung stützt und es Ihnen ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen). Störungen so gering wie möglich halten. Sie sollten z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was Sie brauchen könnten bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören. Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann ihren Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch Ihnen helfen: • Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber Sie duschen warm. • Da Wärme entspannend wirkt, sollte Sie sich eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder sich in die Nähe einer Heizquelle setzen. • Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn Sie angespannt sind. • Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen. • Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise). Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem Sie das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrechen, Ihre Brust massieren und dann wieder pumpen. (Bei der La Leche Liga Deutschland können Sie das Infoblatt „Die Marmet Methode" über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen) Rhythmische Bewegungen beim Abpumpen um das Saugverhalten des Babys nachzuahmen. Um Ihren Milchspendereflex möglichst wirkungsvoll anzuregen, sollten Sie versuchen, das Saugverhalten der Babys an der Brust nachzuahmen. Sie könnten sicherlich auch die Flasche geben, allerdings kann es schnell passieren, dass Ihr Baby sich zur Flasche hin abstillt. Muttermilch sollte nach dem Erwärmen gleich verfüttert und KEINESFALLS ein bis zwei Stunden warm gehalten werden. In dieser Zeit können sich Keime explosionsartig vermehren, ohne dass die Milch deshalb verdorben wirkt. Bereits erwärmte Milch darf nicht noch einmal gegeben werden und muss verworfen werden. LLLiebe Grüße Biggi


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