JulienneM
Hallo liebe Biggi, seit einiger Zeit habe ich mit einigen Unsicherheiten hinsichtlich des Stillens zu kämpfen und mich (aufgrund deiner m.M.n. sehr hilfreichen, kompetenten und verständnisvollen Beiträge in diesem Forum) dazu entschieden, deine Expertinnenmeinung einzuholen. Unsere Tochter ist jetzt 19 Monate alt. Wir hatten keinen leichten Start (Trennung nach der Geburt, Schreibaby, wirklich große Probleme auch mit dem Stillen in den ersten vier Monaten), haben aber alles gemeinsam durchgestanden und sie hat sich großartig entwickelt und zu einem absoluten Stillbaby gemausert – bis heute. Weiterhin möchte ich vorausschicken, dass ich wirklich unglaublich gerne stille und im Großen und Ganzen auch keine Probleme damit habe; ich bin der Überzeugung, dass es ihr, insbesondere nachdem sie ein sehr gefühlsstarkes/sensibles Kind ist, sehr viel Sicherheit und Halt gibt und sie auch vielleicht grade deshalb viel mehr in den „Explorationsmodus“ gehen kann, weil sie ihren Bindungstank damit besonders gut auffüllen kann (und ich übrigens auch). Dennoch habe ich einige Sorgen; der Übersichtlichkeit halber möchte ich das gerne in einzelne Punkte unterteilen: 1) Stillfrequenz Die Stillfrequenz ist seit Anfang an sehr hoch. Sie wollte immer schon stündlich an die Brust und auch, wenn es phasenweise vorkommt, dass sie die Brust weniger oft einfordert (auch bis zu 6 Stunden, insbesondere, wenn sie bei einer anderen Person in Betreuung ist, das kann sie gut differenzieren), hat sich daran bis heute nicht viel geändert. Ich habe seit einigen Wochen bereits die „Regel“ eingeführt, dass wir unterwegs nicht mehr stillen. Trotzdem fordert sie die Brust vehement ein. In der Öffentlichkeit ist mir das auch tatsächlich ein bisschen unangenehm, weil sie sich mittlerweile gut artikulieren kann, „Busen“ schreit und versucht mich auszuziehen. Selbst, wenn sie dann, meist nach einem Wutanfall, den ich bestmöglich versuche zu begleiten, einverstanden ist, dass es die Brust jetzt nicht gibt, möchte sie heimfahren. Eine Stillberaterin meinte mal zu mir, dass die Veränderung immer von der Mutter ausgehen muss und ich innere Klarheit brauche. Das verstehe ich – mein Ziel war es eigentlich, mit dem Flow zu gehen und ich dachte, dass sie einfach von selbst irgendwann weniger nach der Brust verlangt. Wir haben natürlich auch schon einiges versucht, das zu ändern. Ablenkung, immer erst Essen oder Trinken anbieten, den Wutanfall begleiten, ihr eine Änderung ankündigen und eine Zeit lang dabei bleiben, typische Stillverhalten vermeiden, statt Stillen Schnuller und Hautkontakt-Kuscheln als Alternative, sogar auf das Einschlafstillen haben wir für einige Wochen verzichtet – nichts hat geholfen, manches erst schon, aber nach zehn Minuten ging’s wieder los. Insgesamt haben alle Versuche eher alles stressiger gemacht. Je mehr ich es versucht habe, etwas zu ändern, desto mehr hat sie die Brust verlangt. Meine Frage also: Irgendwann MUSS sich das doch von selbst ändern? Oder liegt es doch an mir? Aber was kann ich noch tun, um die Stillfrequenz ein bisschen zu reduzieren, sodass wir nicht immer diese Probleme in der Öffentlichkeit haben? Ich habe schon ein bisschen das Gefühl, dass das nicht ganz „normal“ ist, weil ich keine im Umfeld kenne, der es auch so geht… 2) Kein Appetit auf feste Nahrung Das bringt mich auch zum nächsten Thema, denn sie fordert nicht nur oft das Stillen ein, sie möchte einfach auch nichts zu sich nehmen. Phasenweise