Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Unruhige Nächte

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Unruhige Nächte

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Hallo Biggi, mein Kleiner wird jetzt 11 Monate. Ich habe ihn 7 mon. voll gestillt. Momentan stille ich noch morgens, nachmittags und zum einschlafen. Ich hatte das Glück, dass er mit gut 2 mon. durchgeschlafen hat. Das war toll, bis er ca. 6 mon. war. Dann ging es langsam mit den Zähnen los und vorbei waren die ruhigen Nächte. Momentan ist es so, dass er mal wieder drei oder auch nur zwei Nächte durchschläft und dann nachts wieder wach wird, nicht mehr alleine einschläft und arg weint. Auf Rat des Kinderarztes, der meinte, es ist vermutlich "nur" eine Angewohnheit, dass er nachts gestillt werden will (mein Sohn nuckelt kurz und schläft dann wieder ein), habe ich ihn kürzlich nicht aus dem Bettchen genommen sondern nur gestreichelt und mit ihm geredet. Einmal hat es funktioniert, in der nächsten Nacht hat er so geweint, da habe ich ihn fast eine Stunde rumgetragen und dann doch gestillt; er hat sofort weitergeschlafen. Der Arzt meinte, ich solle ihn nicht mehr aus dem Bett nehmen, zwar auch nicht alleine weinen lassen, aber konsequent bleiben (ich kann das nicht, da blutet mein Mutterherz). Andere Mütter raten mir, ihm nachts Tee zu geben, aber das ist doch auch Quatsch, da höre ich das Stillen auf und fange mit Tee an. Das ist auch nicht sinnvoller, oder? Was meinst Du, ist es eine Angewohnheit, die man abstellen soll (ich bringe es nicht übers Herz, ihn weinen zu lassen, das habe ich noch nie getan!!), oder soll ich es weiter so handhaben, dass ich ihn stille, wenn er nachts aufwacht und weint, weil er alleine nicht mehr einschlafen kann. Manchmal wacht er auch auf, redet ein paar MInuten und schläft dann einfach weiter. Aber es geht halt nicht jede Nacht. Noch eine Abschlussfrage: wie lange kann ich ihn morgens noch stillen? Braucht er in diesem Alter schon ein anderes Frühstück? Wenn ja, was soll ich ihm geben? Braucht er dann noch ein Fläschchen? Und was kann ich ihm ersatzweise als Nachmittagsnahrung anbieten? Wir genießen das Stillen beide noch, er freut sich jedesmal, besonders abends zum einschlafen, wenn er trinken darf. DAnke und liebe Grüße, Michaela


Biggi Welter

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? Liebe Michaela, fangen wir von hinten an. Du kannst dein Kind (morgens) so lange stillen wie es dir und deinem Kind gefällt. Es gibt keine Altersgrenze und eine Flasche ist auch nicht notwendig. Es ist möglich (und wird und wurde millionenfach praktiziert) ein Kind vollkommen ohne Flasche und ohne künstliche Säuglingsnahrung groß zu ziehen. Du kannst deinem Kind selbstverständlich auch etwas anderes als die Brust zum Frühstück anbieten, aber Du musst dich keineswegs unter Druck setzen, dass dein Kind dringend etwas anderes braucht. Wenn Du magst und dein Sohn es auch mag, könntest Du ihm z.B. ein Brot zum Frühstück anbieten und am Nachmittag ein Stück Obst. In der Frage, ob ein Baby ab einem gewissen Alter nachts noch etwas zu essen (oder zu trinken) braucht, scheiden sich die Geister ganz gewaltig. Aber auch ältere Kinder haben nachts Hunger. Und eines sollte nicht vergessen werden: Stillen ist ja nicht nur Nahrung für den Körper, es ist viel mehr und gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass Du etwas „falsch" machst, wenn Du dein Kind nachts bei dir schlafen lässt (ob im eigenen Bett oder im gleichen Zimmer) und es nach Bedarf stillst und auch zum Einschlafen stillst. Lass dich unbesorgt von deinem Instinkt leiten. Dein Gefühl und dein Kind werden dir zeigen, was das Beste für euch alle ist. Du enthältst deinem Kind keineswegs etwas vor, wenn Du ihm hilfst, seine innere Zufriedenheit und Vertrauen in sich und dich zu entwickeln, statt es alleine weinen zu lassen. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass bis jetzt noch jedes Kind aus dem Bett der Eltern ausgezogen ist und zwar lange vor der eigenen Hochzeitsnacht:-). Die Zweifler und all die, die meinen, dass sie es besser wissen, kannst Du ja mal fragen, ob sie gerne alleine schlafen und ob sie der Meinung sind, dass sie ihren Partner „verwöhnen" (im Sinne von „verziehen"), wenn sie gemeinsam in einem Bett, vielleicht sogar aneinandergekuschelt, schlafen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi


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