Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wann mehr zufüttern?

Biggi Welter

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Frage: Wann mehr zufüttern?

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Hallo, mein Sohn ist knapp 8 Monate alt. Ich stille ihn morgens, vormittags. Mittags bekommt er Gläschen und Obst. Nachmittags stille ich und abends auch. Er schläft von abends c.a. 20h30 bis morgens 7h. Kann ich mich nicht beklagen. Find ich toll. Jetzt hab ich ne Frage: Wie lange kann ich das noch so weitermachen, oder muß ich langsam andere Mahlzeiten durch Brei oder Flasche ersetzen? Sind Schmelzflocken besser als Brei? Ist es schlimm, wenn ich so noch ne Zeit weiterstille, oder fehlen ihm dann Nährstoffe? Er ist eigentlich zufrieden. Aber bei meiner ersten Tochter habe ich schon ziemlich schnell, ab 6. Monat angefangen, langsam die Stillmahlzeiten zu ersetzen. Es gibt auch einige in meinem Umfeld, die verstehen nicht, daß ich immer noch so viel stille. Obwohl ich finde, das Stillen das schönste ist was es gibt, wegen der Nähe zum Kind. Irgendwie kann ich mir das auch gar nicht ohne vorstellen. Oder liegt es vielleicht auch daran, das ich weiter kein Kind mehr möchte und ich deshalb nicht aufhören will. Man kommt ja dann nie wieder in den Genuss des stillens:-(( Vielen Dank für die Antwort im voraus


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Liebe Lissi, eigentlich machen Sie es genau richtig! Sicher ist es richtig und gut, einem acht Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Sie machen also NICHTS falsch. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Sie können Schmelzflocken anbieten, müssen diese aber nicht mit Milchanrühren, so lange Sie häufig genug stillen. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Ihre Muttermilch weniger Nährstoffe hat, als Brei oder Ersatzmilch, IHRE Milch ist noch immer das BESTE für ihr Kind. Bei der LLL Europakonferenz in Nottingham im letzten Sommer hat ein spanischer Kinderarzt einen sehr interessanten Vortrag zum Thema „Essen" gehalten. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Ich hoffe, ich konnte Sie beruhigen und Sie können das Stillen einfach nur noch genießen :-). LLLiebe Grüße Biggi


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