Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie reduziere ich das nächtliche Stillen?

Frage: Wie reduziere ich das nächtliche Stillen?

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Liebe Biggi, unser Sohn ist knapp 7 Monate alt und bekommt bereits mittags und abends Brei. Er isst allerdings nur MAXIMAL 50 g pro Portion (trinkt viel Wasser dazu), das scheint ihm zu reichen, denn er verlangt nach dem Mittagessen bis zu 4 Stunden nichts. Zusätzlich stille ich ihn morgens gegen 6 und 9 Uhr, nachmittags gegen 16 Uhr und abends zum Einschlafen. Er schläft die erste Phase (ca. 2 Stunden) in seinem Bett (wenn wir sowieso noch nicht im Bett sind), dann hole ich ihn zu uns und er bleibt den Rest der Nacht. Er trinkt nachts alle 1 1/2 - 2 Stunden. Es gibt Zeiten, da komme ich sehr gut damit klar, zur Zeit allerdings finde ich es sehr anstrengend, weil ich selbst manchmal schlecht in den Schlaf zurück finde und dann tagsüber sehr müde bin. Er hat Eisenmangel, weshalb er jetzt ein Eisenpräparat bekommt (zweimal täglich ein Theater!!) und der Kinderarzt sagte, ich solle zusehen, dass er bald mehr isst. Meine PEKiP-Kursleiterin sagte, wenn er nachts nicht so viel trinken würde ("ab 6 Monaten ist das nur noch Kuschelbedürfnis und kein Hunger"), würde er tagsüber mehr essen (was ich von vier Bekannten, die das selbe Problem hatten, bestätigt bekommen habe). Ich weiß, dass er wahrscheinllich keinen Hunger hat, weil er auf der Autofahrt in den Urlaub einmal 8 Stunden durchgehalten hat, weil er geschlafen hat. Ich will ihn auch sehr gerne weiterhin bei uns im Bett haben, er darf gerne mit uns kuscheln, wir genießen das auch sehr! Ich wüsste gerne zum einen deine Meinung dazu und möchte aber (egal wie diese ausfällt) gerne auch Tipps dazu wie ich ihn daran gewöhnen könnte, nur noch 2-3 mal pro Nacht zu trinken. Ich überlege daraufhin noch einmal, ob ich es ihm wirklich abgewöhnen will. Vielen Dank schon im Voraus für deine Antwort! Liebe Grüße Maren


Biggi Welter

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Liebe Maren, es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter von nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Du musst dir bewusst sein, dass sich durch das nächtliche Abstillen dein Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Falls Du diese Vorstellung haben solltest, könntest Du eine herbe Enttäuschung nach dem Abstillen erleben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Was du probieren könntest, ist ihn tagsüber ganz viel im Tragetuch oder einer wirklich GUTEN Tragehilfe (z.B. Ergo, Manduca) zu tragen. Das hilft vielen Babys, die diesen intensiven Körperkontakt brauchen, und ermöglicht es dir, die Hände frei zu halten für andere Dinge. Deine Maus braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihr einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihr gestattest, so zu sein, wie sie ist auch wenn das bedeutet, dass sie nicht so schläft, wie du es dir wünschen würdest. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Ich bin sicher, dass dein Kind bald besser essen wird, wenn es jetzt Eisentropfen bekommt, denn der Eisenmange macht appetitlos. Vielleicht schläft es dann von ganz alleine besser. LLLiebe Grüße, Biggi


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