mehr, phasenweise gar nichts. Aber es geht nie über ein paar Löffel Joghurt, zwei Bissen Banane, ein paar Babykekse und drei Nudeln hinaus (so als Orientierung), auch nicht bei meinem Mann oder der Oma. Sie hat einfach kein großes Interesse daran, kann nicht lange bei der Sache bleiben und reagiert sehr sensibel auf Konsistenzen – wenn einmal etwas dabei war, was sich nicht gut im Mund anfühlt, zumindest so mein Gefühl, ist es wieder vorbei mit dem Essen. Gewicht etc. passt, ist ärztlich abgecheckt. Wir haben von Anfang an BLW gemacht, irgendwann hat sie eingefordert, dass wir sie füttern mit wirklich monatelang nur derselben Sorte Brei, obwohl wir ihr immer alles auch vom Familientisch angeboten haben (gewürzt, ungewürzt, ganz egal). Wir bemühen uns um eine positive Atmosphäre am Tisch, versuchen sie miteinzubeziehen, sie nicht zum Essen zu drängen bzw. es weitestgehend unkommentiert zu lassen. Lieblingsnahrung bleibt Busen. Kinderarzt sagt „sie hätte mich im Griff“ und dass es sich um Machtspielchen handelt. Von der Formulierung bin ich gar nicht überzeugt, aber es verunsichert mich trotzdem. Meine Hoffnung ist auch, dass sich die Stillfrequenz bessern würde, wenn sie mal essen würde... Was kann ich noch tun? 3) Starke „Fixierung“ auf mich als erste Bindungsperson Wir haben eine ganz tolle Bindung. Auch zum Papa hat sie die, aber sie bevorzugt trotz aller Bemühungen mich. Mir wird oft gesagt, dass das am Stillen liegt. Insbesondere in der Nacht lässt sie sich nicht mal von ihm anfassen, obwohl er wirklich so sehr um sie bemüht ist. Weil die Nächte aber nach wie vor unruhig sind, haben wir selten die Energie, allein das Insbettbringen zu „üben“, weil es erfahrungsgemäß dann noch schlechter geht und wir sie beide auch nicht so verzweifelt weinen lassen wollen. Sie schreit mittlerweile sehr schnell bereits „Angst“, „Mama“, „holen“ – das zerbricht uns das Herz. Kann das sein, dass sich das nach dem Abstillen verändern würde, also dass sie auch andere Bezugspersonen mehr akzeptiert? 4) Unruhige Nächte Hier kursieren ja abertausend Ratschläge im Internet. Wir haben auch schon einiges ausprobiert. Am besten fühlt sich für uns allerdings weiterhin das Familienbett an, weil sie einfach viel Nähe braucht. Mir wird immer zum Abstillen, zumindest nachts, geraten, damit sie besser schläft. Wir hatten wirklich standardmäßig Nächte, da ist sie zwischen 11 und 16 Mal jede Nacht wach geworden. Zum Glück hat sich das gebessert und wir sind jetzt meistens nur noch bei ca. drei bis sechs Mal im Schnitt (hatten aber auch schon Nächte mit nur einmal Aufwachen zwischen 20 Uhr und 5 Uhr morgens). Meistens stille ich sie dann kurz, sie dreht sich dann wieder weg und schläft weiter. Oft möchte sie aber auch andauernd gestillt werden, was ich dann mittlerweile unterbinden möchte, aber weil sie sich dann nicht mehr beruhigt, bekommt sie irgendwann trotzdem wieder die Brust... Meiner Meinung nach braucht sie einfach die Rückversicherung, dass jemand da ist und die bräuchte sie auch, wenn ich nicht mehr stillen würde... Wie siehst du das, könnte Abstillen vielleicht doch helfen, die Nächte ruhiger zu gestalten? 