Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie schaffe ich es beim Stillen vom Zufüttern weg zu kommen?

Frage: Wie schaffe ich es beim Stillen vom Zufüttern weg zu kommen?

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Hallo liebes Stillteam. Im Dezember haben wir unser erstes Kind bekommen. Ich hatte eine natürliche Geburt und mein Sohn Phil wurde mir gleich nach der Geburt angelegt. Und ab da lief (so glaube ich im Nachhinein, nach vielem Nachlesen) schon einiges schief. Denn unser Sohn wurde am Tag der Geburt um 9.30 das erste Mal angelegt. Dann erst wieder gegen 16 Uhr. Doch viel zu spät, oder? Gerade in der ersten Zeit muss man doch viel anlegen? Ich wusste es nicht besser. Dann war es so, das mein Sohn ganz viel geschlafen hat und sich frühstens alle 4 Stunden gemeldet hat. Da es mein erstes Kind ist, war ich bezüglich des Stillens sehr unsicher und ich klingelte immer nach einer Schwester. Da am Krankenhaus eine Hebammenschule angeschlossen war, hatte ich bei jedem Stillen eine andere Frau (jeder erzählte mir etwas anderes). Ich war total verunsichert und ließ (im guten Glauben) alles mit mir machen. Mein Sohn schlief sehr viel und machte einen ausgeglichenen Eindruck. Aber irgendwie schaffte ich es nicht, ihn alleine anzulegen. Da nach Aussagen der Krankenschwestern er es nicht so gut schaffte, meine Brustwarze zu fassen, bzw. zu halten (obwohl ich nach Aussage meiner Hebamme ideale Brustwarzen habe) stillte ich ab dem 2. Tag mit Brusthütchen. Das klappte gut und ich schaffte es es jetzt auch, ihn alleine anzulegen. Am 3 Tag hatte ich dann den Milcheinschuss. Genau an dem Tag wurde ich auch entlassen. Da wog mein Sohn 3800g (bei der Geburt waren es 4100g bei einer Körpergröße von 54 cm). Am zweiten Tag kam meine nachsorgende Hebamme. Die zeigte mir dann, wie ich ohne Hütchen stillen konnte und das klappe dann auch. Alles schien für mich in Ordnung. Mein Sohn schlief viel und war ausgelichen. Er meldete sich aber nur alle 4 Stunden (nachts nur 1 mal gegen 4 Uhr) und schlief dann beim Stillen nach 10-15min ein. Meine Hebamme meinte auf Nachfragen meinerseits, das ich ihn nicht wecken brauch. Ca. drei Wochen nach Geburt nahm er stetig ab. Ich glaube es waren bis zu 150g. Meine Hebamme machte sich schon sorgen. Erst haben wir es 2 Tage lang mit häufiger Anlegen versucht (so alle 2 Stunden). Das war aber blöd, da der Kleine sich schlecht wecken ließ und dann sehr nölig war. Es war für ihn, wie auch für mich völlig unbefriedigend. Um nun heraus zu finden woran es lag, musste ich eine Malzeit abpumpen und mein Sohn bekam zu diese Zeit eine Pre-Flasche (130ml). Diese nahm er problemlos an und ich schaffte so zwischn 90 und 110 ml abzupumpen. So meinte meine Hebamme, das ich genug Milch hätte und mein Sohn einfach nur ein besonders genügsames Kind, welches seine Mahlzeiten verschläft und "gepuscht" werden müsste und ich normal weiter stillen sollte. Nun war es aber so, das mein Sohn im warsten Sinne des Wortes gepuscht wurde. Ab jetzt war es vorbei mit dem gemühtlichen Stillen. Wenn er Hunger hatte fing er gleich an zu schreien, so das es erst schwierig war, ihn anzulegen und dann kämpfte er (mit 5 Wochen) wie ein Löwe an der Brust. Er war angespannt (streckte die Füße, strampelte mit ihnen, ballte die Fäuste, haute gegen die Brust und weinte viel). Das machte er ungefähr so 10 Minuten nach dem ersten Anlegen (vorher war er ruhig beim Trinken). Und da meine Hebamme meinte, ich sollte noch zufüttern, wenn ich das Gefühl habe, das er zu wenig bekommt, tat ich das (so ca. 70 ml). Damit ging es uns Beiden einigermaßen ok. Dann war es so, das er mit cira 2 Monaten anfing, immer wieder von der Brust abzulassen und zu weinen. Ich hatte das Gefühl, das er die Brustwarze nicht richtig halten konnte und da der Kinderarzt meinte, das mein Sohn ein leicht verkürztes Zungenbändchen hätte, fingen wir wieder mit dem Brusthütchen an. Das klappte auch gut (mein Sohn nahm stetig zu und lag Gewichtsmäßig in der Norm). Anfangs war es so, das ich morgens ganichts hinterher füttern musste, sondern nur abends. Mittlerweile ist es aber so ( er ist jetzt 3 Monate und 1 Woche, wiegt 6200g und ist 62 cm groß), das er sich spätestens alle 3 Stunden meldet und ich zur jeder Mahlzeit zufüttern muss (zwischen 100 und 130ml). Und das Stillen an sich ist für ihn immer noch ein Thema. Beim Anlegen macht er noch einen sehr angepsannten Eindruck und er kann sich erst langsam entspannen und genießen. Weiterhin pumpe ich ab, wobei ich nur auf eine Menge von 40 bis 50 ml komme. Jetzt habe ich Angst, das das ich immer mehr zufüttern muss und wir somit irgendwann ganz abstillen, da ja die Nachfrage das Angebot regelt (bin ja in einem Teufelskreislauf). Ich würde noch gerne weiter stillen, weiß aber nicht ob das der richtige Weg ist. Ich will meinen Sohn ja nicht dazu "nötigen". Ach ich weiß es auch nicht. Es ist so unbefriedigent im Moment für uns Beide. Ich glaube wir hätten NIE zufüttern sollen. Ich hätte einfach auf meinem Körper vertrauen sollen. Naja. Hinterher ist man immer schlauer! Ich glaube, wir haben einfach zuviel mit Flasche und Brusthütchen "herumgedoktort"Was sagen Sie denn dazu?


Biggi Welter

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Liebe Elamama, ja, diese Befürchtung habe ich leider auch. das klingt nach einer Saugverwirrung. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge "Beschäftigung". Wenn eine Frau merkt, dass ihre Milchmenge nicht mehr für der Bedarf des Kindes ausreicht, dann ist die erste Maßnahme, das Kind häufiger anzulegen. So erhält die Brust das Signal "es wird mehr Milch gebraucht" und reagiert mit einer gesteigerten Milchbildung. Wird in dieser Situation zugefüttert geschieht genau das Gegenteil: der Brust wird ein noch geringerer Bedarf vorgegaukelt und die Milchbildung verringert sich, statt sich zu erhöhen. Es ist jetzt wichtig, dass Ihr Baby wieder lernt, korrekt an der Brust zu trinken und diese überhaupt akzeptiert. Eine Möglichkeit ein Kind an die Brust zu bringen ist das Brusternährungsset. Mit dem Brusternährungsset ist es möglich, das Baby zuzufüttern, während es an der Brust der Mutter trinkt, so dass es die gesamte von ihr produzierte Milch erhält. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Allerdings bei der Verwendung eines Brusternährungssets wirklich die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort vorhanden sein, das erleichtert sehr vieles. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Sie könnten auch weiterhin abpumpen und die Milch mit der Flasche geben, aber ich bin sicher, dass Sie es schaffen können, wenn Sie kompetente Hilfe bekommen! Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung, alles Gute! Biggi


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