5) Kinderwunsch Wir haben wieder einen Kinderwunsch und es zwar noch nicht lange versucht, aber bisher hat es nicht geklappt. Eisprünge sind vorhanden – aber ist es möglich, dass das Stillen die Einnistung verhindert? Das Problem ist – abchecken, ob es an einem anderen Thema liegt, kann ich nicht, denn jede:r Ärzt:in würde sagen, erst abstillen – die raten bei uns auch zum Abstillen, wenn eine Schwangerschaft besteht (Erfahrungsberichte von Freund:innen). Sollte eine Ssw doch eintreten, muss ich vermutlich wirklich aktiv die Stillfrequenz reduzieren, damit, falls es zum Tandemstillen käme, meine Tochter nicht mehr so oft die Brust verlangt? Was, wenn die Milch weniger werden würde, meine Tochter ja aber weder Flasche nimmt noch gut genug isst? Könnte sie sich alleine umstellen? Das beschäftigt mich sehr. Das war ein sehr langer Text… Ich bedanke mich ganz herzlich im Vorhinein fürs Lesen und freue mich auf eine Antwort. Viele Grüße, JulienneM
Liebe JulienneM , höre mal ganz genau ich dich hinein, was empfindest DU? Ist es für DICH eher schon ein Machtkampf? Fühlst DU DICH wohl? Wenn du dich nicht mehr wohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht etwas zu ändern. Stillen ist eine ZWEIERbeziehung und du musst dich nicht zwingen. Wichtig ist deine Klarheit, DU machst die Regeln und nicht dein Kind! Je klarer und sicherer DU bist, umso leichter machst du es deinem Kind. Denn unsere Kinder spüren jeden Zweifel in uns und dann fällt es ihnen schwerer, uns zu folgen (im wahrsten Sinne des Wortes). Gib deinem Kind ganz viel Liebe und tröste es, zeige ihm, dass du seinen Schmerz verstehst. Ist eine Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Wichtig ist nun also, dass du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Weniger- oder Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Wenn deine Kleine merkt, dass du genau das meinst, was du sagst, dann wird sie die neue Situation auch akzeptieren. Deine Kleine wird das verkraften, denn du bist ihr Leuchtturm und sie wird sich an dir orientieren. Wenn du dir unsicher bist, dann warte noch ab. Vielleicht magst du mal mit jemanden darüber sprechen und alle Vor- und Nachteile durchgehen? Manchmal hilft ein gutes Gespräch so sehr und du wirst dir über deine Gefühle klarer.... Denk immer daran: DU bist euer Chef, DU bist diejenige, die die Richtung vorgeben muss. Das gilt nicht nur fürs Schlafen, doch diese Übung wird dir für andere Bereiche eures gemeinsamen Lebens gute Dienste erweisen. Wurden denn bei deiner Kleinen die Eisen- und Zinkwerte überprüft? Oft liegt da ein Mangel vor und die Kinder sind deshalb so appetitlos. Zu deiner nächsten Frage: Niemand kann vorhersagen, wie schnell Du nun ob mit oder ohne Abstillen wieder schwanger werden kannst. Sogar ohne Periodenblutung kann es zu einem Eisprung kommen und es gibt viele Frauen, die in der Stillzeit gleich beim ersten Eisprung, dem keine Blutung vorangegangen war, wieder schwanger geworden sind. Stillen hat eine empfängnisverhütende Wirkung und tatsächlich kann auch bei einem älteren Stillkind die Empfängnis erschwert und die Einnistung der Eizelle behindert sein. Aber eben „kann" und nicht „muss". Es gibt da übrigens eine interessante Theorie auch über die Reife des Kindes in Bezug auf Geschwister: so lange ein Kind noch so häufig an der Brust der Mutter trinkt, dass dadurch die Fruchtbarkeit der Mutter eingeschränkt wird, so lange ist es auch noch nicht reif genug, die Mutter mit einem weiteren Geschwisterkind zu teilen. Manche Menschen halten dies vielleicht weit hergeholt, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass da viel Wahres dran ist. Lieben Gruß, ich hoffe, du bist nicht enttäuscht von meiner Antwort. Biggi
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